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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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eleganten Frisur hochgesteckt und mit einer Perlenkette verziert, die Sophie mit Perlenhaarnadeln befestigt hatte. Dazu trug sie eine goldene venezianische Halbmaske, die Jessamines hellblondes Haar hervorragend zur Geltung brachte. Ich wirke so zierlich, hatte sie seltsam losgelöst überlegt, während Sophie vor dem Spiegel in Jessamines Zimmer noch letzte Hand an ihr Kleid legte. Wie eine Feenprinzessin. Solche Gedanken fielen leicht, wenn das Spiegelbild nicht tatsächlich dem eigenen entsprach.
    Aber Will ... Er hatte zwar gesagt, sie solle sich darauf vorbereiten, bei seinem Anblick ins Schwärmen zu geraten - woraufhin sie nur mit den Augen gerollt hatte -, aber in seinem schwarzen Frack mit der weißen Weste und dem weißen Hemd sah er einfach atemberaubend aus, besser als sie sich jemals hätte vorstellen können. Die kontrastreichen, eleganten Farben unterstrichen seine kantigen, makellosen Gesichtszüge; und seine dunklen Haare ragten leicht über den Rand einer schwarzen Halbmaske, die den Blauton seiner Augen noch deutlicher hervortreten ließ.
    Tessa spürte, wie ihr Herz einen Satz machte, und hasste sich umgehend dafür. Rasch wandte sie den Blick ab und schaute zu Cyril, der auf dem Kutschbock saß. Als er sie entdeckte, riss er verwirrt die Augen auf und schaute von ihr zu Will und wieder zurück. Doch dann zuckte er die Achseln. Tessa fragte sich, was Will ihm wohl erzählt haben mochte, um den Umstand zu erklären, dass er mit Jessamine mitten in der Nacht nach Chiswick fuhr. Das musste eine ziemlich abenteuerliche Geschichte gewesen sein, die er Cyril aufgetischt hatte, überlegte sie.
    »Ah«, sagte Will nur, als Tessa die Stufen hinabschritt und ihre elegante Stola fester um die Schultern wickelte. Sie hoffte inständig, dass er den unwillkürlichen Schauer, der sie erbeben ließ, als er ihre Hand nahm, auf die kalte Nachtluft zurückführte. »Ich verstehe nun, warum dein Bruder aus diesem schrecklichen Gedicht zitiert hat. Du sollst Maud sein, nicht wahr? ›Königin Rose ... der Mädchenrosenknospen Königin‹. [18] «
    »Ich weiß.« Tessa nickte, als Will ihr beim Einsteigen half. »Ich kann mich für dieses Gedicht auch nicht begeistern.«
    Will schwang sich hinter ihr in die Kutsche und zog den Schlag zu. »Jessamine liebt es über alles.« Die Kutsche setzte sich rumpelnd in Bewegung und fuhr dann durch das weit geöffnete Tor.
    Zu ihrer Verwunderung musste Tessa feststellen, dass ihr Herz wie wild schlug - aus Furcht davor, von Charlotte und Henry erwischt zu werden, versuchte sie, sich einzureden. Es hatte nicht das Geringste damit zu tun, dass sie mit Will allein in einer Kutsche saß. »Ich bin aber nicht Jessamine«, teilte sie ihm mit.
    Ruhig schaute er zu ihr hinüber. In seinem Blick lag irgendetwas ... eine Art spöttische Anerkennung; Tessa fragte sich, ob es sich dabei vielleicht schlicht und einfach um Bewunderung für Jessamines Äußeres handeln mochte. »Nein«, erwiderte er. »Nein, denn obwohl du ihr perfektes Ebenbild bist, kann ich dein wahres Ich irgendwie dahinter erkennen - als müsste ich nur eine Farbschicht entfernen, damit darunter meine Tessa zum Vorschein kommt.«
    »Und ich bin auch nicht deine Tessa.«
    Das Licht, das in seinen Augen funkelte, verlor ein wenig an Leuchtkraft. »Nun gut«, räumte er ein. »Vermutlich bist du das nicht. Wie fühlt es sich denn an, in Jessamines Haut zu stecken? Kannst du ihre Gedanken wahrnehmen? Ihre Gefühle deuten?«
    Tessa schluckte und schob mit ihrer behandschuhten Hand den Samtvorhang vor dem Kutschfenster leicht zur Seite. Auf dem Gehweg rauschten die Gaslaternen als verschwommene gelbe Lichtinseln vorbei; zwei Kinder kauerten in einem Torbogen, schlafend aneinandergelehnt. Kurz darauf passierten sie Temple Bar. »Ich habe es versucht«, sagte sie schließlich. »Oben in ihrem Zimmer. Aber mit Jessamine stimmt irgendetwas nicht. Ich ... ich konnte nicht das Geringste aufschnappen, keinen einzigen ihrer Gedanken.«
    »Nun ja, es ist vermutlich nicht einfach, im Hirn einer anderen Person herumzuwühlen, vor allem wenn diese kein bisschen Hirn besitzt.«
    Tessa schnitt Will eine Grimasse. »Von mir aus kannst du das Ganze leichtfertig abtun, aber ich sage dir, mit Jessamine ist irgendetwas nicht in Ordnung. Jeder Versuch, ihre Gedanken zu fassen, ist so, als würde man in ein Schlangennest greifen oder eine giftige Wolke berühren. Ich kann zwar einen Teil ihrer Gefühle spüren - beträchtliche Wut, Sehnsucht und

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