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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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sich seine Lippen.
Obwohl nichts zu verstehen war, wusste Monsieur Grenouille, was er
murmelte: Ora pro nobis peccatoribus nunc
et in hora mortis nostrae. Wie auf Kommando wurde es
still.
    Religiöse
Ergriffenheit breitete sich unter den Zuschauern aus. Aus den
Augenwinkeln sah Monsieur Grenouille, wie der Mann mit den
gerösteten Kastanien sich bekreuzigte. Der Mann mit der
Weinflasche nahm seinen Hut ab.
    In diesem Moment gab
der Sergente einen Schuss in die Decke ab. Die Kugel riss ein
faustgroßes Loch in den Putz und brachte die von der Decke
herabhängenden Petroleumlampen zum Zittern. Gips rieselte aus
dem Loch und schwebte wie feiner Pulverschnee auf den
Fußboden. Das Publikum starrte erst auf das Loch in der
Decke, dann auf den Sergente, der seinerseits erschrocken auf die
Waffe in seiner Hand starrte. Dann hob er den Kopf, blickte zur
Seite, und Monsieur Grenouille sah, wie sich Erleichterung auf
seinem Gesicht ausbreitete. Worauf der Monsieur ebenfalls den Kopf
drehte und den Mann bemerkte, der zusammen mit einem uniformierten
Ispettore den Wachraum betreten hatte.
    Der Mann war
mittelgroß und hatte dunkelblondes, ins Graue spielendes
Haar. Er trug einen abgewetzten Gehrock, dazu ein weißes
Kavalierstuch, das ihm einen Einschlag ins Künstlerische gab.
Auf seiner Nase saß ein goldgeränderter Kneifer.
Monsieur Grenouille schätzte ihn auf Mitte fünfzig. Der
Mann stand ruhig an der Tür. Das, was er im Wachraum sah,
schien ihn nicht zu beeindrucken. Lediglich seine linke Augenbraue
zog sich ein wenig nach oben, als er das Loch in der Decke
sah.
    Inzwischen hatte es
der Italiener geschafft, sich der Umklammerung des
Österreichers zu entziehen, war diesem aber noch lange nicht
entkommen. Wieder drängte er sich kreidebleich in die Ecke,
und wieder zerschnitt der Österreicher die Luft vor seiner
Nase und schrie: «Ich mach dich kalt.»
    Der Sergente stand
immer noch untätig daneben. Nur dass seine Augen jetzt
zwischen dem Mann an der Tür und den beiden Streithähnen
hin und her wanderten. Offenbar erwartete er von dem Mann, dass er
das Problem löste. Das schien auch das Publikum zu erwarten,
denn alle Augen waren zur Tür gerichtet. Bei dem Mann handelte
es sich, vermutete Monsieur Grenouille, um den zuständigen
Commissario. Natürlich fragten sich alle, was er jetzt
unternahm.
    Doch der Commissario
unternahm gar nichts. Er stand einfach nur da und ließ den
Blick nachdenklich durch den Raum schweifen. Das Gebrüll des
Österreichers ignorierte er. Nachdem fast eine Minute
verstrichen war und das Publikum bereits anfing, sich zu
langweilen, setzte er sich in Bewegung und ging mit langsamen
Schritten auf die Streithähne zu. Ein knapper Wink mit der
Hand hatte den uniformierten Ispettore an seiner Seite angewiesen,
zurückzubleiben.
    Monsieur Grenouille
sah, wie der Commissario auf dem Weg zu den beiden Männern vor
einem Tisch, an dem ein anderer Sergente saß, stehenblieb. Er
beugte sich vor und ergriff den Kaffeebecher auf dem Tisch. Hob ihn
an seine Nase, roch daran und nickte befriedigt. Der Kaffee
dampfte. Er war heiß und schien gerade erst aufgebrüht
worden zu sein. Mit dem dampfenden Becher in der Hand ging der
Commissario langsam weiter. Dicht vor den Männern blieb er
stehen.
    Eigentlich hatten alle
erwartet, dass er jetzt etwas sagte. Aber er stand nur da und
guckte. Was den Österreicher offenbar dazu veranlasste, sein
Gebrüll einzustellen, das Messer sinken zu lassen und den
Commissario mit weit aufgerissenen Augen anzuglotzen. Der nickte
dem Österreicher zu und führte dann ohne Eile den
Kaffeebecher zum Mund. Nein - nicht ganz zum Mund. Denn jetzt
geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte.
    Die Bewegung war kurz
und knapp, nicht mehr als ein kräftiges Schlenkern des
Handgelenks. Der Becher des Commissarios schnellte nach oben, und
heißer Kaffee schoss auf das Gesicht des Österreichers.
Der ließ das Messer mit einem lauten Schrei fallen und fuhr
sich mit beiden Händen über die Augen. Was dem
Commissario die Gelegenheit gab, ihm einen wohlgezielten Tritt in
den Schritt zu verpassen. Ein weiterer Tritt gegen seine Hüfte
brachte den Burschen zu Fall. Ein letzter Tritt landete, als der
Mann bereits am Boden lag, auf seiner Nase, aus der sich sofort ein
Sturzbach roten Blutes ergoss.
    Worauf der Italiener
erleichtert auf die Knie sank und das Publikum, das die
polizeilichen Maßnahmen des Commissarios mit beifälligem
Gemurmel begleitet hatte, laut applaudierte.
    Den Tritt auf

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