Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
Dusche angeht.
Beklommen lasse ich mich in die Kissen zurücksinken und überlege, wie er das gemeint haben könnte. Was soll ich vergessen? In dem Artikel hieß es, dass Giulia Bertani eine begeisterte Hobby-Pilotin war. Gerade deshalb war die Bestürzung über den Absturz ja so groß, für den es – ich erinnere mich genau, dass da etwas über eine sehr genaue Untersuchung des Wracks stand, um jeden Zweifel auszuschließen – keinerlei technische Ursachen gab. Es muss also ein Flugfehler von ihr gewesen sein – und den hätte Matteo doch unmöglich vorausahnen können.
Oder war der Schock über ihren Tod für ihn einfach so groß, dass er sich einredet, dass er es hätte verhindern können? Leidet er noch so darunter, dass es ihm irgendwie hilft, wenn er die Schuld bei sich sucht?
Meine Gedanken drehen sich im Kreis, aber eins scheint klar, und es macht mir das Herz schwer, es mir einzugestehen: Es steht eindeutig mehr zwischen mir und Matteo als nur die Tatsache, dass ich bald zurück nach London muss.
Er kommt aus dem Bad, so wie er ist, ohne ein Handtuch um die Hüften, und nimmt sich Sachen aus dem Schrank – eine helle Hose und ein dunkelgraues Hemd –, und zieht sich mit routinierten Bewegungen an. Dass er so schweigsam ist, schneidet mir ins Herz. So hatte ich mir den Morgen mit ihm nicht vorgestellt, als ich gestern Abend in seinen Armen eingeschlafen bin.
»Ich mache Frühstück«, sagt er knapp und geht, lässt mich allein. Und so fühle ich mich auch, weil er gerade so abweisend war. Deshalb lasse ich mir Zeit im Bad und dusche ausgiebig. Vielleicht ist es ja nicht so schlimm, wie ich denke, rede ich mir ein. Der Albtraum hat ihn aus der Bahn geworfen – aber er beruhigt sich sicher auch wieder, und dazu will ich ihm Gelegenheit geben, bevor ich ihm wieder begegne.
Als ich schließlich fertig bin und aus dem Bad trete, sehe ich, dass Matteo mir Sachen aufs Bett gelegt hat – eine Jeans und ein pinkfarbenes Shirt mit einem glitzernden Schriftzug darauf, sehr teeniehaft und überhaupt nicht mein Stil, also ganz offensichtlich von seiner Nichte. Sie passen mir tatsächlich, auch wenn die Jeans ein ganz kleines bisschen zu kurz ist, und als ich angezogen bin, fühle ich mich besser – nicht mehr ganz so schutzlos.
Deshalb wage ich mich in die Küche, wo Matteo gerade den riesigen, sehr edlen Kaffeeautomaten bedient. Den Rest des Frühstücks hat er offensichtlich schon vorbereitet, denn er lächelt kurz, als er mich sieht, und deutet auf die Balkontür.
»Setz dich raus«, weist er mich an, und als ich nach draußen trete, begrüßt mich ein herrlicher Maimorgen. Die Sonne wärmt jetzt schon, obwohl es erst kurz vor neun ist – ein neuer schöner Tag in Rom, in dem, seit ich hier bin, nur gutes Wetter herrscht. Doch mein persönlicher Wetterbericht ist eher bewölkt, denke ich unglücklich – denn auf dem Platz, auf dem ich gestern gesessen habe, liegt meine Handtasche. Ich habe keinen Gedanken mehr an sie verschwendet, seit ich sie in der Halle unten fallen gelassen habe, als Matteo mich geküsst hat. Doch jetzt steht sie da, und auch mein Kleid hängt auf der Lehne bereit, wie eine stumme Aufforderung: Ich habe jetzt alles, was ich brauche, und kann wieder gehen.
Ich weiß nicht, wieso ich das denke, denn eigentlich ist alles genauso perfekt wie gestern – auf dem Tisch stehen zwei Teller mit dampfendem Rührei und gebratenem Speck, zu dem es Ciabattabrot und Butter gibt, offensichtlich Matteos Version eines englischen Frühstücks, das ich sehr ansprechend fände, wenn ich Appetit hätte. Aber ich habe keinen, weil dieses beklommene Gefühl in meinem Magen einfach nicht weichen will.
Matteo kommt mit zwei Tassen frischem Cappuccino nach draußen, stellt mir eine davon hin und setzt sich.
Hunger scheint auch er nicht zu haben, denn er rührt seinen Teller genauso wenig an wie ich, trinkt nur seinen Kaffee und betrachtet mich dabei. Er wirkt jetzt verschlossen, nicht mehr so zielstrebig und gut gelaunt wie gestern. Die Feindseligkeit von eben liegt nicht mehr in seinem Blick, das nicht, aber ich kann auch nichts mehr von dem sehen, was ich gestern darin zu entdecken geglaubt habe.
Fieberhaft überlege ich, wie ich ihm klarmachen kann, was mir das Zusammensein mit ihm bedeutet hat – und dass ich wirklich gerne da weitermachen würde, wo wir gestern Nacht aufgehört haben. Aber als ich gerade ansetzen will, etwas zu sagen – vielleicht wäre es auch nur die Bitte geworden, mir das
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