Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
schimmernden Regenbogen auf, durch den er flog und scheinbar jedes Gewicht verlor.
Zumi glaubte zu schweben, umspielt und umspült von glitzernden Farben – dann knallte er sehr unschön auf der anderen Seite des Maschinenraums wieder gegen die Wand.
Die Wände hatten sich verschoben, alles war krumm und schief und deformiert, als habe jemand das Schiff mit einem großen Hammer nachbearbeitet.
Sein Helmvisier war zerbrochen. Er atmete das Dampfkonglomerat ein, das eine solch universale Mischung bedeutete, dass er keine einzelnen Gerüche zuordnen konnte. Er musste husten, der Rauch reizte die Lungen. Leitungen verbrannten mit schwarzgrauem Qualm, eine Warnsirene wiederholte monoton ihren Sound, als könnte sie damit etwas besser machen.
Zumi wusste nicht, was mit dem Starscream geschehen war.
Ächzend bewegte er den Kopf und versuchte, mehr zu erkennen. Vor seinen Augen verschwamm das Bild oder verdoppelte sich, je nach Laune und Zustand seines Gehirns.
Die Anzeigen an den Modulen sind erloschen. Nichts geht mehr. Der Collector schien mit der Zerstörung des FTL -Antriebs auch den Fusionsreaktor ausgeschaltet zu haben. Willkommen im Interim, dachte Zumi. Jetzt gehöre ich also zur Armee der Verlorenen …
Ein Fluch auf Terra-Standard erklang. Sohlen quietschten über Metall, Werkzeug fiel scheppernd zu Boden.
Vor ihm erschien ein pelziges Hund-Mensch-Gesicht, die graugrünen Augen sahen ihn ergründend an. Eine Hand näherte sich seinem rechten Auge, KLICK , und ein grelles Licht blendete ihn.
Zuerst dachte Zumi, er halluzinierte und würde Opfer seines angegriffenen Verstands, der mit den Dämpfen nicht zurechtkam.
Aber die Halluzination öffnete den schnauzenähnlichen Mund und rief: »Pupillenreaktion, Sir! Hier ist ein Überlebender! Medic, zu mir!«
Ein Beta! Zumi schloss für eine Sekunde die Augen. Gerettet … oder … bilde ich es mir doch ein? »Wo bin ich?«
»Abgestürzt. Aber wir haben Sie gefunden, Sir«, antwortete der Beta-Humanoide beruhigend, der keinen Raumanzug, sondern eine stadttarnfarbene Halbpanzerung mit einem Kon-Emblem sowie dem Adlerkopf-J für Justifiers trug. »War nicht leicht.«
»Welcher Quadrant?«, fragte er unter Schmerzen. »Wo ist mein Schiff aufgetaucht?«
» Aufgetaucht ist gut, Sir. Reingerauscht sind Sie, mitten in das gute alte Terra, Sir.«
»Schieb deinen Hintern zur Seite, Barum.« Der Beta machte einer jungen Frau in der gleichen Kampfmontur Platz, die ein rotes Kreuz auf einem weißen Untergrund an ihrer Panzerung trug. Sie hielt einen Hochdruckinjektor in der rechten Hand, mit der linken zog sie Zumis Kragen zur Seite. »Willkommen auf der Erde, Sir.« Sie setzte ihm das Gerät gegen den Hals. »Das wird jetzt ein bisschen wehtun, aber danach ist Ihnen alles egal.«
Und so kam es.
»Ich hatte mal großes Vertrauen zu der Church of Stars. Aber was ich dann alles sehen und erleben musste! Niemals hätte ich geglaubt, worin dieser Haufen verstrickt ist. Wenn wir in der Geschichte zurückgehen und denen eine Zeitmaschine geben, die würden Jesu Kreuzigung wieder zulassen, damit er umso herrlicher auferstehen kann.«
RENATA DE CAMERONE, Ex-Priestess und Aussteigerin aus der Church, Buchautorin von »Der Schatten des Kreuzes« und »Glaube an Macht«
Fün f te Szene
1. September 3042 a . D. (Erdzeit)
System: Gliese Jahreiss 1111
Planet: zwischen Rodne und Alda Raan
Ort: –
Das Erste, was Innocent White sah, als er auf der anderen Seite des TransMatt-Bogens herauskam, waren die verwunderten Gesichter zweier Männer in stark strapazierten Halbpanzerungen, die ganz in der Nähe standen und bis eben wohl noch ein Gespräch geführt hatten. Sein Auftauchen hatte es abrupt beendet.
Nicht nur das: Sie griffen an ihre Waffenholster!
Ihr Heiligen! »Das ist eine Verwechslung! Bewahren Sie doch bitte Ruhe. Ich bin Preacher White, und …« Bevor Innocent entschied, was er tun sollte, und immer noch seinen Koffer in der Hand haltend, bekam er einen Stoß in den Rücken. Er schlug der Länge nach hin, das Gepäckstück löste sich aus seinen Fingern und rutschte durch die kleine Halle.
»Unten bleiben!«, herrschte Civer Blacks dunkle Whiskeystimme, dann krachte es von vorne und von hinten.
Das Feuergefecht endete so rasch, wie es begonnen hatte. Mit einem leisen Klirren rollten leere Munitionshülsen über den Metallboden, ein letztes Röcheln kam von dem einen der beiden Gepanzerten.
»Nuntius! Was …?« Innocent erhob sich und sah fassungslos auf die
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