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Colours of Love

Colours of Love

Titel: Colours of Love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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    Ich bin so furchtbar aufgeregt, dass mir die Hände zittern. Damit das niemand merkt, halte ich sie schon seit einer Weile verschlungen auf meinem Schoß oder spiele abwesend mit dem Verschluss des Sicherheitsgurtes, lasse ihn auf und zu schnappen. Wir sind gleich da. Jetzt dauert es nicht mehr lange. Endlich …
    »Miss, Sie müssen den Gurt bitte geschlossen halten. Wir sind schon im Landeanflug.« Die aus dem Nichts aufgetauchte Stewardess, groß, blond, braungebrannt und wahnsinnig schlank, deutet auf das erleuchtete Zeichen auf der Konsole über unseren Köpfen. Hastig nicke ich und lasse das Metallteil wieder einrasten. Meine Entschuldigung nimmt sie nicht zur Kenntnis, sondern lächelt kurz meinen Sitznachbarn am Fenster an, der von seiner Zeitung aufgeblickt hat und sie – wie immer, wenn sie kommt – freundlich anstrahlt. Dann setzt sie ihre Inspektion fort und geht weiter.
    Der Mann blickt ihr nach. Als er merkt, dass ich ihn dabei beobachte, runzelt er vorwurfsvoll die Stirn und sieht mich böse an, so als wäre es ein Vergehen, die Stewardess zu ärgern, bevor er sich wieder seiner Zeitung widmet. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass er mich seit dem Abflug in Chicago überhaupt richtig wahrgenommen hat.
    Nicht, dass das schlimm wäre, ich will ihm nicht gefallen. Es ist nur irgendwie frustrierend, denn selbst wenn ich ihn attraktiv fände, dann hätte ich gegen die große Blondine mal wieder keine Chance, weil ich genau das Gegenteil bin – klein und blass. Blond bin ich zwar eigentlich auch, aber rotblond, mit Betonung auf rot. Es ist das einzig Auffällige an mir, aber da es jener Rotton ist, der gleichzeitig dafür sorgt, dass ich auch in der Sonne stets nur krebsrot anlaufe und niemals richtig braun werde, ist es eine Aufmerksamkeit, auf die ich verzichten könnte.
    Meine Schwester Hope versucht immer, die positiven Seiten daran zu sehen, und findet, dass ich aussehe wie eine englische Rose. Aber vermutlich will sie mich nur trösten, weil sie selbst auch zu den goldblond-braungebrannten Schönheiten dieser Welt gehört, die auf Männer wie meinen Sitznachbarn eine wesentlich größere Wirkung haben.
    Heimlich beobachte ich ihn aus den Augenwinkeln. Er sieht ganz gut aus, eigentlich. Dunkle Haare, gepflegt, gut sitzender Anzug. Das Jackett hat er schon beim Start ausgezogen, und wenn er die Arme hebt, dann riecht man den Schweiß unter seinem Aftershave. Aber lange muss ich das zum Glück nicht mehr aushalten, denn wir sind ja bald da.
    Automatisch fangen meine Hände wieder an, mit der Gurtschnalle zu spielen. Den Mann am Fenster habe ich vergessen, stattdessen starre ich auf den blauen Stoff auf der Lehne vor mir, und wieder fängt mein Herz an, schneller zu schlagen, weil ich so aufgeregt bin.
    Ich bin tatsächlich auf dem Weg nach England! So richtig fassen kann ich das immer noch nicht. Es ist mein erster Auslandsaufenthalt, na ja, mal abgesehen von einer Woche Urlaub in Kanada mit meiner Familie, als ich dreizehn war – aber die zählt nicht. Und diesmal sind es auch nicht nur ein paar Tage, sondern gleich drei Monate.
    Ich seufze tief. Eigentlich bin ich sicher, dass es eine tolle Erfahrung werden wird, aber die Tatsache, wie weit weg ich jetzt von allem bin, was ich kenne, macht mir auch ein bisschen Angst. Das wird sich finden, Grace, beruhige ich mich. Bestimmt tut es das …
    »Liebes, Sie haben doch gehört, was die Stewardess gesagt hat. Sie müssen angeschnallt bleiben.«
    Die nette ältere Dame am Gang reißt mich aus meinen Gedanken, als sie mich anspricht. Freundlich tätschelt sie meine Hand, während ich hastig den Gurt wieder schließe. Sie sieht mich fragend an.
    »So nervös sind Sie?«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe und nicke. Am liebsten würde ich ihr die ganze Geschichte über meine Reise und das, was mich an meinem Ziel erwartet, noch mal erzählen. Nur habe ich sie damit schon die letzten Stunden am Schlafen gehindert, deshalb schweige ich. Sie hat mir zwar versichert, dass sie in Flugzeugen ohnehin kein Auge zubekommt, aber vielleicht war das nur britische Höflichkeit und sie ist in Wirklichkeit furchtbar müde und hält mich für total überreizt.
    Sie heißt Elizabeth Armstrong und kommt aus London. Gerade hat sie einen ihrer drei Söhne besucht, der in Chicago lebt, aber jetzt ist sie sehr froh, wieder nach Hause zu kommen. Ich weiß noch mehr über sie – alles eigentlich. Wie viele Enkel sie hat – drei und viel zu wenig, wie sie findet –, dass sie

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