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Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur

Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur

Titel: Chanur-Zyklus 1 - Das Schiff der Chanur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Korridor und hastete dort hinein:
Hilfy!
Rutschend kam sie um die Ecke und gelangte unvermittelt in eine dramatische Situation - mit dem haarlosen, blutüberströmten Rücken des Eindringlings und der jungen Hilfy Chanur, die den Flur dahinter hielt, mit nichts außer entblößten Krallen und jugendlicher Großtuerei.
    »Idiot!« schrie Pyanfar sie an, und plötzlich wandte sich der Eindringlich
ihr
zu, und ihr stand er viel näher. Auf einmal erbrach er sich in einer kauernden Stellung, in der er schwankend hockte, erblickte dann die mit beiden Händen auf ihn gerichtete Pistole. Vielleicht hatte er genug Intelligenz, sich nicht auf die Waffe zu stürzen; vielleicht... aber das würde ihn direkt wieder zu Hilfy wenden, die unbewaffnet dahinter stand. Pyanfar nahm festen Stand ein, um bei der geringsten Bewegung zu schießen.
    Er blieb völlig reglos in seiner Hockstellung und keuchte aufgrund seines Laufes und seiner Wunde. »Verschwinde von hier!« wies Pyanfar Hilfy an. »Zieh dich zurück!« Der Eindringling wusste jetzt Bescheid über Hani-Krallen und Pistolen, aber vielleicht unternahm er doch etwas, und Hilfy, mit Unsicherheit im Blick, der gänzlich auf den Eindringling geheftet war, blieb hartnäckig stehen.
»Los!«
schrie Pyanfar.
    Auch der Eindringling schrie, ein Knurren, das ihm fast den Todesschuss einbrachte, raffte sich dann auf und deutete mitten auf seine Brust, zweimal und trotzig.
Los, schieß doch! s
chien er sie einzuladen.
    Das verlockte Pyanfar. Der Eindringling war nicht attraktiv. Die goldene Mähne und der Bart waren verschmutzt, und sein fast unsichtbarer Brustpelz verengte sich zu einer Linie, die über den wogenden Bauch hinab verlief und in etwas verschwand, was einwandfrei ein Kleidungsstück war, ein so stark zerlumpter Fetzen, dass er kaum noch vorhanden war und kaum zu erkennen in all dem Dreck, der das übrige haarlose Fell bedeckte. Das Wesen stank widerlich. Aber eine aufrechte Haltung und eine wildäugige Einladung an seine Feinde - das verdiente einen zweiten Gedanken. Es kannte Pistolen; es trug zumindest einen Hauch von Kleidung; es zog seine Linie und beabsichtigte, sein Territorium zu halten.
    Männlich, möglicherweise. Es hatte dieses über den Rand Schauende in seinem Blick.
    »Wer bist du?« fragte Pyanfar langsam und nacheinander in mehreren Sprachen einschließlich Kif. Der Eindringling gab bei keinem Mal ein Zeichen des Verstehens. »Wer?« wiederholte sie.
    Langsam kauerte er sich wieder hin und runzelte mürrisch die Stirn, neigte sich ganz zum Boden hinunter, streckte einen Finger mit stumpfem Nagel aus und schrieb mit seinem eigenen Blut, das reichlich in Lachen um seine nackten Füße lag. Er schrieb eine präzise Symbolreihe, mit zehn Zeichen, und dann eine zweite Reihe, in der das zweite Symbol dem ersten vorausging, dann das zweite mit dem zweiten, das zweite mit dem dritten... geduldig und mit zunehmender Konzentration, trotz des immer stärker werdenden Zitterns seiner Hand, tauchte den Finger in das Blut und schrieb, vertieft in eine verrückte Fixierung auf seine Aufgabe.
    »Was macht es?« fragte Hilfy, die es von ihrer Seite aus nicht sehen konnte.
    »Ein Schriftsystem, wahrscheinlich numerische Notierung. Es ist kein Tier, Nichte.«
    Der Wortwechsel ließ den Eindringling aufblicken - dann aufstehen, eine abrupte Bewegung, die sich nach seinem Blutverlust als unklug erwies. Ein glasiger, verzweifelter Ausdruck trat in seine Augen, und er fiel mit ausgebreiteten Gliedern in die Pfütze und auf die Schriftzeichen, glitt in seinem eigenen Blut aus, als er versuchte, sich wieder aufzurichten.
    »Ruf die Besatzung!« sagte Pyanfar ruhig, und diesmal eilte Hilfy in großer Hast davon.
    Pyanfar blieb stehen, wo sie war, die Pistole in der Hand, bis Hilfy einen anderen Korridor hinab und außer Sicht war, und kauerte sich dann mit der Gewissheit, dass niemand ihren Mangel an Würde sehen konnte, nieder, die Pistole mit beiden Händen locker zwischen den Knien gehalten. Der Eindringling mühte sich immer noch, stützte sich mit dem blutigen Rücken gegen die Wand, hielt den Ellbogen gegen den tiefer liegenden Ausgangspunkt der Kratzer an seiner Seite gedrückt, von dem das meiste Blut herrührte. Seine blassblauen Augen schienen trotz all ihrer Glasigkeit Intelligenz zu signalisieren. Wachsam erwiderte er ihren Blick mit anscheinend verrücktem Zynismus.
    »Sprichst du Kif?« fragte Pyanfar wieder. Ein Aufflackern dieser Augen, was vielleicht etwas bedeutete.

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