Columbus war ein Englaender
der Vikar (»Ich versuche stets, den Menschen offen zu begegnen«), ich der Interviewer (»Ihr Anliegen ist praktisch mit Händen zu greifen«). Nach endlosen Proben waren wir baff, als Frowde, der Hausvorsteher, beim letzten Vorhang auf der Generalprobe laut »Hosen runter, Hosen runter!« brüllte.
Wir blickten uns ratlos an, was er damit wohl meinte (was ich bis heute nicht weiß).
Als der Vorhang wieder hochging, stand Frowde mit hinter dem Rücken verschränkten Händen da.
»Nein. Nein. Hosen runter«, wiederholte er. »Entweder Hosen hoch oder Hosen runter. Die Nummer könnt ihr vergessen.«
Also durften wir abziehen und uns auf die Schnelle was Neues einfallen lassen.
Da Rick Carmichael und Martin Swindells ebenfalls zensiert worden waren, gab es an diesem Abend eine Mitternachtsvorführungdes verbotenen Materials in unserem Schlafsaal. Richard und ich spielten unseren Vikar-Sketch, während Rick und Märt eine Parodie der Rede am St. Crispianstag aus Henry V. mit ihren vieldeutigen Anspielungen auf jene, die feige den Schwanz einziehen, vortrugen.
Richard Fawcett und mich hatte das Comedy-Fieber mittlerweile so sehr gepackt, daß wir an die BBC schrieben, die gerade eine neue Sendung mit dem Titel Open Door gestartet hatte, Vorläufer des inzwischen bis zum Erbrechen verbreiteten »Bürgerfernsehens«. Open Door war als ein Forum für Dyslexiker, Rechtsopfer, Bürgerinitiativen und andere gedacht, ihre Anliegen vorzustellen, doch Richard und ich hatten die Sache irgendwie mißverstanden und hielten das Ganze für eine Art Talentshow, durch die man berühmt werden konnte.
In unserem Brief an die BBC priesen wir unser Projekt mit unglaublichem Schwulst an. Comedy, so unsere Feststellung, sei mit Monty Python in eine modernistische Phase eingetreten. Würde sie, wie alle anderen Künste, den Weg der Zersplitterung in unterschiedliche Formen der Abstraktion und Konzeptualität gehen? Wie ließe sich die Theorie einer »New Comedy« formulieren? Und weiteres Geblähe dieser Art. Unser Konzept bestand darin, die Entwicklung der Comedy in den letzten zwanzig Jahren aufzuzeigen und mit den Entwicklungen in der Musik, der Malerei und der Literatur zu vergleichen. Die große Frage lautete schließlich, ob die Comedy in selbstreferentiellem Leerlauf den Bach runterginge. Zum Schießen, ich weiß, aber wir meinten das wirklich ernst.
Immerhin verschaffte uns der Brief die Einladung zu einem Interview in Lime Grove, Shepherd’s Bush. Das Treffen brachte zwar weiter nichts ein, aber die Visitenkarte des Produzenten habe ich heute noch. Mike Bolland wurde später Programmdirektor beim neugegründeten Channel 4; bei der BBC mußte er damals noch ganz unten auf demTreppchen gestanden haben und mit der undankbaren Aufgabe betraut gewesen sein, die bei Open Door hereinschneienden Verrückten ganz schnell wieder vor die Tür zu setzen. Ich treffe ihn gelegentlich, aber jedesmal ist es mir zu peinlich, ihn an die beiden Public-School-Knaben zu erinnern, die ihm mit hochtrabendem Zeug über die Comedy und ihrer Theorie die Ohren vollgequatscht haben.
Leider müssen wir noch einmal kurz auf Sex zu sprechen kommen (während ich dies schreibe, geht die National Sex Awareness Week ihrem Ende entgegen, deren Hauptanliegen es offenbar ist, Sex zum allgemeinen Gesprächsthema zu machen, über das man ohne Schuldgefühle, Magendrücken und Tabus reden kann: Ich will dazu gerne meinen Beitrag leisten).
Gegen Ende meines ersten Jahres war es soweit, daß ich erfolgreich verführt und defloriert wurde. Nun habe ich mich nie für sonderlich attraktiv gehalten, und zwar aus folgenden drei Gründen:
Ich bin nicht mein Typ.
Ich besitze keine körperliche Ausstrahlung.
Na bitte.
Ich weiß allerdings, daß ich auf einige eine Wirkung ausübe, die dem nahekommt, was man als Sexappeal bezeichnet. Ich hatte nie etwas von einem engelsgleichen Knaben (die Fotos dürften das hinreichend belegen), aber da ich ein sexueller Spätzünder war, zeichnete ich mich durch eine Mischung aus Klugheit, scheinbar abgebrühter Erfahrenheit und einer Art aufreizender naiver Unschuld aus, die zumindest bei einigen Leuten Interesse weckte.
Oliver Derwent, ein rothaariger Sixth Former und Haus-Polly, bestellte mich eines Tages auf sein Zimmer, als ich gerade Wochendienst hatte.
»Mach die Tür zu«, sagte er.
Ich folgte der Anweisung, fieberhaft überlegend, was ich diesmal verbrochen hatte.
»Spielst du Karten?« fragte Derwent.
»Ah, ja. Ja. Ich
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