Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
mir deutlich zu machen, dass alles, was zwischen uns war, nicht wirklich etwas bedeutet hat. Dass der seidene Faden, an dem der Vormittag schon die ganze Zeit hing, endgültig gerissen ist.
Tränen brennen plötzlich in meiner Kehle, und es kostet mich meine gesamte Selbstbeherrschung, sie zurückzudrängen und seinem Lächeln standzuhalten, das jetzt so schwer zu ertragen ist.
Ich hatte es verdrängt. Ich hatte verdrängt, dass es Gründe geben muss für Matteos Weigerung, sich nach dem Tod seiner Frau auf eine neue Beziehung einzulassen. Und es war ganz sicher unglaublich naiv von mir zu glauben, dass er diese Gründe für mich einfach so überwinden würde.
Was hatte Sarah gesagt? Dass es ein gutes Zeichen wäre, dass er bereit ist, Italien für mich zu verlassen, obwohl er das sonst nicht tut? Wenn er das nie vorhatte, dann gab es auch nie Hoffnung, denke ich, und spüre, wie sich diese schmerzhafte Schwere wieder auf meine Brust legt.
»Nein, keine Sorge«, sage ich und stehe auf, greife nach meiner Tasche und meinem Kleid. »Es gibt nichts mehr, was wir besprechen müssten.«
Meine Stimme klingt ruhig und ich gehe auch ruhig – bis zur Balkontür. Erst da drehe ich mich noch einmal um und blicke an mir herunter. »Die Sachen …«
»Behalte sie. Ich werde sie Adriana ersetzen«, sagt er, und sein gleichgültiger Tonfall trifft mich so hart, dass ich für einen Moment keine Luft bekomme.
Ich schaffe es zu nicken. Und ich schaffe es, sein Haus zu verlassen und über den Kiesweg zurück zu der schweren Eisentür zu gehen, die sich von innen öffnen lässt. Erst als ich hindurchgegangen bin, lehne ich mich verzweifelt gegen das kalte Eisen und schlinge die Arme um meinen Oberkörper, weil ich den Schmerz kaum aushalte.
Du wusstest, dass es nicht geht, erinnere ich mich, als er endlich wieder nachlässt und von einem tauben, leeren Gefühl ersetzt wird. Und es wird wieder besser werden. Ganz bestimmt. Es waren nur drei Tage und zwei Nächte. Also werde ich darüber hinwegkommen.
Doch als ich mich mit schleppenden Schritten auf den Weg zurück zum Hotel mache, schaffe ich es trotzdem nicht mehr, die Tränen zurückzuhalten, gegen die ich so verzweifelt angekämpft habe.
18
»Wohin, Signoria?«, fragt der Taxifahrer, der so geduldig auf mich gewartet hat, und ich nenne ihm rasch die Adresse in Sallustiano, bevor ich einsteige und mich mit einem erleichterten Seufzen auf die Rückbank fallen lasse.
Es ist schon viertel nach neun, und ich habe kurz überlegt, ob ich wirklich noch fahren soll. Mein Tag war lang und anstrengend, und eigentlich bin ich zu müde für den geistreichen Smalltalk, der wahrscheinlich gleich von mir erwartet wird. Aber Lorenzo Santarelli hat mich heute Nachmittag extra noch mal angerufen, um mich an seine Party heute Abend zu erinnern. Es ist ihm also offenbar sehr wichtig, dass ich komme – und ich hatte es ihm versprochen, deshalb habe ich mich doch noch aufgerafft.
Sei ehrlich, Sophie, ermahne ich mich selbst, während ich aus dem Fenster auf die vorbeihuschenden Lichter sehe. Du hast es auch getan, um einem weiteren Abend allein im Hotelzimmer zu entfliehen, wo du rumsitzt und grübelst und die Erinnerungen an Matteo nicht loswirst.
Stöhnend schließe ich die Augen, weil der Gedanke sein Bild schon wieder zurückbringt – ich kann ihm einfach nicht entfliehen, so sehr ich das auch möchte, und das quält mich so, dass ich mir schon öfter gewünscht habe, dass meine Zeit in Rom bald zu Ende ist.
Aber der Auftrag für Giacomo ist immer noch nicht erledigt, wir sichten weiter jeden Morgen Bilder, und anstatt dass es schneller geht, habe ich fast den Eindruck, dass er das Tempo sogar noch drosselt. Wenn das überhaupt möglich ist, dann sind seine Geschichten über Francesca und wie glücklich ihre Ehe war, noch ausführlicher geworden. Dazu ist er ständig müde, vertröstet mich auf den nächsten Tag, obwohl es ihm besser zu gehen scheint. Jedenfalls hat Rosa mir das erzählt. Sie redet eigentlich nie, und ich schätze, ich verdanke die Ehre nur der Tatsache, dass sie so glücklich über die Einschätzung der Ärztin war, dass die Anämie zurückgegangen ist und er sich zu erholen beginnt. Wenn es nach Giacomo geht, dann ist das jedoch nicht so, denn als ich ihn darauf angesprochen und gefragt habe, ob wir dann vielleicht auch an den Nachmittagen arbeiten können – ich hasse es inzwischen, so viel freie Zeit zu haben, und da ich mich seit der Sache mit Matteo nicht mal
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