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Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady

Titel: Modesty Blaise 08: Heiße Nächte für die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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    Seit drei Tagen hatten sie nicht das geringste Anzeichen menschlichen Lebens bemerkt, außer dem Hubschrauber, der überhaupt nicht hierher paßte. Er kam die Windungen des Flüßchens entlanggeknattert, während sie gerade ihre Kanus auf den schmalen Streifen Ufersand hinaufzogen. Der Pilot hatte einmal über ihnen gekreist, vielleicht um die ungewöhnliche Reisegesellschaft dort unten näher zu betrachten, und war dann noch ein Stückchen flußabwärts weitergeflogen, ehe er schließlich über dem breiten bewaldeten Hang abdrehte und jenseits des Bergrückens verschwand – wie eine Riesenlibelle, die über die Wipfel der Douglasfichten und Goldkiefern hinweghuschte.
    Das langsamer fließende Wasser am Rande war ein wenig wärmer als in der Strommitte, aber immer noch atemberaubend kalt. Modesty Blaise schwamm unter Wasser, betrachtete die Kieselsteine am Grund und genoß nach dem langen heißen Vormittag das angenehm kühle Prickeln auf ihrer Haut. Seit Sonnenaufgang unterwegs, hatten sie sich durch sieben Stromschnellen durchgekämpft.
    Sie tauchte auf und holte tief Luft. Bis zu den Hüften im Wasser stehend beugte sie sich vor, um das schwarze Haar auszuwringen. Als sie sich aufrichtete, fiel ihr Blick auf John Dall, der zehn Schritte vor ihr auf dem schmalen Uferstreifen stand, eine Filmkamera am Auge. Sie watete auf ihn zu, das Sonnenlicht glitzerte auf ihrem feuchten nackten Körper. «Na, das wird ein schöner Titel für das Kirchenblättchen.»
    «Aber nein, Liebling, das kriegt keiner zu sehen. Es soll ein Andenken für meine alten Tage werden.»
    Sie grinste, schleuderte das Haar nach hinten, stemmte die Hände in die Hüften, warf den Kopf verführerisch zurück und nahm die perfekt verrenkte Pose eines Pin-up-Girls ein.
    «Bleib so, bis ich dich rangeholt habe. Sehr schön!»
    John Dall senkte die Kamera und sah Modesty entgegen, wie sie aus dem flachen Wasser stieg und vor ihm stehenblieb. Er fragte sich, ob er je wieder so glücklich sein würde wie in den letzten drei Wochen mit ihr. Sie gab ihm einen feuchten Kuß, holte ihr Handtuch aus dem Bug des Zweier-Kanadiers und begann sich abzutrocknen. Als sie merkte, daß er stehenblieb und ihr zuschaute, sagte sie: «Weißt du, daß du dich benimmst wie ein alter Lustgreis, Johnny?»
    «Oh, das war einmal. Als wir diese Fahrt antraten, war ich vierzig. Aber jetzt bin ich fünfunddreißig.» Sein gewöhnlich ausdrucksloses braunes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. Mit den schiefergrauen Augen, dem dichten schwarzen Haar und den hohen Backenknochen glich es dem Gesicht eines Indianers. So wie er aussah, in dem abgeschabten Wildlederhemd und den aufgekrempelten verwaschenen Drillichjeans, überraschte es kaum, daß der Name seiner Großmutter ‹Große Eule im Baum› gelautet hatte. Weit überraschender jedoch war die Tatsache, daß er Herr eines gewaltigen Industriekonzerns und vielfacher Millionär war.
    Modesty fragte: «Wie steht es mit dem Essen? Ich bin fast verhungert.»
    Er deutete mit dem Kopf zu dem Streifen Gebüsch zwischen dem Wildwasser und der Lichtung, auf der sie ihr Mittagscamp aufgeschlagen hatten. «Charlie bereitet die Forelle zu, und von gestern abend ist noch etwas kaltes Eichhörnchen übrig.» Charlie Langer Pfeil war ihr Führer, sechzig Jahre alt, ein Mann wie aus Leder, ein reinblütiger Schoschone. Anfänglich hatte er Modesty mit ‹Lady› angeredet, jetzt war sie ‹Lady langes Bein›.
    «Geh und paß auf ihn auf, Johnny», verlangte Modesty. «Ich weiß, er ist der beste Koch im Umkreis von fünfzig Kilometern. Aber leider auch der einzige. Er flambiert immer alles.»
    «Ach was, es ist nur gut durchgebraten. Du verstehst eben nichts davon.» Dall drehte sich um, überquerte den Streifen Ufersand und bahnte sich einen Weg durch das Buschwerk. Er lachte im stillen über den Unsinn, den er soeben von sich gegeben hatte. Modesty konnte so ziemlich alles essen, sogar das, was ein Coyote verschmähen würde. Das hatte sie aus ihrer Kindheit herübergerettet, in der sie fast wie ein wildes Tier gelebt hatte.
    Als er die Lichtung betrat, erstarrte er mitten im Schritt. Sein Verstand war plötzlich gelähmt: Das Feuer zwischen den zwei Steinen glühte nur noch. Charlie Langer Pfeil lag daneben, auf dem Gesicht, reglos. Mit seinem Hinterkopf war irgend etwas Schreckliches passiert. Ein handtellergroßes Stück war eingedrückt, und zwischen dem dunklen Haar sickerte Blut hervor.
    Ein großer, kräftiger Mann mit struppigem

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