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Clementine

Clementine

Titel: Clementine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Pennypacker
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keine Bärte kriegen.«
    »Und was ist mit der Weltberühmten Bärtigen Dame im Zirkus? Was ist mit der, hä?«
    »Clementine, ich habe es dir schon hundertmal gesagt, du kannst keinen Bart kriegen.«
    »Aber Pastinake kriegt irgendwann so einen wie du? Oder bis zu den Knien, wenn er das will? Und ich nicht? Das ist nicht fair.« Und das habe ich ihm schon hundertmal gesagt.
    »Erstens heißt dein Bruder nicht Pastinake«, sagte Dad. »Und zweitens … na ja, auch egal. Vielleicht ist heute nicht der richtige Tag, um darüber zu reden, was fair ist.«
    Mein Dad und ich schauten lange mein wütendes Spiegelgesicht mit den grün gefärbten Stoppeln darüber an.
    »Ich hab im Moment wirklich schrecklich viel Ärger mit Haaren«, flüsterte ich.
    »Weiß ich, Kumpel«, sagte Dad. Dann umarmte er mich. Meistens quetscht er damit alles Wütendsein aus mir raus. Aber diesmal vermischte sich das Wütendsein einfach mit Traurigsein und Glücklichsein und das war ungeheuer verwirrend.
    »He«, sagte mein Dad. »Hast du einen Moment Zeit?«
    Ich kniff die Augen zusammen. Das kam sehr darauf an.
    »Der große Taubenkrieg«, sagte er. »Zeit für das Abendmanöver. Und ich könnte heute Abend eine wie dich an der Front gebrauchen. Eine mit neuen Ideen. Die sind mir nämlich gerade so ziemlich ausgegangen.«
    Ich sagte »okay« und mein Dad und ich zogen unsere Regenmäntel an und gingen vor die Tür.

    Als Erstes holte er den Schlauch, den nennt er das schwere Geschütz. Dann sprengte er die Vordertreppe und den Bürgersteig vor dem Hauseingang. Am Ende richtete er den Schlauch auf die Tauben, die auf Gesimsen und Fensterbänken und Balkons und Dächern vorn an unserem Haus saßen. Er sprühte sie nass, bis alle wegflogen. Das ist immer am schönsten, denn wenn über dir eine Million Tauben gleichzeitig abheben, spürst du, wie ihre Flügelschläge in dir explodieren, wie ein Feuerwerk.
    Mein Dad reichte mir den Schlauch. »Willst du den Löwen sauber machen?«
    Natürlich wollte ich. Der in Stein gehauene Löwe über der Eingangstür hat schrecklich spitze Zähne, aber ich habe keine Angst vor ihm, weil er die Zähne ja braucht, um uns zu beschützen. Außerdem ist er nur aus Stein. Ich spritzte ihn voll, bis er im Licht der Straßenlaternen richtig funkelte.
    »Weißt du was, Dad«, sagte ich dann. »Eigentlich führst du gar keinen Krieg gegen die Tauben. Die Tauben sind gar nicht der Feind.«
    »Was redest du denn da?«, fragte er. »Es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Haus ordentlich aussieht, vor allem der Eingang. Und du hast doch gesehen, was diese Tauben anrichten.«
    »Genau«, sagte ich. »Die Tauben sind okay. Aber du ärgerst dich über ihren Dreck.«
    »Ja, das stimmt«, sagte mein Dad. »Ich führe also Krieg gegen Taubenkacke. Hast du irgendeine Vorstellung, wie wir die Taubenkacke loswerden und die Tauben behalten können?«
    »Wie wäre es mit Windeln«, schlug ich vor. »Wir könnten warten, bis die Tauben schlafen, und uns dann hochschleichen und ihnen kleine Windeln ummachen.«
    »Fantastisch!«, rief mein Dad. »Siehst du? Das hatte ich gemeint. Ich kann mich immer darauf verlassen, dass du die Dinge aus einem neuen Blickwinkel siehst. Ich werde dich zum Hauptmann ernennen.«
    »Du hast mich schon vorige Woche zum Hauptmann ernannt«, erinnerte ich ihn. »Als ich vorgeschlagen habe von ihnen Miete zu kassieren.«
    »Dann kannst du Sergeant werden«, versprach er.
    »Egal«, sagte ich. »Aber wer soll ihnen jeden Tag neue Windeln verpassen? Ich nicht.«
    »Hmmmm«, sagte Dad. »Hervorragender Einwand. Also zurück auf Los, Kumpel.«
    Und dann saßen wir einfach da und sahen zu, wie die Tauben für die Nacht zum Haus zurückkehrten. Wir hörten, wie sie über uns gurrten, und sie klangen dabei wie eine Million alter Damen mit Geheimnissen.
    »Was sollen wir also machen?«, fragte ich. »Ich meine, ganz wirklich?«

7. KAPITEL
    Ich wusste schon von Anfang an, dass Freitag ein schlimmer Tag sein würde, denn in meinem Rührei waren glibberige Stellen.
    »Ich kann keine Eier mit glibberigen Stellen essen«, sagte ich zu meiner Mutter.
    »Dann iss drum herum«, sagte sie. »Iss einfach die gelben und die weißen Stellen.«
    Aber das konnte ich auch nicht, denn die glibberigen Stellen hatten die gelben und die weißen Stellen berührt. Also bekam ich nur Toast.
    »Hast du alles?«, fragte mein Dad, als ich losging.
    »Natürlich«, sagte ich. »In meinem Rucksack.« Aber als ich ihm meine Hausaufgaben

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