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Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Miranda würde sie die Treppe hinunterzerren und durch den Flur schleifen, bis zu dem stickig heißen, stinkenden Raum, wo die Dunklen Schwestern bereits auf sie warteten.
    Genau so hatte es sich an jedem Tag der ersten Woche im »Dunklen Haus« abgespielt, wie Tessa das Gebäude, in dem sie gefangen gehalten wurde, inzwischen nannte. Bis sie irgendwann erkannt hatte, dass Schreien und Treten ihr nicht viel nützten und reine Kraftverschwendung waren - Kraft, die sie sich besser für andere Gelegenheiten aufsparen konnte.
    »Einen Augenblick, Miranda«, sagte Tessa nun. Das Dienstmädchen machte einen ungelenken Knicks, ging aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Tessa stand auf und sah sich in dem kleinen Raum um, der seit den vergangenen sechs Wochen ihre Gefängniszelle darstellte. Die mit einer Blümchentapete versehene Kammer war winzig und äußerst spärlich möbliert: ein schlichter Holztisch mit einem weißen Spitzentischtuch, an dem sie all ihre Mahlzeiten einnahm; ein schmales Messingbett, in dem sie schlief; der abgenutzte Waschtisch mit der angestoßenen Porzellankanne, an dem sie sich wusch; die Fensterbank, die ihr als Bücherregal diente; und ein harter Stuhl, auf dem sie jeden Abend saß und die Briefe an ihren Bruder schrieb - Briefe, von denen sie wusste, dass sie sie nie würde abschicken können und die sie unter ihrer Matratze versteckte, wo die Dunklen Schwestern sie nicht finden würden. Diese Briefe dienten ihr als eine Art Tagebuch und Ausdruck ihrer Hoffnung, dass sie Nate eines Tages wiedersehen würde und sie ihm dann übergeben konnte.
    Langsam ging sie zu dem Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und glättete ihre Haare. Die Dunklen Schwestern - wie sie genannt zu werden wünschten - schätzten es nicht, wenn Tessa unordentlich wirkte. Darüber hinaus schienen sie sich aber nicht weiter für das Äußere des Mädchens zu interessieren ... ein Glück, denn der Anblick ihres Spiegelbilds ließ Tessa nun zusammenzucken. Graue, tiefliegende Augen starrten ihr aus dem blassen, ovalen Gesicht entgegen - ein erschöpftes, überschattetes Gesicht, ohne Farbe in den Wangen oder den Hauch einer Hoffnung in den Zügen.
    Tessa trug das unvorteilhafte schwarze, gouvernantenhafte Kleid, das die Schwestern ihr nach der Ankunft in London gegeben hatten. Trotz der Versprechungen der beiden war Tessas Koffer nicht eingetroffen und dies war nun das einzige Kleidungsstück, das sie besaß. Rasch wandte Tessa den Kopf ab.
    Ihr eigenes Spiegelbild hatte sie nicht immer zusammenzucken lassen. Zwar galt Nate mit seinem attraktiven Äußeren in der Familie als derjenige, der die Schönheit ihrer Mutter geerbt hatte, aber Tessa war mit ihren glatten braunen Haaren und den ruhigen grauen Augen auch recht zufrieden gewesen. Jane Eyre hatte braunes Haar gehabt und viele andere Romanheldinnen ebenfalls. Und es war auch gar nicht so schlimm, groß zu sein. Jedenfalls größer als die meisten Jungen ihres Alters ... das konnte man nicht abstreiten. Aber Tante Harriet hatte ihr stets eingeschärft, solange eine groß gewachsene Frau sich gerade hielt, würde sie immer hoheitsvoll wirken.
    Allerdings wirkte sie im Moment alles andere als hoheitsvoll, überlegte Tessa. Sie sah verhärmt und ungepflegt aus, wie eine verängstigte Vogelscheuche. Und sie fragte sich, ob Nate sie überhaupt erkennen würde, wenn er sie jetzt zu Gesicht bekäme.
    Dieser Gedanke versetzte ihr einen Stich. Nate. Er war derjenige, für den sie das alles hier auf sich nahm, aber manchmal vermisste sie ihn so sehr, dass ihre Brust schmerzte, als hätte sie zerbrochenes Glas geschluckt. Ohne ihn war sie vollkommen allein auf der Welt. Es gab sonst niemanden, der für sie da war. Niemanden auf der ganzen Welt, den es kümmerte, ob sie noch lebte. Diese grauenvolle Vorstellung drohte sie manchmal zu überwältigen und in eine bodenlose Dunkelheit zu stoßen, aus der es kein Entrinnen gab. Wenn sich auf der ganzen Welt niemand für einen interessierte, existierte man dann überhaupt noch?
    Das Klicken des Türschlosses riss Tessa aus ihren Gedanken. Die Tür schwang auf und Miranda erschien auf der Schwelle.
    »Es wird jetzt Zeit, dass Sie mitkommen«, sagte sie. »Mrs Black und Mrs Dark warten bereits.«
    Tessa musterte das Dienstmädchen widerwillig. Sie konnte einfach nicht abschätzen, wie alt Miranda war. Neunzehn? Fünfundzwanzig? Ihr glattes, rundes Gesicht hatte etwas Altersloses an sich und ihre Haare - übrigens von einer

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