Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
seinen Augen und musste an das Aufblitzen einer scharfen Rasiermesserklinge denken.
»Ich schlage vor, dass Charlotte und Henry Branwell eine Abmahnung erhalten«, verkündete der Konsul, »und dass während der nächsten drei Monate jegliche Amtshandlung, die sie im Auftrag des Rats durchführen, von mir persönlich gebilligt werden muss, ehe sie ...«
»Euer Ehren«, meldete sich eine klare, feste Stimme aus der Menge. Sofort wirbelten mehrere Köpfe herum und starrten in die Richtung des Sprechers; Tessa hatte den Eindruck, es geschah nicht oft, dass jemand den Konsul mitten im Satz unterbrach. »Ich bitte ums Wort.«
Skeptisch zog der Konsul eine Augenbraue hoch. »Benedict Lightwood, mir scheint, vorhin während der Zeugenaussagen bestand bereits genügend Gelegenheit, uns etwas mitzuteilen.«
»Gegen die Zeugenaussagen habe ich auch gar nichts einzuwenden«, erwiderte Benedict Lightwood, dessen Profil im Elbenlicht noch schärfer und spitzer wirkte. »Aber in puncto der verhängten Strafe bin ich mit dem Hohen Gericht nicht einverstanden.«
Der Konsul beugte sich vor und stützte sich auf das Pult. Er war groß und kräftig gebaut und seine gewaltigen Hände erweckten den Eindruck, als könnte er Benedicts Kehle mühelos mit einer Hand umspannen - was Tessa liebend gern gesehen hätte. Nach allem, was sie bisher von Benedict Lightwood mitbekommen hatte, mochte sie ihn nicht sonderlich. »Und warum nicht?«, fragte Wayland.
»Ich denke, dass Sie sich von Ihrer langjährigen Freundschaft mit der Familie Fairchild beeinflussen lassen und Charlottes Unzulänglichkeit als Leiterin des Instituts gegenüber blind sind«, sagte Benedict und ein empörtes Raunen ging durch den Saal. »Die schweren Fehler, die in der Nacht zum sechsten Juli begangen wurden, haben nicht nur das Ansehen des Rats blamiert und den Verlust der Pyxis zur Folge gehabt, sondern auch unsere diplomatischen Beziehungen zu Londons Schattenweltlern nachhaltig geschädigt - durch den sinnlosen Angriff auf de Quincey.«
»Es wurden bereits mehrere Beschwerden eingereicht und Anträge auf Entschädigung gestellt. Über diese wird gesetzesmäßig entschieden werden«, knurrte der Konsul. »Aber Wiedergutmachungsleistungen gehen dich nun wirklich nichts an, Benedict ...«
»Und das Schlimmste ist ...«, fuhr Benedict unbeirrt und mit erhobener Stimme fort, »sie hat einen gefährlichen Verbrecher entkommen lassen! Einen Verbrecher, der Pläne zur Beeinträchtigung und Vernichtung von Schattenjägern schmiedet und von dem wir nicht wissen, wo er sich in diesem Moment aufhält. Darüber hinaus bin ich der Ansicht, dass die Verantwortung zur Aufspürung dieses Kriminellen allein diejenigen tragen sollten, die sein Verschwinden verschuldet haben!«
Bei diesen Worten geriet der ganze Saal in Aufruhr; Charlotte schaute bestürzt, Henry verwirrt und Will wütend. Nur der Konsul, dessen Augen sich bei Benedicts Bemerkung über die Familie Fairchild - offenbar Charlottes Mädchenname - beunruhigend verdüstert hatten, wartete schweigend, bis sich der Lärm wieder gelegt hatte. Dann erklärte er ruhig: »Deine feindselige Gesinnung gegenüber dem Oberhaupt deiner eigenen Brigade gereicht dir nicht zur Ehre, Benedict.«
»Ich bitte um Verzeihung, Konsul, aber ich bin der Überzeugung, dass es nicht im Interesse der Schattenjägergemeinschaft ist, Charlotte Branwell weiterhin als Leiterin des Instituts einzusetzen. Schließlich wissen wir alle, dass Henry Branwells Beteiligung an der Institutsführung bestenfalls als nominell bezeichnet werden kann. Ich glaube nicht, dass eine Frau dazu fähig ist, ein Institut zu leiten: Das schwache Geschlecht denkt nicht logisch und besonnen, sondern emotional ... mit dem Herzen. Zweifelsohne ist Charlotte eine gute und ehrbare Ehefrau, aber kein Mann hätte sich von einem solch offensichtlichen Spion wie Nathaniel Gray an der Nase herumführen lassen ...«
»Er hat mich getäuscht!« Will war aufgesprungen, wirbelte herum und musterte Benedict Lightwood aus wütend funkelnden Augen. »Er hat uns alle getäuscht. Daher wüsste ich gern, welche Unterstellungen Sie gegenüber meiner Person und gegenüber Jem und Henry Vorbringen, Mr Lightwood?«
»Du und Jem ... ihr seid noch Kinder«, schnaubte Benedict. »Und Henry verbringt doch jede Minute in seinem Laboratorium.«
Will schickte sich an, über die Rückenlehne seines Stuhls zu klettern, doch Jem stieß einen unterdrückten Fluch aus und zerrte ihn zurück auf seinen
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