Code Freebird (German Edition)
und sie nicht in Frage zu stellen», antwortete Nimrod knapp. «Egal, ob sie mir gefallen oder nicht.»
«Und als Polizist?», hakte Levy nach.
Nimrod ließ die Frage unbeantwortet. Stattdessen wandte er sich Demandt und Michaelis zu. «Ich denke, hiermit sind die Ermittlungen, die zum Tod von First Lieutenant Candice Brendall geführt haben, offiziell beendet. Wie Sie erfahren haben, ist sie Opfer eines bedauerlichen Unfalls geworden.»
«Und der Sprengstoffgürtel?», widersprach Michaelis.
«Sie meinen die Attrappe? Nun, man könnte sie als geschmacklosen Scherz bezeichnen, oder Brendall hat selbst, ohne Zwang von außen, den Gürtel getragen.»
«Wieso sollte sie das getan haben?», fragte Michaelis. «Hatte sie eine Vorliebe für ausgefallene Unterwäsche?»
Demandt schaltete sich ein. «Lass gut sein, Hortensia. Du hast gehört, was der Colonel gesagt hat. Für die Army und für uns ist der Fall damit abgeschlossen.»
Nimrod pflichtete ihm bei. «Bitte teilen Sie Ihren Vorgesetzten mit, dass wir den Tod einer Angehörigen der U. S. Army auf deutschem Boden bedauern, sowie die Umstände, die dazu geführt haben. Ich bedanke mich im Namen meiner Dienststelle ausdrücklich für die Unterstützung der deutschen Behörden in dieser Sache. Alles Weitere geht nun seinen vorbestimmten Weg.»
Levy war überrascht, wie schnell der Colonel zum offiziellen Blabla eines Angehörigen der US-Streitkräfte übergegangen war. Es schien, als machte er dies nicht zum ersten Mal.
Nimrod begleitete sie zum Ausgang. Auf dem Weg dorthin sagte niemand ein Wort. Obwohl jedem, außer Demandt, der Frust ins Gesicht geschrieben stand, mussten sie sich damit abfinden.
Levy jedoch musste sich keinem Diktat einer übergeordneten Dienststelle beugen. «Ich möchte mit Ihnen sprechen», flüsterte er Nimrod zu. Die beiden gingen hinter Michaelis und Demandt.
Nimrod nickte. «Ich erwarte Sie am Tor.»
24
Im Auto besprachen Demandt und Michaelis, wie es nun weitergehen solle. Levy wartete auf der Rückbank auf den richtigen Moment, sich abzusetzen.
Der verdächtige Blade Runner, Angel Hernandez, war Angehöriger der US-Streitkräfte. Seine bisherigen Opfer waren in der Mehrzahl ausländische Staatsbürger und Soldaten, auf der anderen Seite gab es die Deutschen Kevin Raab, Dennis Massall und vier weitere deutsche Opfer beim Clearwater-Anschlag.
Nach dem Nato-Truppenstatut fielen Angehörige der US-Streitkräfte unter die Gerichtsbarkeit der amerikanischen Behörden – daran war nicht zu deuteln.
Doch wie sollte es mit den deutschen Opfern und deren Recht auf Strafverfolgung ihres Mörders weitergehen? Raab war offiziell tabu, Massall stand in Diensten eines amerikanischen Unternehmens, das vom US-Verteidigungsministerium geschützt wurde. Blieben also noch die vier zivilen Opfer bei Clearwater. Drei Frauen, Büroangestellte, und ein Mann, der für die EDV zuständig war.
Deren Familien äußerten berechtigte Forderungen, den Schuldigen vor Gericht zu bringen. Nur wie konnte man seiner habhaft werden, sofern es sich tatsächlich um Angel Hernandez handelte? Würde ein deutscher Ermittler ihn fassen, so stünde kurz danach die Army in der Tür und würde seine Überstellung fordern. Was mit ihm vor einem amerikanischen Militärgericht passierte, lag jenseits deutscher Einflussnahme.
«Also, was machen wir?», fragte Michaelis.
«Das, was wir immer tun», antwortete Demandt. «Berichte schreiben und sie nach oben geben. Sollen die entscheiden.»
«Du bist ein Herodes», stichelte Levy aus dem Hintergrund.
«Herodes hin oder her», antwortete Demandt, «in unserem Geschäft ist es wichtig zu wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um auszusteigen. Und ich denke, er ist jetzt da.»
«Dem Innensenator wird das nicht gefallen», gab Michaelis zu bedenken.
«Auch er wird es noch lernen. Spätestens wenn er aus dem Kanzleramt einen Anruf bekommt.»
«Du meinst, die neugewonnene Freundschaft zwischen Amerika und Deutschland soll nicht gefährdet werden?», fragte Levy. «Ich könnte kotzen, wenn ich sehe, wie sich die Kanzlerin Bush an den Hals wirft. Das ist ja noch schlimmer als bei Schröder und Putin. Einfach ekelhaft. Dabei hätte ich bei einer Ost-Politikerin gerade das Gegenteil erwartet. Anscheinend lebt sie noch immer in der Illusion, dass im Westen alles goldgelb glänzt.»
«Jetzt krieg dich wieder ein», maßregelte ihn Demandt. «Die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland haben sich endlich wieder
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