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Chimaeren

Chimaeren

Titel: Chimaeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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sie Geräusche, die auf Wasser schließen ließen.
    Zu Fuß ging sie in die Richtung, aus der die patschenden Laute kamen. Kurz darauf erreichte sie ein von einer Mauer umgebenes Bassin, in dem sich mehrere Alligatoren zu später Stunde noch um eine Mahlzeit balgten.
    Ein normaler Mensch hätte bei den herrschenden Lichtverhältnissen kaum erkannt, um was für eine Beute es sich handelte.
    Lilith jedoch blieb die Erkenntnis nicht erspart, weil einer der Alligatoren in diesem Moment das Wasser auf der gegenüberliegenden Uferseite verließ, um den Fleischbrocken, den er sich ergattert hatte, genüßlich an Land zu verzehren.
    Der Arm, der aus seinem langen Maul herausragte, steckte noch im Ärmel des Hemdes, welches das bedauernswerte Opfer bei seinem Sturz in das Becken getragen hatte.
    Um den Rest stritten sich andere.
    Lilith sah mit einem Blick, daß jede Hilfe zu spät kam. Der schreckliche Unfall mußte schon vor einer geraumen Weile stattgefunden haben.
    Wenn es ein Unfall gewesen war .
    Erschüttert und voll diffuser Sorgen fand ihr Blick zu dem brodelnden Etwas am Himmel zurück, das noch mehr an bedrohlicher Substanz gewonnen hatte. Es sah aus, als würde es immer kompakter werden, als würde es sich immer dichter zusammenballen, um - Um was?
    Der einzige Weg, es - vielleicht - herauszufinden, war, sich zu ihm zu begeben.
    Lilith kehrte der makaberen Fütterung der Raubtiere den Rücken, verwandelte sich in ihre Fledermausgestalt zurück und strebte mit schnellem Flügelschlag dem Fanal aus schwärzester Magie entgegen.
    Sie erreichte es nie.
    *
    Als Craig mit Shaye die Höhle betrat, wartete dort die Antwort auf all seine Fragen. Unterwegs hatte ihm die kaltblütige Mörderin ganz beiläufig ihren Namen genannt und sich auch nach seinem erkundigt.
    Ihre Schuhe erzeugten hallende Geräusche auf dem felsigen Untergrund.
    Die Menschen, die sich in der Höhle versammelt hatten, schenkten den Ankömmlingen zunächst keinerlei Beachtung, sondern konzentrierten sich ganz auf das, was vor ihren Augen geschah und auch Craigs Aufmerksamkeit sofort fesselte.
    Er sah wahllos auf dem Boden abgelegte Tiere, die er anfänglich für tot hielt, bis er an den schwachen Bewegungen unter dem Fell erkannte, daß sie offenbar doch nur betäubt waren.
    Bis auf den Puma, der zusammen mit einem Löwen auf einer Wolldecke in der Höhenmitte lag.
    Dieser Puma war definitiv tot, denn sein Kopf und ein Teil der Brust mit dem rechten Vorderlauf ruhten abgetrennt neben dem zugehörigen Körper, aus dem das Blut in Strömen lief. Die Amputation konnte erst vor Sekunden stattgefunden haben. Qual und Schmerz und etwas, das Craig ähnlich in den Augen des Welpen gelesen hatte, war in den aufgerissenen Pupillen im Moment des Sterbens konserviert worden.
    Auch die Augen des Löwen auf der Decke waren offen, aber nicht so gläsern starr.
    Noch nicht.
    Denn der Mann, der daneben hockte, beugte sich gerade über das Tier, um .
    ... eine Knochensäge anzusetzen.
    »Was ...«, ächzte Craig fassungslos, »... was geht hier vor?« Das Licht einer tragbaren Lampe, die in der Höhlenmitte abgestellt war, brach sich in seinen weitaufgerissenen Pupillen.
    »Das vierte Zeichen«, erwiderte Shaye. »Dieser von uns erwählte Mann vollbringt gerade, was die Schrift verlangt.«
    »Zeichen? Schrift?« Benommen schüttelte Craig den Kopf.
    Plötzlich fragte eine Stimme: »Wer ist das? Warum hast du ihn mitgebracht?«
    Eine Gestalt hatte sich aus der Gruppe der Zuschauer gelöst und kam ihnen entgegen. Die Stimme des Mannes klang streng.
    Shaye antwortete: »Ich möchte, daß er einer von uns wird. Wir brauchen jede Unterstützung.«
    »Nicht, wenn es gelingt. Und das wird sich in kürzester Frist zeigen!«
    »Auch wenn es gelingt. Er hat etwas ... das mir gefällt.«
    »Persönliche Vorlieben haben keinen Platz in unserem Plan.« »Er wird einer von uns. Er muß nur -«
    Ein vielstimmiger Aufschrei unterbrach sie.
    Das Geräusch der Säge war verklungen. Craig sah, wie die Augen des Löwen brachen. Er achtete kaum auf Shaye und den Mann, der sie zur Rede stellte. Er stand völlig im Bann des eigentlichen Geschehens, das unaufhaltsam und seltsam distanziert wie ein Film vor ihm ablief.
    Wie sehr ihn das alles an früher erinnerte. An den Schuppen im schattigen Garten. An das Vertrauen, das er in den Hundeaugen gelesen hatte, bevor .
    »Zu spät!«
    Shayes Ausruf zerschnitt das Geflecht seiner Gedanken und Erinnerungen. Craig sah, wie der Arzt (es mußte ein

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