Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charles

Charles

Titel: Charles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
Vom Netzwerk:
interessiert oder ihnen zu verstehen gegeben, dass sie stolz auf sie war? Warum hatte sie ihre Gefühle nie gezeigt? Lanni fand es sehr traurig, dass es Catherine so schwer gefallen war, ihrer Zuneigung Ausdruck zu verleihen. Sie wusste, dass Catherines Verhalten ihre Mutter oft verletzt hatte. Trotzdem hatte Kate Caldwell ihre Mutter nach dem Schlaganfall liebevoll umsorgt.
    Da sie nicht daran denken wollte, mit welchen Problemen ihre Mutter und ihre Großmutter in Anchorage konfrontiert waren, konzentrierte Lanni sich auf das Foto ihres Bruders. Besonders seit seiner Scheidung von Karen machte sie sich Sorgen um ihn.
    Am liebsten hätte sie die beiden zur Vernunft gebracht. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, dass zwei Menschen, die sich so liebten, nicht versuchten, ihre Ehe zu retten.
    Falls überhaupt jemand Schuld daran hatte, dann war es Matt. Er war dreißig und fünf Jahre älter als Lanni, aber so unreif wie ein Zwanzigjähriger. Er konnte sich einfach nicht entscheiden, wie er sein Leben führen sollte. Während seiner Ehe hatte er ständig den Beruf gewechselt und damit Karen gezwungen, sich jedes Mal auf ein neues Leben einzustellen. Unter anderem hatte er es mit Buchhaltung und Fischerei probiert und sogar eine Haushaltsschule besucht.
    Nach einem halben Jahr, immer wenn Karen sich an das neue Leben gewöhnt hatte, war Matt zu dem Ergebnis gekommen, dass dies doch nicht das Richtige für ihn war.
    Lanni glaubte nicht, dass ihr Bruder kein Verantwortungsgefühl besaß oder rücksichtslos war, aber sein starkes Bedürfnis nach Abwechslung und seine allgemeine Unzufriedenheit hatten schließlich dazu geführt, dass seine Ehe gescheitert war.
    Lanni zwang sich, an etwas anderes zu denken. Es war bereits nach Mitternacht, und sie hatte einen langen, anstrengenden Tag hinter sich.
    Plötzlich sah sie Charles O’Hallorans Gesicht vor sich. Ihre Begegnung auf der Straße am Abend war wirklich seltsam gewesen. Es hatte förmlich zwischen ihnen geknistert, und Lanni hatte sich noch nie so zu jemandem hingezogen gefühlt.
    Wie durch einen Zauber hatte Lanni gewusst, was in Charles vorging, denn sie hatte dieselben verwirrenden Gefühle verspürt. Wenn Duke nicht bei ihr gewesen wäre, wäre sie vermutlich auf Charles zugegangen und hätte sich ihm in die Arme geworfen. Und sie war sicher, dass er sie nicht zurückgewiesen hätte.
    Vielleicht war es der Reiz des Verbotenen, der Wunsch, etwas zu besitzen, das man nicht haben konnte. Hätte sie im Psychologieseminar nur besser aufgepasst! Charles war ein O’Halloran, ein Feind ihrer Familie. Allerdings kannte sie die Gründe für diese Feindschaft nicht. Vielleicht hatte sie Verrat an ihrer Familie begangen, indem sie mit den O’Hallorans zu Abend gegessen hatte.
    Charles war allerdings nicht dabei gewesen.
    Und nicht Sawyer hatte sie eingeladen, sondern Abbey. Während des Essens und der anschließenden Unterhaltung hatte niemand von den Spannungen zwischen den O’Hallorans und den Fletchers gesprochen.
    Lanni beschloss, so bald wie möglich ihre Mutter anzurufen, um endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Sie hatte ein Recht darauf, es zu erfahren und selbst Entscheidungen zu treffen.
    Dass sie sich so stark zu Charles O’Halloran hingezogen fühlte, machte es ihr auch nicht leichter. Sie wusste nicht, warum, aber sie fühlte sich diesem Mann seelenverwandt, und es erschien ihr beinah schicksalhaft, wenn sie in seiner Nähe war. Glaubte sie überhaupt an so etwas wie Schicksal?
    Als sie irgendwann todmüde war, legte Lanni sich ins Bett. Im Geiste ging sie noch einmal durch alle Räume des Hauses. Sie würde nur ein paar Wochen brauchen, um alles einzupacken und den Transport nach Anchorage zu veranlassen. Mit Catherines Schlafzimmer wollte sie anfangen. Vielleicht würde sie dort etwas finden, das Aufschluss darüber gab, warum die O’Hallorans und die Fletchers verfeindet waren.
    Charles verbrachte den nächsten Morgen am Telefon, um sich irgendwie abzulenken und nicht an die neue Sekretärin seines Bruders denken zu müssen. Dennoch ertappte er sich immer wieder dabei, wie er überlegte, was in dem Wohnwagen vor sich gehen mochte. Unwillkürlich presste er die Lippen zusammen, als er sich vorstellte, wie John, Ralph, Duke und die anderen sich förmlich überschlugen, sie zu umwerben.
    Wahrscheinlich hatten sie sich um ihren Schreibtisch versammelt und störten sie bei der Arbeit. Sie würden ihr Anekdoten erzählen und sie zum Lachen bringen und

Weitere Kostenlose Bücher