Collection Baccara Band 329
perfekt, wie die einer griechischen Statue. Bist du sicher, dass du mich in den nächsten Tagen entbehren kannst? Immerhin bin ich deine persönliche Assistentin.“
„Ich brauche dich als Begleiterin der Exponate. Jemand muss doch während des Fluges nach Dallas Augen und Ohren offen halten.“
„Aber …“
„Wo ist er denn?“
Sophie fügte sich in ihr Schicksal. „Im Besprechungsraum.“
„Gut. Ich brauche ohnehin etwas zu trinken.“ Aus unerfindlichen Gründen war Mias Mund wie ausgetrocknet. Außerdem hatte sie feuchte Handflächen. Sophies Beschreibung erinnerte frappierend an den Mann von früher. Den attraktiven Footballspieler, der zu einer Eliteeinheit der Armee gegangen war. Zuletzt hatte Mia gehört, dass er im Irak diente. Sie lächelte. Tanner hatte immer davon geträumt, Soldat zu werden.
An der Universität von Alabama war sie seine Tutorin für englische Literatur gewesen. Als Mias Professor gefragt hatte, ob sie sich als Tutorin ein paar Dollar hinzuverdienen wollte, hatte sie sofort bejaht, ohne sich nach dem Namen des Studenten zu erkundigen. Sie brauchte das Geld, denn ihr Stipendium deckte nicht alle Kosten ab, und ihre Mutter konnte keine größeren Summen entbehren.
Dann hatte der betreffende Student den Raum betreten. Tanner Crawford, der selbstbewusste, charmante Mädchenschwarm. Er war wie üblich selbstsicher und respektlos aufgetreten, doch in seinen Augen glaubte Mia so etwas wie Zurückhaltung, vielleicht sogar Schüchternheit zu erkennen. In dieser Sekunde fühlte sie, ein Niemand an der Uni, eine Gemeinsamkeit mit dem beliebten Footballstar.
Natürlich war das ihr Ende gewesen – zumindest das ihres Herzens und ihrer Jungfräulichkeit.
Hinter Tanners attraktivem Äußeren verbarg sich mehr, als sie vermutet hatte. Er interessierte sich sehr für Literatur, vor allem für die Werke von Edgar Allan Poe. Außerdem war er mutig und besaß Ehrgefühl. Anders als viele junge Männer an der Uni wusste Tanner bereits, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Er dachte über das nächste Footballspiel, die nächste Party und das Ende seines Geschlechtsteils hinaus. Wie sein Vater und sein Großvater wollte er Soldat werden. Seine Zielstrebigkeit beeindruckte Mia.
Leider war er derart ehrgeizig, dass es in seinem Leben keinen dauerhaften Platz für einen anderen Menschen gab. Es hätte Mia nicht überraschen dürfen, als er nach einer Weile sagte: „Es liegt nicht an dir, sondern an mir. Lass uns Freunde bleiben.“ Und doch hatten seine Worte sie total aus der Bahn geworfen.
Am liebsten wäre sie damals im Erdboden versunken. Während sie schon an ein Doppelbett und Handtücher mit Monogrammen dachte, hatte er nur auf eine Gelegenheit gewartet, um die Beziehung taktvoll zu beenden.
Mia wollte eine perfekte Familie. Ein Haus mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern und einem weißen Zaun. Sie wünschte sich Grillabende im Garten, Beete mit Blumen und Kräutern. All das, was sie aus ihrer eigenen Kindheit und Jugend nicht kannte.
Gemeinsam mit ihrer Mutter hatte sie in schäbigen Mietwohnungen gelebt, bis sie in ihrem letzten Jahr an der Highschool ein Stipendium für die Uni ergatterte. Damals war ihre Mutter so klug gewesen, ein Häuschen zu kaufen, um für ihr Alter vorzusorgen. Mia freute sich, die ständigen Geldsorgen durch das Stipendium wenigstens ein bisschen mildern zu können. Sie bewunderte Jane Hawthorne, wollte aber ein anderes Leben führen als ihre Mutter.
Ein Leben mit Tanner.
Lieber wäre sie gestorben, als ihm zu sagen, wie sehr die Trennung sie verletzte. Also hatte sie sich nach seiner Erklärung zu einem Lächeln gezwungen und ihm beigepflichtet. Ja, zwischen ihnen war es wirklich zu schnell zu ernst geworden. Danach hatte sie mit dem erstbesten Typen geschlafen, der Interesse an ihr zeigte. Ihr war zu dem Zeitpunkt nichts anderes eingefallen, um sich überhaupt noch begehrenswert zu fühlen, außerdem wollte sie die Erinnerung an Tanner verdrängen. Allerdings hatte sie keines der beiden Ziele erreicht und daraufhin beschlossen, nie wieder derart den Respekt vor sich selbst zu verlieren.
Damals hatte sie sich auch ihr erstes und einziges Tattoo zugelegt – eine Aktion, die sie im Gegensatz zu dem One-Night-Stand nicht bereute. Das Zitat „What’s past is prologue“ aus William Shakespeares Stück Der Sturm zierte seitdem in dekorativer Schrift ihren unteren Rücken. Mia fand es nach wie vor passend. „Die Vergangenheit ist erst der
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