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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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heute verblüffen sie ihre Gäste damit, wenn sie auf dem Weg zur Toilette von der Treppe her rufen: »Ich geh mal kurz in den Garten.«
    An der Rückseite unseres Gartens war ein aus Holz gezimmerter, rotgestrichener Schweinekoben, für den wir leider nie Verwendung hatten, und dahinter die Pferdekoppel, wo wir vorübergehend eine große Schar Gänse hielten, die ungemein bösartig, laut und verfressen waren und nur Brennesseln verschmähten, wodurch die Koppel einen eher heruntergekommenen und zerzausten Eindruck machte.
    Mrs. Riseborough kochte jeden Tag ein Mittagessen, das heute nur noch wenige Leute hinbekommen dürften. Ichglaube nicht, daß sie je im Leben in ein Kochbuch geschaut oder einen Mixer oder Gefrierschrank gesehen hatte. Sie machte Eiercreme, Apple Pies, Rhabarberstreusel, Teigtaschen mit Steaks und Nieren, Knochen mit Hackfleischfüllung, Makkaroniauflauf mit Blumenkohl und alle möglichen Sorten traditioneller englischer Pies, Törtchen und Pasteten. Roger mochte Geleetörtchen am liebsten mit Cornflakesüberzug, ich lieber ohne, also wurde jeden Donnerstag gewechselt. Mrs. Riseborough zeigte mir, wie man eine Rose für die Mitte eines Pie macht, indem sie mir ein Stückchen Teig über den Daumen legte, dann ein weiteres im Winkel von fünfundvierzig Grad darüber und so weiter, bis sie zuletzt mit einem vorsichtigen Schnitt um den Daumen herum die überstehenden Reste abschnitt.
    Im August oder September setzte sie Mincemeat und den Christmas Pudding an, gleich fünf oder sechs große Schüsseln. In die Pudding-Mischung kamen stets Karotten und Mackerson Cream Stout. Das Mincemeat wurde in Brandy getränkt und bis zum Backen der Mince-Pasteten weggestellt.
    Mrs. Riseboroughs Vorstellung von einem Salat würde heute nur milde belächelt werden, mit seinen ausgesuchten Zutaten aus dem englischen Gemüsegarten wie Rote Bete, Rettich, Zwergblatt- und Kopfsalat, Tomaten und Gurke, garniert mit einem hartgekochten Ei und einem Petersilienzweig, und eben nichts mit Rucola-, Radiccio- und Frisee-Salat oder einem Korianderblättchen. Ich konnte nie genug davon bekommen, solange eine Flasche Heinz’-Salatsoße auf dem Tisch stand.
    Dennoch hatte sie eine Reihe merkwürdiger Geheimrezepturen. Sie war beispielsweise felsenfest davon überzeugt, man könne einen Kopf Salat dadurch frisch halten, daß man ihn in eine Schüssel Wasser steckte und ein Stück Kohle dazulegte. Von Zeit zu Zeit war sie auch der Meinung, zuviel Blut zu haben und durch Nasenbluten Abhilfe schaffen zumüssen. Aber wer weiß? Wie ich höre, stehen Blutegel in einigen Krankenhäusern wieder hoch im Kurs, warum sollte es dem Schröpfen nicht bald ebenso ergehen.
    Anstelle einer Spüle besaß unsere Küche lediglich einen Wasserhahn ein Fußbreit über dem Boden. Da wir nicht an die Wasserversorgung in Booton angeschlossen waren, mußten wir jeden Tag selbst unser Wasser hochpumpen. Das Wasser kam aus zwei Brunnen, einem mit Grundwasser zum Trinken, dem zweiten mit Regenwasser zum Waschen und Baden. Der niedrige Wasserhahn in der Küche war der einzige Trinkwasserhahn im ganzen Haus. Unsere Gäste, ganz besonders die aus London, schwärmten stets, wie einmalig weich unser Badewasser sei – es schäumte phantastisch und hinterließ keinen häßlichen Schmutzrand wie das kalkhaltige Londoner Wasser –, aber die meisten von ihnen konnten nicht begreifen, wie wir uns Tag für Tag mit dem lästigen Pumpen abquälten und warum es im Winter im Haus kälter war als draußen.
    Das Pumpenhaus war übrigens mit einer elektrischen Pumpe ausgestattet, falls jemand Roger und mich schon wie mittelalterliche Gemeindeknechte auf dem Dorfanger Frondienste verrichten sieht. Ein Motor trieb gewaltige Räder an, zwischen denen breite Keilriemen verliefen, die bei Betrieb klatschten und flatterten. Als wir in Booton eingezogen waren, hatte ein Mann vom Gesundheitsamt eine Wasserprobe zur Laboruntersuchung entnommen (der Boden des Vorratstanks war übersät mit leuchtendroten Nematoden). Einige Monate später wurde uns mitgeteilt, das Wasser sei zwar grundsätzlich genießbar, allerdings nicht für Kleinkinder unter einem Jahr. Jo hatte seit Monaten nichts anderes getrunken, und es wurde entschieden, derartigen Unfug zu ignorieren.
    Da das Haus keinerlei bauliche Veränderungen erfahren hatte, waren (und sind) seine viktorianischen Wirtschaftsräume und andere charakterliche Eigenheiten erhalten geblieben, wie eine Reihe Speisekammern für Lebensrnittel

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