Colours of Love
wir weiter erschöpft an der Wand, immer noch vereint.
Irgendwann hebt Jonathan den Kopf und sieht mich mit einem verhangenen Blick an. Auch er scheint Schwierigkeiten zu haben, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden, aber seine Augen leuchten.
»Das«, sagt er außer Atem, »war sehr geil.« Er küsst mich noch mal, was mein Herz flattern lässt, denn so etwas tut er sehr selten nach dem Sex. Dann zieht er sich langsam aus mir zurück und lässt mich wieder nach unten gleiten, bis ich mit den Füßen auf dem Boden stehe.
Meine Beine sind wie Gummi und ich sinke erschöpft auf die Sitzecke, lehne mich in die Kissen zurück und schließe zufrieden die Augen, öffne sie erst wieder, als mich etwas Warmes berührt.
Jonathan sitzt neben mir und wäscht mich mit einem warmen, dampfenden Tuch ab. Irritiert frage ich mich, wo er das plötzlich her hat, aber dann sehe ich den livrierten Diener, der gerade mit einigen Sachen in der Hand den Raum verlässt. Er muss es gebracht haben, und wieder staune ich über den unauffälligen und sehr unaufdringlichen Service. Wie es wohl ist, an so einem Ort zu arbeiten, frage ich mich, während ich mir den BH wieder richte, und bin froh, dass ich die Maske trage. Sie macht es mir doch einfacher, hier zu sein.
»Gefällt es dir?«, fragt Jonathan und ich weiß nicht genau, ob er seine Behandlung mit dem Tuch oder den Club im Allgemeinen meint. Ich nicke lächelnd und nehme ihm das Tuch ab, setze mich auf.
»Jetzt bin ich dran«, erkläre ich ihm und fahre mit dem warmen Tuch genüsslich über seinen Nacken, seinen Brustkorb und dann seinen Bauch, was er sich diesmal ohne Widerstand gefallen lässt. Sein Blick ruht auf mir, und wir sind so mit uns beschäftigt, dass ich die blonde Frau im Kimono erst bemerke, als sie vor der Nische steht. Das Paar, das eben noch auf der Couch war, ist verschwunden, wir sind mit ihr allein.
»Darf ich mich zu euch setzen?«
Ihre Stimme ist sehr angenehm und sie wirkt gepflegt, stellt ihre Frage leise und unaufdringlich und setzt sich, ohne auf eine Antwort zu warten, auf den Rand des Sitzkissens. Mit einem Lächeln legt sie die Hände auf Jonathans Brust und streicht bewundernd darüber.
Ihr Interesse gilt eindeutig nur ihm, nicht mir, denn ihre Blicke wandern begierig über seinen Körper, während sie eine Hand von seiner Brust löst und den Gürtel ihres Kimonos öffnet. Als er auffällt, sieht man, dass sie darunter nackt ist. Jonathan betrachtet sie, erwidert die Berührungen jedoch nicht. Noch nicht.
»Wir wären lieber allein.«
Ich spreche die Worte aus, ohne darüber nachzudenken, und als die beiden mich ansehen, die Frau überrascht, Jonathan mit einem undeutbaren Ausdruck in den Augen, rücke ich ein Stück näher an ihn heran und schlinge die Arme um seine Schultern.
Gerade, als sie noch drüben auf der anderen Seite saß, fand ich die Anwesenheit der Frau richtig erregend, aber jetzt ist sie mir zu nah. Und es stört mich auch, dass sie Jonathan anfasst. Sehr sogar. Denn es ist eindeutig, was sie will. Er soll mit ihr tun, was er mit mir gemacht hat, das kann ich in ihren Augen sehen, und die Vorstellung, dass er das vielleicht tatsächlich tun wird und ich dabei zusehen muss, kann ich kaum ertragen.
Die Augen der Frau weiten sich, offenbar hat sie mit einer Abfuhr nicht gerechnet, aber sie sagt nichts, sieht nur Jonathan fragend an. Für einen Moment befürchte ich, dass er mir widerspricht, doch er zuckt nur mit den Schultern und schweigt. Sichtlich enttäuscht respektiert sie meinen Wunsch, steht auf und geht.
Als wir wieder allein sind, sieht Jonathan mich mit gerunzelter Stirn an, dann bückt er sich und hebt seine Hose auf, reicht mir meinen Slip.
»Mochtest du sie nicht?«
Ich schüttele den Kopf, froh darüber, dass er nicht weiter nach meinen Gründen dafür fragt, und schlüpfe schnell wieder in meinen Slip, während er langsam seine Hose anzieht.
Ich wünschte, die Frau wäre nicht gekommen. Wir waren uns gerade besonders nah, als sie uns gestört hat, aber das ist jetzt vorbei. Ich spüre, dass Jonathan sich wieder zurückzieht hinter diese Mauer, die ich einfach nicht durchdringen kann. Die ich vielleicht niemals durchdringen werde, gestehe ich mir traurig ein, und mir wird klar, dass ich ein Problem habe.
Die Frau selbst war mir nämlich eigentlich egal. Sie sah nett aus und sie war nicht abstoßend, daran lag es nicht. Ich hätte jede Frau weggeschickt, nicht nur sie. Weil ich Jonathan im Grunde meines
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