Code Freebird
begegnet sind?«
»Ja.«
Stille. Levy meinte, ein Knistern in der Leitung zu vernehmen.
»Was will das Weib von dir?«
Nun ging sie einen Schritt zu weit. Levy musste das Feuer herausnehmen. »Nichts, und außerdem geht dich das auch nichts an. Wenn ich den Zug genommen hätte, dann würde ich erst morgen Abend wieder in Hamburg sein. So bringt sie mich zum Flughafen nach Frankfurt. Ich nehme gleich den ersten Flieger. Heute noch.«
Aaliyah verfolgte die Unterhaltung mit einem Schmunzeln, während sie das Dessert genüsslich verzehrte.
»Ja, ich habe was über die Clearwater-Leute herausbekommen. Ein ausführlicher Bericht morgen früh. Und jetzt lass mich in Ruhe fertig essen.«
Noch bevor er das Gespräch beenden konnte, hörte er sie: »Ihr esst zusammen?!«
»Entschuldigung«, sagte Levy, als er das Handy ausschaltete und in der Jackentasche verstaute.
Aaliyah winkte ab. »Ich hoffe, ich mache Ihrer Frau keine Probleme.«
Levy erhob leicht die Stimme. »Sie ist nicht meine Frau.«
Sie nickte gönnerhaft. »Keine Sorge, ich verstehe das.«
»Was zum Teufel?«
»Es war ja kaum zu übersehen, dass diese Frau ein Auge auf Sie geworfen hat. Ich konnte sie im Kino ein paar Minuten beobachten und …«
»Was haben Sie dort eigentlich gemacht?«, unterbrach Levy, er wollte von dem ganzen Frauengedöns jetzt nichts mehr hören.
»Ich bin Journalistin, schon vergessen? Bombenanschläge gehören zu meinem täglichen Brot. Zumal, wenn sie einen radikal-islamistischen Hintergrund haben sollen.«
»Was Sie bezweifeln.«
»Sie etwa nicht?«
»Noch liegen keine Erkenntnisse vor, die in eine andere Richtung zeigen.«
Ohne zu antworten, lächelte Aaliyah und führte einen weiteren Löffel des Desserts zum Mund.
»Sie wissen mehr, als Sie preisgeben wollen«, stellte Levy fest. Und noch bevor sie darauf antworten konnte, schob er hinterher: »Ja, ich weiß, Sie sind Journalistin. Es ist Ihr Job, in alle Richtungen zu recherchieren. In dieser Hinsicht unterscheiden wir uns nicht. Doch scheinen Sie überraschend gut informiert zu sein.«
»Ich habe meine Quellen.«
»Wer hat Ihnen gesteckt, dass das dritte Opfer ein Mitarbeiter des BND war? Das wissen bis heute nur eine Handvoll Menschen.«
»Damit meinen Sie Leute aus Ihren Nachrichtendiensten. Glauben Sie mir, bevor die etwas hören, weiß ich es schon längst.«
»Gehören Sie auch zu dem Verein?«
»Nein. Aber ich weiß, wen ich fragen muss, um etwas zu erfahren. Seit der Jagd auf die muslimischen Vereinigungen sind eure Spitzel außen vor. Die wirklich wichtigen Informationen werden nur noch in den inneren Zirkeln getauscht. Dort kommt niemand von euch hinein.«
»Sie aber offensichtlich schon. Was qualifiziert Sie dazu?«
»Ich bin eine Vertrauensperson.«
»Als Journalistin?«
»Als Muslimin. Ich weiß, welche Strafe mir nach dem islamischen Recht droht, wenn ich Mist baue.«
»Trotzdem behaupten Sie, dass hinter den Anschlägen keine Muslime stecken.«
»Das haben Sie gesagt. Ich verweise nur darauf, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, die durchaus wahrscheinlich sind.«
»Die da wären?«
»Kommen Sie, Herr Levy, ich werde doch nicht ohne Not meine Informationen mit Ihnen teilen. Das wäre unprofessionell. Aber lassen wir das. Es ist so ein schöner Abend, ich möchte nicht über das Geschäft reden. Trinken wir lieber noch einen Schluck.«
Sie hob ihr Glas und wartete, bis Levy es ihr gleichtat. Er zögerte. Diese Frau war gefährlich, er musste sich vor ihr in Acht nehmen. »Okay, lassen Sie uns trinken. Doch eine Bitte: Was wissen Sie über den Blade Runner? «
»Wie kommen Sie denn da drauf?«
»Sie haben ihn zur Sprache gebracht. Damals im Kino, als wir uns das erste Mal begegneten.«
»Der Film stand auf dem Programm. Ich habe ihn nur abgelesen.«
»Kommen Sie, Aaliyah, was steckt dahinter?«
Sie seufzte. »Es gibt diesen Film, Der Blade Runner, ein Science-Fiction aus den Achtzigern. Darin wird Harrison Ford, der Blade Runner, der eigentlich ein Kopfgeldjäger ist, von der Polizei in Los Angeles beauftragt, eine Gruppe geflüchteter Androiden zu töten. Diese Androiden sind menschenähnlich gebaut, haben aber ein Problem: Ihre Lebensdauer ist begrenzt und läuft bald ab. Um diese zu verlängern, suchen sie ihren Schöpfer, einen ebenso genialen wie abgehobenen Wissenschaftler, auf. Der muss sie jedoch enttäuschen, ihre Lebenszeit lässt sich nicht verlängern. Daraufhin tötet der Anführer der Androiden seinen Schöpfer,
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