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Clementine

Clementine

Titel: Clementine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Pennypacker
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Margrets Kopf zu kleben. Du hast diese Woche schon eine Menge Ärger gemacht. Zuerst hast du Margret die Haare abgeschnitten. Dann hast du ihren Kopf angemalt. Gestern hast du deine eigenen Haare abgeschnitten und dir den Kopf angemalt. Und heute das. Clementine, was ist eigentlich zwischen dir und Margret los?«
    »Wie buchstabiert man Nitrogen?«, fragte ich Frau Rice. Manchmal lassen Erwachsene sich ablenken, wenn man sie nach Schuldingen fragt.
    Aber Frau Rice buchstabierte Nitrogen und wandte sich dann wieder der Margretsache zu. »Bist du sauer auf sie?«
    »NEIN«, sagte ich. Okay, meinetwegen, ich habe geschrien. Aber ich hatte vorher nicht gewusst, dass ich schreien würde. Und ich konnte nichts gegen meine Schreistimme machen. »SO EINE GUTE FREUNDIN VON MARGRET BIN ICH: ICH BIN NICHT MAL SAUER AUF SIE WEGEN LETZTER WOCHE AUF MEINEM GEBURTSTAG AUCH WENN SIE DIE M&M-PASTILLEN AUF DEM KUCHEN ANGEHAUCHT HAT UND DIE WAREN DAS BESTE DARAN UND DANN HAT SIE SICH AUF MEINEN GLITZERFARBKASTEN GESETZT UND DER WAR MEIN SCHÖNSTES GESCHENK UND SIE HAT GESAGT DAS WAR EIN VERSEHEN ABER DAS GLAUBE ICH NICHT UND JETZT WILL SIE AUSSEHEN WIE ICH NUR DARF SIE SPANGEN HABEN UND ICH NICHT!«

    »Oh«, sagte Rektorin Rice. Und dann sagte sie gar nichts mehr, sie sah mich nur an und das ist das Schlimmste von allem, was dir im Büro der Rektorin passieren kann. Ich saß dreihundert Stunden lang da und schaukelte wie bescheuert mit den Beinen und dann sagte ich: »Bin ich hier jetzt fertig?«
    Und sie sagte: »Okay, meinetwegen.«
    Margrets Mutter erlaubte ihr, nach der Schule zum Spielen zu kommen.
    »Heißt das, dass sie fertig mit dem Sauer-auf-mich-Sein ist?«, fragte ich.
    »Nein. Sie glaubt nur nicht, dass du meinem Kopf noch irgendwas antun kannst. Außerdem sagt sie, ich bin neun Jahre alt und muss selbst auf meinen Kopf aufpassen können.«
    Dann erzählte ich ihr eine gute Nachricht, die ich mir gerade ausgedacht hatte.
    »Ich bin jetzt auch neun Jahre alt.«
    »Nein, bist du nicht. Du bist acht«, sagte sie. »Ich war letzte Woche auf deinem Geburtstag.«
    Daran konnte ich mich nur zu gut erinnern.
    »Nein«, erklärte ich. »Auf meinem Fest war ich acht. Neun kommt nach acht und jetzt ist es nach meinem Fest, also bin ich neun. Und das bedeutet, dass wir gleich alt sind.«
    »Das ist lächerlich!«, schrie Margret. »Ich bin fast zehn und du bist acht! Du bist nicht neun!« Sie versuchte ihre Haare zurückzuwerfen, aber das ging nicht so besonders gut ohne Haare, und unter dem abgeschrubbten Filzstift wurde ihr Kopf noch röter.
    »Doch, bin ich wohl«, sagte ich. »Ich bin im begabten Mathekurs, da kenn ich mich mit Zahlen ja wohl aus.«
    Da lief Margret weg und knallte mit meiner Tür. Diese Margret – nachdem ich ihr sogar noch geholfen hatte ihre blöden Haare in Ordnung zu bringen!
    Ich lief hinter ihr her in die Eingangshalle und schrie: »Du hättest meinen Kuchen nicht anhauchen und dich nicht auf mein Geschenk setzen dürfen, und ich will nicht, dass du aussiehst wie ich!«
    Aber sie drehte sich nicht einmal um und jetzt hatte ich für den Rest meines Lebens niemanden mehr zum Spielen. Aber das war mir egal, wo ich doch jetzt neun war.
    Oder vielleicht war ich auch nur kurz nach acht, okay, meinetwegen.
    Da ich kurz nach acht war, fiel mir ein, dass ich an diesem Tag noch nicht nachgesehen hatte, ob ich einen Bart kriege, und deshalb rannte ich ins Badezimmer. Dort kletterte ich aus Versehen aufs Klo und schaute aus dem Fenster in die Seitengasse, um zu sehen, ob Margret da draußen war. Ich sah sie nicht, aber das war mir egal. Vor allem als ich dann in den Spiegel sah und entdeckte, dass auf meiner einen Wange jetzt ein schöner brauner Bart wuchs.
    »He, Bill!«, schrie ich. Bill ist der Für-andere-Leute-Name meines Dads. »Wo ist dein Rasierapparat?«

    Dad kam so rasch ins Badezimmer geschliddert, dass ich schon dachte, seine Füße hätten Feuer gefangen, aber das hatten sie nicht. Ich zeigte ihm meinen Bart.
    Dad kniff die Augen zusammen und beschnupperte meine Wange. »Das ist kein Bart, Clementine«, sagte er und seufzte. »Das ist Schokoladenguss. Und der riecht übrigens genau wie der Schokoladenguss, den deine Mutter auf den Kuchen für ihre Lesegruppe gestrichen hat, auf den Kuchen, den niemand anrühren darf. Ist das nicht ein Zufall?«
    Okay, meinetwegen.
    Ich wischte den Guss ab und darunter steckte ein sehr wütendes Gesicht.
    »Clementine«, sagte mein Dad. »Du weißt doch, dass Mädchen

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