Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
Brot zu reichen, aber zumindest wäre es ein Anfang gewesen – gibt meine Tasche einen lauten Piepton von sich, und ich zucke zusammen.
Es ist das Signal meines Handys, dass gerade eine SMS eingegangen ist, und ich öffne die Tasche sofort und krame hektisch darin, weil ich einfach darauf geeicht bin, Nachrichten nicht zu ignorieren. Sie könnten meine Mutter betreffen oder das Geschäft, und mir darf nichts Wichtiges entgehen – so ist das einfach. Mein Herz klopft, auch noch, als ich sehe, dass es wieder nur eine SMS von Nigel ist, der sich erneut erkundigt, wie es mir geht, und mir auch noch einmal von dem Verkauf des Enzos berichtet, von dem ich schon weiß.
Schuldbewusst hebe ich den Kopf, weil mir erst jetzt wieder einfällt, dass ich deswegen hergekommen war – um Matteo davon zu erzählen –, und blicke direkt in seine goldenen Augen. Er hebt die Brauen.
»Wichtige Neuigkeiten?«, fragt er, und ich bilde mir ein, einen misstrauischen Klang in seiner Stimme zu hören. »Von wem denn?«
»Von Nigel«, rutscht mir heraus und schlage mir sofort innerlich vor die Stirn. Als wenn Matteo der Name etwas sagen würde! »Er ist … ein Freund.« Plötzlich ist es mir fast peinlich, Matteo von Nigel zu erzählen – schließlich ist Matteo der Grund, warum ich vermutlich nie wieder in diese Beziehung zurückkehren kann, die eigentlich nie eine war. Deshalb spreche ich schnell weiter. »Und er hat mich daran erinnert, warum ich gestern eigentlich gekommen bin. Der Enzo ist verkauft.«
»Verkauft?« Das ist offensichtlich neu für Matteo – so schnell waren seine Kanäle diesmal nicht, dass ihn diese Nachricht schon erreicht hätte.
»Ich war auch ganz überrascht«, gestehe ich. »Aber ein Stammkunde von uns war so an dem Gemälde interessiert, dass er ein sehr gutes Angebot dafür gemacht hat – und die Besitzer haben dem Deal zugestimmt.« Entschuldigend zucke ich mit den Schultern. »Deshalb …«
»… brauchst du mich jetzt nicht mehr«, beendet er den Satz für mich, bevor ich es tun kann, und ich kann ihn nur unglücklich anstarren.
So, wie er es sagt, klingt es schrecklich. Als würde ich ihn irgendwie ablegen wollen, zur Seite schieben, weil sein Nutzen für mich sich erledigt hat. Aber so ist es gar nicht. Im Gegenteil.
»Die Firma braucht deine Expertise nicht mehr«, korrigiere ich ihn. »Aber ich …«
Erschrocken verstumme ich, weil Matteo abrupt aufsteht und zur Balkonbrüstung geht. Mit vor der Brust verschränkten Armen sieht er in den Garten hinunter, auf den man von hier einen tollen Blick hat. Allerdings bezweifle ich, dass er ihn überhaupt wahrnimmt, denn er wirkt nach innen gekehrt, ist offensichtlich mit seinen Gedanken beschäftigt.
Als er sich dann wieder zu mir umdreht, liegt auf seinem Gesicht jedoch ein Lächeln – eins, das mir einen Schauer über den Rücken jagt.
»Ich hätte sie nicht gemacht, Sophie.« Seine Augen funkeln, doch es ist jetzt ein kalter Glanz.
»Wie … meinst du das?«, frage ich, weil ich irgendwie hoffe, dass ich mich verhört habe.
»Die Expertise«, erklärt er. »Ich hatte nie vor, sie zu übernehmen.«
Seine Worte sinken nur langsam in mein Bewusstsein, und ich schlucke schwer, bevor ich wieder sprechen kann.
»Dann … war das alles nur ein Spiel?«
»Nenn es wie du willst.« Er zuckt mit den Schultern, und die Bewegung schneidet in mein Herz, weil sie so unglaublich gleichgültig ist. So als wäre es total unwichtig, dass er mich angelogen hat.
Obwohl – eigentlich hat er das nicht. Er hat nie gesagt, dass er es macht – nicht mal, als ich ihm angeboten habe, für seine Malklasse Modell zu sitzen. Ich erinnere mich plötzlich daran, wie schuldbewusst er ausgesehen hat, als ich ihm erklärt habe, dass wir einen Deal daraus machen könnten, wenn er dafür die Expertise übernimmt, und spüre einen schmerzhaften Stich, weil mir klar wird, dass er die Wahrheit sagt. Er hatte die ganze Zeit nie die Absicht, es zu tun.
Ich bin so fassungslos, dass ich gar nicht weiß, was ich sagen soll. Aber es muss trotzdem irgendwie raus – ich will ihn fragen, warum er das getan hat, warum er mir etwas vorgemacht hat. Als ich jedoch gerade ansetze, hebt er die Augenbrauen, und ein spöttischer Ausdruck erscheint auf seinem Gesicht.
»Gibt es jetzt doch noch Diskussionen?« Sein Lächeln ist abweisend. Arrogant. Verletzend – und zwar mit voller Absicht. Er will mir wehtun und mich wieder auf Abstand halten, nur deshalb sagt er das. Es ist seine Art,
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