Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
TOD
»Ah, Conan von Cimmerien! Du bist also in sogar kürzerer Zeit als einem Monat zurückgekommen!« begrüßte ihn Hisarr Zul und hob die Brauen über den vorstehenden Augen. »Du hast deinen Auftrag also erfolgreich durchgeführt?« Der Zauberer wiegte sich auf seinen Ballen. Die Hände hatte er auf dem Rücken verschränkt, so wie damals, als Conan ihn zum erstenmal gesehen hatte.
»Ja«, versicherte ihm der Cimmerier. Sein Blick schweifte durch das grüne Gemach, in das Hisarrs gespenstische Wächter ihn geführt hatten. Wieder war er waffenlos, seine Schwertgürtel hatte er an der Hintertür ablegen müssen. Ah, dort war es! Das seltsame Gefühl der Leere begann ihn wieder zu quälen. Der Spiegel mit seiner Seele lag in den geöffneten Händen einer Statue, die einen schwarzen Dämon darstellte.
Conan deutete. »Ich möchte, daß Ihr diesen Spiegel leert, Hexer.«
»Oh, möchtest du? Nichts leichter als das – für mich! Doch zuerst verlange ich den Beweis deines Erfolgs! Ich will das Amulett sehen!«
»Ich trenne mich wirklich nur ungern von ihm«, sagte Conan. »Ich trage es jetzt schon seit einer Woche.«
»Hmmm! Und die Nachahmung, die ich dir gegeben habe?«
»Ist genauso lange im Besitz der Frau, die Euch das echte Auge stahl. Sie ist zweifellos noch auf dem Weg nach Zamboula – mit der fünf Mann starken Begleitung, für die ich sorgte.«
»Wie einfallsreich, Conan von Cimmerien!«
»Leider nicht genug. Ich habe weder Wasser aus dem Fluß drunten in Kush noch stygisches Eisen, und ich bringe es auch nicht fertig, eine Jungfrau ihres Haares wegen umzubringen.«
Hisarr erblaßte sichtlich. »Woher weißt du – was redest du für Unsinn daher?«
»Ist Euch die Zunge nicht bereits ein bißchen ausgerutscht, Hexer? Dann stimmt es also. Mit diesen Mitteln seid Ihr zu töten. Und alle Seelen, die Ihr im Lauf der Zeit gestohlen habt, können befreit werden, indem man Euren Schädel nach dem Tod mit Erde füllt und ihn zu Asche verbrennen läßt. Habe ich recht?«
Hisarr Zul zitterte sichtlich. Auf weichen Knien taumelte er einen Schritt zurück, während er erschrocken in die eisigen blauen Augen starrte. »Du ... Es gibt nur einen, der all das weiß!«
»Und der bin ich! Der andere ist seit zehn Jahren tot. Stellt keine weiteren Fragen, Hisarr Zul! Gebt mir jetzt meine ... Seele zurück.« Es fiel ihm schwer, dieses Wort auszusprechen. »Dann verrate ich Euch, wo Ihr das Amulett finden könnt.«
Hisarr Zul war zwar immer noch bleich, aber er gewann allmählich seine Fassung wieder. »So geht das nicht, Conan von Cimmerien«, sagte er kopfschüttelnd. »Ich muß das Auge sehen, ehe ich dich freigebe!«
»Und wie wollt Ihr wissen, ob es das richtige ist oder nicht?«
»Ich werde es wissen – genau wie der Khan von Zamboula es wissen würde. Aber er wird das Auge nie wieder sehen!«
Der Cimmerier dachte an Isparana auf dem tausend Meilen langen Weg nach Zamboula im Süden. »Nein?« Er stellte sich so, daß er zwischen seiner Seele und dem Mann stand, der sie ihm geraubt hatte.
»Nein.«
Lächelnd trat Hisarr zu seinem langen hohen Tisch. Er murmelte eine Weile vor sich hin, ehe er nach einer geschnitzten Truhe aus rotbraunem Holz griff. Er öffnete sie und zeigte Conan, was er herausholte: einen Rubin, zwei schwarzgestreifte gelbe Steine und eine Handvoll Goldstaub – genau das gleiche Material, aus dem das Auge Erliks hergestellt war. Er gab alles in eine Schale, die offenbar aus einem großen Bernstein, nicht kleiner als Conans Faust, geschnitten war. Er füllte sie mit Öl aus einem Krug, den er gleich wieder verschloß. Dann wetzte er Feuerstein und Eisen aneinander und zündete das Öl an. Es flammte blau auf und leckte mit kleinen gelben Zungen hoch.
»Wenn das Öl verbrannt und die Flamme erloschen ist, wird das nachgeahmte Amulett nur einen Klumpen gelben Metalles sein, in dem drei Edelsteine eingebettet sind. Echte Juwelen, wohlgemerkt! Ich stellte das falsche Auge ja schließlich her, um Diebe zu täuschen, und wie du weißt, junger Mann aus dem kalten Norden, können erfahrene Diebe sehr wohl Edelsteine von Glas unterscheiden!«
Conan nickte. Er griff in seine Tunika. »Dies hier wird bestimmt nicht zerschmelzen.«
Die dunklen Augen des Hexers leuchteten auf und schienen noch um ein Stück weiter hervorzustehen. »Nein, das wird es ganz bestimmt nicht. Du hast deine Aufgabe wahrhaftig bewältigt, mein guter Diener! Bring mir den Spiegel dort, dann werde ich dich
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