Coconut Caye - Insel der Lust
erste Reaktion der anderen war Schweigen, trotzdem wusste Sydney, dass sie über kurz oder lang mitmachen würden. Also beschloss sie, den ersten Schritt zu machen. Sie wollte Spaß haben, und damit konnte sie ebenso gut gleich anfangen. Sie griff ein Glas, nahm all ihren Mut zusammen und sagte: “Ich bin dabei.”
Lauren starrte sie entgeistert an. “Das glaube ich nicht.”
“Solltest du aber”, meinte Sydney, füllte ein paar Eiswürfel und Whiskey in ihr Glas und blickte in die Runde. “Ich habe schließlich Urlaub, und ich habe mir wirklich ein bisschen Spaß verdient.”
“Was hat denn 'Wahrheit oder Risiko' mit Spaß zu tun?”, fragte Lauren entsetzt.
“Jede Menge, wenn die Mitspieler und die Atmosphäre stimmen. Nicht zu vergessen die richtige Menge Alkohol”, klärte Sydney sie auf, zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck. Während der Whiskey durch ihre Kehle rann, sah sie zu Ray. Lag es an dem Drink oder an der Art, wie er sie beobachtete, dass ihr plötzlich heiß wurde?
“Darauf trinke ich”, sagte Poe und hob ihr Glas. Mittlerweile hatten alle den ersten Schrecken verwunden und lachten – mit Ausnahme von Lauren.
Sie musterte einen nach dem anderen, wobei ihr Blick besonders lange bei Anton verharrte. Sydney sah ihn ebenfalls an und fragte sich, was wohl gerade in ihm vorgehen mochte. Anton war absolut undurchschaubar. Sie hätte nicht sagen können, ob er in diesem Augenblick wütend, interessiert oder schlicht gleichgültig war.
Lauren hingegen schien durchaus zu erahnen, was er dachte. Und diese Ahnung allein genügte ihr, eine Entscheidung zu fällen. Sie nahm sich ein Glas, ein paar Eiswürfel und schüttete sich einen doppelten Whiskey ein.
Dann trank sie einen Riesenschluck, schüttelte sich kurz und sagte: “Okay. Ich mach mit.”
“Wenn das so ist”, meinte Doug und klatschte in die Hände. “Ich habe nichts dagegen, eine kleine Party zu veranstalten.”
Daraufhin griff Anton sich ein Glas, schenkte sich einen Schluck Whiskey ein und spülte ihn in einem Zug hinunter. “Meinetwegen. Aber ich bin nur dabei, wenn es um Sex geht.”
“Kein Problem”, sagte Poe und zwinkerte Sydney zu.
Sydney hoffte inständig, dass Poe nicht zu weit gehen würde und das Spiel nach hinten losging.
Aber an sich fand sie die Spielidee gut, weil sich damit die Atmosphäre entkrampfen ließ. Natürlich dachte sie dabei in erster Linie an Ray. Wenn sie ihn erfolgreich verführen wollte, musste sie zunächst alle Hindernisse ausschalten, wie etwa Hemmungen oder falsche Zurückhaltung. Andererseits verriet ein einziger Blick in seine Augen, dass kaum Hindernisse zu befürchten waren.
“Tja, Poe, dann verrat uns doch mal, ob es bei dem Spiel irgendwelche festen Regeln gibt oder wir uns die Fragen selbst ausdenken dürfen”, begann Jess. Er langte nach zwei Gläsern, füllte beide mit Eis und Bourbon und reichte eines an Kinsey weiter. “Ihr müsst nicht denken, dass meine Fantasie ärmlicher ist als die irgendeines anderen Mannes, aber …”
“Aber wie alle Männer brauchst du eine genaue Ansage, damit du nicht in die Verlegenheit kommst nachzufragen, nicht?”, vervollständigte Kinsey seinen Satz und prostete den anderen Frauen zu.
Die Männer am Tisch schmollten und murrten. Sydney war sich allerdings sicher, dass die Revanche der männlichen Fraktion nicht lang auf sich warten lassen würde. Sie kannte jedenfalls keinen Mann, der sich freiwillig aus einem Wortgefecht zurückzog – schon gar nicht, wenn der Gegner eine Frau war.
“Hey, war ja nur 'ne Frage”, konterte Jess und hob die Hände. “Ich verstehe nicht, warum ich darauf keine klare Antwort bekommen kann, nur weil der Spielleiter zufällig eine Frau ist.”
Alle vier Männer johlten begeistert, und Poe tat, was jede halbwegs selbstbewusste Frau angesichts einer solch geballten Ladung Chauvinismus tat.
Sie lehnte sich über den Tisch und lockte Jess näher zu sich, wie die Hexe im Märchen, die Hänsel anlockt. Dann strich sie ihm mit dem Zeigefinger über die Unterlippe und schnurrte: “Warum hörst du nicht auf zu reden und lässt deine Taten für dich sprechen?”
Jess runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht.”
“Nun, offenbar denkst du, ich wüsste nicht, was ich tue. Dann solltest vielleicht besser du erklären, wie dieses Spiel gespielt werden muss.” Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. “Im Gegensatz zu euch Jungs macht es uns nämlich nicht das Geringste aus, wenn ihr uns sagt, was wir
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