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Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber: Dorothy Parker Eine Biografie (German Edition)

Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber: Dorothy Parker Eine Biografie (German Edition)

Titel: Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber: Dorothy Parker Eine Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Karl
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Prolog
    Meine Reise zu Dorothy Parker
    Dies ist eine Liebesgeschichte. Die Liebesgeschichte zwischen einer Stadt und einer außergewöhnlichen Frau. Die Liebesgeschichte zwischen New York City und Dorothy Parker.
    Am 25. November 2006 begegnete ich Dorothy Parker zum ersten Mal. Ich stand im holzgetäfelten Oak Room des Algonquin Hotels in New York und starrte auf ein großes buntes Gemälde. Es zeigte eine fröhliche Runde gut gekleideter Menschen, die sich um einen runden Tisch versammelt hatten. Links außen saß eine junge Frau mit großen rehbraunen Augen und riesigem Hut: Dorothy Parker. Sie hatte in den 1920er Jahren hier im Hotel gewohnt und sich täglich mit ihren Freunden am Round Table zum Lunch getroffen. Eine bronzene Tafel am Eingang des Algonquin wies vorbeieilende Passanten auf dieses Ereignis hin und kündete davon, dass das Algonquin eines der literarischen Wahrzeichen der amerikanischen Geschichte war.
    Es war der 60. Geburtstag meiner Mutter und wir wollten ihn mit Freunden feiern. Wie unzählige Besucher zuvor hatte auch uns die Geschichte der legendären Tafelrunde hierher in die 44. Straße nach Manhattan gezogen. Oberflächlich wusste ich, wer Dorothy Parker war, hatte beim Hinflug wieder einmal in ihren
New Yorker Geschichten
geblättert, die so eine seltsame Traurigkeit verströmen. Ich wusste,dass sie Kolumnen für
Vogue, Vanity Fair
und den
New Yorker
sowie viele Kurzgeschichten geschrieben und dabei ein ziemlich wildes Leben geführt hatte. Doch selbst wenn man ursprünglich nicht vorhatte, sich näher mit dieser Frau zu beschäftigen, hier an diesem Ort zog sie einen unwillkürlich in ihren Bann, und bevor wir wieder nach Hause flogen, erstand ich bei Barnes & Noble am Union Square verschiedene Bücher von ihr und über sie.
    Fünf Wochen später starb meine Mutter, und die Welt, die ich kannte, ging unter. Über Monate schrieb und las ich keine Zeile. Als ich die Wohnung meiner Mutter ausräumte, fand ich auf ihrem Nachttisch Dorothy Parkers
New Yorker Geschichten
. Es war das letzte Buch, in dem sie gelesen hatte, und ich nahm es an mich, nicht um darin zu lesen, sondern um ihr nah zu sein.
    Sechs Monate später kehrte ich nach New York zurück, um zu heiraten. Es war eine Feier in kleinem Kreise, und am Abend fanden wir uns an eben jenem runden Tisch im Algonquin wieder, unter den wachsamen Augen von Dorothy Parker. Später stellte ich fest, dass auf all meinen Hochzeitsfotos die Frau mit den großen braunen Augen und dem riesigen Hut zu sehen war. Hier in New York begann ich wieder zu lesen: ihre
New Yorker Geschichten
. Und diesmal fand ich es nicht traurig, sondern tröstlich, dass sie Sätze schrieb wie: »Tragödien töten uns nicht, nur Chaos bringt uns um. Ich kann Chaos nicht ertragen.« 3 Von diesem Augenblick an haben wir uns nie wieder aus den Augen verloren.
    So begann meine Reise zu Dorothy Parker, der Frau der Gegensätze, dem unbezwingbaren Freigeist, die von sich selbst sagte: »Ich bin ein Vagabundin und das für alle Zeit.« 4 Jetzt, vier Jahre später, sitze ich wie so viele Male zuvor erneut in der Lobby des Algonquin. Hinter mir liegen zwei Weltkriege und die Prohibition, Atlantiküberquerungen und politische Verfolgung, Jazz und Partys, Theaterpremieren und Schreibblockaden, Hollywood und Bucks County, Liebesgeschichten und zwischenmenschliche Dramen en masse. Ich bin Ernest Hemingway und Harpo Marx begegnet und habe mich in die Fitzgeralds verliebt. Und ich weiß jetzt, warum Mrs. Parker Mrs. Parker hieß, auch als sie längst Mrs. Campbell war: »Es gab mal einen Mr. Parker.« 5
    Ich verstehe mehr denn je, warum Dorothy Parker im Ruf steht, die geistreichste Frau der Vereinigten Staaten gewesen zu sein. Ihre Gedichte, Kritiken und Kurzgeschichten gehören zum Besten, was überdas Amerika der 1920er Jahre geschrieben wurde. Carrie Bradshaw aus »Sex and the City« mag heute die bekannteste Kolumnistin der Welt sein, doch im Vergleich zu ihrer realen Vorgängerin ist sie die Unschuld vom Lande. Dorothy Parkers Geschichten sind eine schonungslose Bestandsaufnahme des Lebens, erzählen von Männern und Frauen, von Liebe und Verrat und von der Unmöglichkeit, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Dabei ist sie weitaus weniger versöhnlich als ihre Filmkollegin, denn die meisten ihrer Figuren machen sich mehr Gedanken darüber, wo sie den nächsten Martini herbekommen, als über ihre monatlichen Zahlungsverpflichtungen. Was Dorothy Parker vor 90 Jahren über den Kampf

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