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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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»Ich bin gezwungen, viel Zeit mit den Lightwoods zu verbringen, und Gabriel verabscheut dich offensichtlich aus tiefstem Herzen. Außerdem hast du ihm den Arm gebrochen. Es würde mich tatsächlich beruhigen, wenn ich den Grund für all das erfahren würde.«
    Kopfschüttelnd fuhr Will sich mit den Fingern durch die Haare. »Du lieber Himmel«, murmelte er. »Gabriels und Gideons Schwester - ihr Name lautet übrigens Tatiana, benannt nach der besten Freundin ihrer Mutter, einer Russin. Tatiana war damals zwölf Jahre alt, glaube ich.«
    »Zwölf?«, wiederholte Tessa entsetzt.
    Will schnaubte. »Wie ich sehe, hast du dir bereits selbst ein Bild gemacht, was seinerzeit vorgefallen ist«, spottete er. »Würde es zu deiner Beruhigung beitragen, wenn ich dir versichere, dass ich ebenfalls zwölf Jahre alt war? Tatiana ... sie ... glaubte, sie sei in mich verliebt. Auf diese typische Art und Weise, wie nur kleine Mädchen für jemanden schwärmen können. Sie ist mir auf Schritt und Tritt gefolgt und hat sich kichernd hinter Säulen und Ecken versteckt, nur um mich anzustarren.«
    »Man begeht eine Menge Dummheiten, wenn man zwölf ist.«
    »In jenen Tagen fand gerade die erste Weihnachtsfeier im Institut statt, an der ich teilnehmen konnte«, erzählte Will weiter. »Die gesamte Familie Lightwood war zugegen, alle in Festtagskleidung ... Tatiana mit silbernen Bändern im Haar. Außerdem hatte sie ein kleines Buch bei sich, das sie überallhin mitschleppte. Im Laufe des Abends muss es ihr aus der Tasche gefallen sein, denn ich fand es eingeklemmt im Spalt zwischen der Sitzfläche und Rückenlehne eines der Sofas. Es handelte sich um ihr Tagebuch. Bis zum Rand gefüllt mit Gedichten über mich - die Farbe meiner Augen, unsere gemeinsame Hochzeitsfeier und so weiter. Und überall stand ›Tatiana Herondale‹.«
    »Das klingt doch eigentlich ganz rührend.«
    Aber Will fuhr unbeirrt fort: »Also schnappte ich mir das Tagebuch, das ich im Salon gefunden hatte, und marschierte damit in den Ballsaal. Elise Penhallow hatte gerade ihre musikalische Darbietung auf dem Spinett beendet. Ich platzierte mich neben sie auf dem Podium und begann, aus Tatianas Tagebuch vorzulesen.«
    »Oh, Will - das hast du doch nicht ernsthaft getan?!«
    »Doch«, erklärte er. »Sie hatte ›Herz‹ mit ›Schmerz‹ gereimt: ›Oh William, mein Herz / wie sehr es mich schmerz’ / dass dir ich verschwieg / du bist doch mein Lieb.‹ Ich musste dem Ganzen ein Ende bereiten.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Tatiana stürmte, in Tränen aufgelöst, aus dem Ballsaal und Gabriel sprang auf das Podium und versuchte, mich zu erwürgen, während Gideon nur mit verschränkten Armen dastand und zusah. Es dürfte dir nicht entgangen sein, dass er sich selten zu mehr hinreißen lässt.«
    »Anscheinend war Gabriel nicht sehr erfolgreich. Mit seinem Versuch, dich zu würgen, meine ich«, bemerkte Tessa.
    »Nein ... ich hab mich gewehrt und ihm dabei den Arm gebrochen«, erinnerte Will sich mit einer gewissen Genugtuung in der Stimme. »So, jetzt weißt du’s. Das ist der Grund, warum Gabriel mich hasst. Ich habe seine Schwester öffentlich gedemütigt, aber dabei vergisst er gern zu erwähnen, dass ich auch ihn gedemütigt habe. Er glaubte, er könne mich mühelos besiegen. Damals hatte ich erst wenige Trainingsstunden absolviert und hörte, wie er mich hinter meinem Rücken ›fast ein Irdischer‹ nannte. Stattdessen hab ich ihn windelweich geprügelt und ihm den Arm gebrochen; das Knacken der Elle war deutlich zu hören. Ein bedeutend angenehmeres Geräusch als Elises Geklimper auf dem Spinett, wenn du mich fragst.«
    Tessa seufzte und rieb ihre behandschuhten Hände, um ihre Finger zu wärmen. Sie wusste nicht so recht, was sie von der Sache halten sollte. Zwar handelte es sich keineswegs um die tragische Geschichte von Verführung und Verrat, die sie erwartet hatte, aber anderseits zeigte sie Will auch nicht gerade in bestem Licht. »Sophie hat mir erzählt, Tatiana sei inzwischen vermählt und kehre gerade mit ihrem frisch angetrauten Ehemann von der gemeinsamen Hochzeitsreise zurück«, sagte Tessa schließlich.
    »Ich bin mir sicher, sie ist auch heute noch genauso langweilig und töricht wie damals.« Will klang, als würde er jeden Augenblick einschlafen. Träge zog er den Vorhang zu und im nächsten Moment saßen sie beide in tiefe Dunkelheit gehüllt.
    Tessa konnte seinen ruhigen Atem hören und die Wärme seines Körpers spüren, obwohl er

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