Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
untersuchen und sie »multiparadigmatisch«
(
Schreyögg
1991) zu erfassen und zu verstehen (
Bartunek, Gordon, Weathersby
1983).
Die Firma H & M, eine schwedische Boutiquenkette, hatte das Ziel, hochmodische Ware zu extrem günstigen Preisen anzubieten.
Die bislang gefahrene Strategie, eigene Designer zu bemühen, erwies sich auf Dauer als zu teuer. Die Firma unterhält heute
eine »Streetgang« von jungen Leuten, die bei unterschiedlichen Events in ganz Europa Modetrends ermitteln, welche sich dann
in der Firma in Neuproduktionen niederschlagen. Die preiswerte Ware wurde aber nun oft verdächtigt, nicht solide, haltbar
usw. zu sein. Auch hier entwickelte das Management eine gänzlich neuartige Konzeption: Jedes Kleidungsstück wird schon nach
der Produktion einem »Härtetest« ausgesetzt, indem es vor dem Verkauf gewaschen oder gereinigt wird.
Soziale Kompetenzen
Als »soziale Kompetenz« ist die Fähigkeit zu bezeichnen, mit anderen Menschen effektiv und konstruktiv zusammenzuarbeiten.
Seit Ende der 30er Jahre (
Roethlisberger, Dickson
1939) ist durch die Human-Relations-Bewegung |32| bekannt, dass die subjektive Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen die Effizienz von Werktätigen fördert. Und seit den
70er Jahren (
Argyris
1975) wurde durch die Human-Resources-Bewegung deutlich, dass Menschen in Betrieben nicht nur als Funktionsträger betrachtet
werden können, sondern aus einer ethischen Sicht möglichst als »ganze Menschen« anzusprechen sind. Gerade diese Debatte hält
bis heute an (
Steinmann, Löhr
1991).
Zur Forderung sozialer Kompetenzverbesserung von Managern trägt auch die aktuelle Diskussion um »schlanke Organisationen«
bei (
Womak
et al. 1991;
Corsten, Will
1993 u. a.); denn in Systemen mit flachen Hierarchien, in denen projektorientierte Arbeitsformen auf gleicher hierarchischer
Ebene dominieren, benötigen Führungskräfte einen flexiblen, »integrativen Führungsstil« (
Gregor-Rauschtenberger, Hansel
1993), der nur mit hohen sozialen Kompetenzen zu realisieren ist. In diesen Bereich gehört Kooperationsbereitschaft, aber
auch die Fähigkeit, das Handeln anderer zu verstehen und sich in sie hineinzuversetzen. Soziale Kompetenz ist bei Managern
immer auf vier Ebenen relevant: mit Kollegen, mit unterstellten Mitarbeitern, mit Vorgesetzten und mit den Bezugspersonen
der jeweils relevanten Organisationsumwelt.
1.4 Grenzen von Managementhandeln
Das konkrete Handeln einer jeweiligen Führungskraft bestimmt sich nun allerdings keineswegs nur nach persönlichen Vorlieben
oder nach Marktgesichtspunkten, sondern in hohem Maße auch nach anderen Variablen. Hier sind zum einen externe Restriktionen
zu nennen. Dem Handeln von Managern sind aber auch Systemgrenzen gesetzt und im Sinne von »Selbstbegrenzung« auch ethische.
Externe Restriktionen
In allen westlichen Industrienationen ist Managementhandeln heute Gesetzen unterworfen, die vor allem den Verbraucherschutz,
den Schutz der Arbeitnehmer und den Schutz der Öffentlichkeit betreffen.
Verbraucherschutz:
Wir finden heute zahlreiche Gesetze zur Produkthaftung von Unternehmen, zum Arbeits- und Unfallschutz usw., |33| durch die Verbraucher vor schadhaften oder schädlichen Produkten geschützt werden sollen. Entsprechende administrative Kontrollsysteme
dienen zur Überwachung der gesetzlichen Richtlinien. Dadurch sind Managern schon bei der Planung von Produkten Grenzen gesetzt.
Schutz der Arbeitnehmer:
Auch das Verhältnis von Arbeitgebern zu Arbeitnehmern ist heute durch zahlreiche Gesetze geregelt. Das Kündigungsschutzgesetz,
die Arbeitszeitordnung, Urlaubsgesetze, das Jugendarbeitsschutzgesetz usw. bestimmen in hohem Maße die Personal- und Führungsfunktionen
von Managern mit.
Schutz der Öffentlichkeit:
Darüber hinaus gibt es Gesetze, die das Verhältnis von Unternehmen zur Öffentlichkeit regeln. Hier spielt heute vor allem
der Umweltschutz eine Rolle, der die Öffentlichkeit vor schädlichen Auswirkungen der Marktwirtschaft bewahren soll. Auch diese
Regelungen setzen dem Managementhandeln Grenzen (
Ulrich
1977).
Grenzen durch Organisationskulturen
Neben externen faktischen Grenzen durch die Gesetzgebung sind dem Managerhandeln aber auch normative, zumeist implizite Grenzen
gesetzt. Sie lassen sich am ehesten durch den Begriff der »Organisationskultur« (OK) präzisieren. In der neueren organisationstheoretischen
Literatur werden Organisationen als »Miniaturgesellschaften«
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