Code Freebird (German Edition)
enttäuschen, ihre Lebenszeit lässt sich nicht verlängern. Daraufhin tötet der Anführer der Androiden seinen Schöpfer, so wie es der Blade Runner mit jedem einzelnen Androiden tut, den er in die Finger bekommt. Alles läuft gut, bis zum großen Showdown.
Der Blade Runner hat den letzten Androiden im Kampf gestellt. Doch wieder Erwarten siegt der Android. Statt den Blade Runner aber zu töten, verschont er sein Leben. In dem berühmt gewordenen letzten Dialog zeigt er dem Blade Runner und den Menschen ihre geistige Beschränktheit auf. Dann verabschiedet er sich in den Tod, mit den Worten: Zeit zu sterben.
Was den Film so genial macht, ist das Streben einer Maschine, einer vom Menschen geschaffenen Kreatur nach mehr Lebenszeit. Das ist ziemlich der gleiche Wunsch, wie ihn wir Menschen haben. Doch der Mensch will niemanden über sich haben, und schon gar nicht sein eigenes Geschöpf. Der Mensch will Gott spielen und darüber bestimmen, wer leben darf und wer nicht.
Das ist die ganze Geschichte. Zufrieden?»
«Nicht ganz. Es gibt auch heute wieder einen Blade Runner. Richtig? Was wissen Sie über ihn?»
Aaliyah lächelte. «Ein Mythos, nichts weiter.»
«Ich glaube Ihnen nicht.»
Sie seufzte. «Nun gut. Es hält sich das Gerücht, dass ein Rächer, ein Vollstrecker, unterwegs sei. Er mordet im Auftrag seines Dienstherrn.»
«Wer ist dieser Dienstherr ?»
«Keine Ahnung. Fest steht nur, dass seine Ziele in irgendeiner Weise mit den Geschehnissen im Irak verbunden sind.»
«Raab war ein BND-Mann, der im Verdacht stand, Zielkoordinaten an die US-Streitkräfte weitergegeben zu haben. Bei den ersten Bombenangriffen auf Bagdad sind aber statt Saddam und seinen Söhnen irakische Zivilisten ums Leben gekommen. Ist es das?»
«In den ersten sechs Monaten sollen rund fünfzig derartige Schläge gegen irakische Kommandeure unternommen worden sein. Kein einziger Offizieller wurde dabei getötet. Zweiundvierzig dieser sogenannten präzisen Luftschläge trafen aber irakische Frauen, Kinder und Zivilisten. So etwas nenne ich nicht Kollateralschäden, sondern gezielten Mord.
Und nebenbei, haben Sie mal darüber nachgedacht, ob der BND nicht selbst einen unliebsamen Zeugen aus dem Weg haben wollte? Der wird vor dem drohenden Untersuchungsausschuss nicht mehr aussagen können.»
Levy überlegte. «Was ist mit den Opfern eins und zwei?»
«Sie meinen, Hanseviertel und Zeil?»
Levy nickte.
«Über Opfer Nummer eins, den PR-Mann Steve Pratchett, ist bekannt, dass er für einen amerikanischen Think Tank gearbeitet haben soll, der die Regierung beriet.»
«Was hat es mit diesem Think Tank auf sich?»
«Wie es der Name schon sagt: Ein Haufen Leute macht sich Gedanken und teilt die Ergebnisse dem Auftraggeber mit, weil der sich nicht selbst die Mühe machen will.
Ein Außenstehender übernimmt also dessen Arbeit. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn es sich nicht gerade um eine Regierung handelte, deren Job es ist, auf Basis der Verfassung zu handeln. Dafür werden die Regierungsmitglieder, aber auch die Opposition bezahlt. Alles im Rahmen der Gesetze.
Doch werden Regierungen im Laufe der Zeit faul, oder das, worum es geht, übersteigt deren Horizont. Dafür gibt es dann Think Tanks, externe privatwirtschaftliche Unternehmen, die im besten Fall Entscheidungen der Regierungen vorbereiten, im schlechtesten sie gar herbeiführen. Im Wirtschaftsenglisch heißt der entsprechende Vorgang Outsourcing.
Wenn es sich jedoch um sicherheitsrelevante Dinge handelt, oder wie in unserem Fall um die Vorbereitungen auf einen Krieg, dann kommt diesen externen Beratern eine Rolle zu, die sie eigentlich nicht ausüben dürften.
Nun, wenn man sich die Zusammensetzung der amerikanischen Regierung ansieht, dann sitzen dort Männer auf einer Position, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit multilateralen Firmen vorstanden. Deren Interessenlage, verknüpft mit den Möglichkeiten eines politischen Mandatsträgers, befeuert durch die Ergebnisse privatwirtschaftlicher Beraterfirmen … was glauben Sie, welche Politik da betrieben wird?
Dieses System ist nicht nur korrupt, sondern geht Hand in Hand mit den Erwartungen der Aktionäre.
Wenn es nicht selbst ein amerikanischer Präsident vor laufender Kamera einmal gesagt hätte, dann könnte man meinen, das sei alles neu. Doch Dwight Eisenhower, der, nebenbei gesagt, auch seinen unrühmlichen Anteil am Unfrieden in meiner Heimat hat, dieser Eisenhower hat am 17. Januar 1961 in seiner
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