Conan-Saga 02 - Conan und der Zauberer
wenn sie die Männer der Stadtwache sahen!
Conan dachte gar nicht daran, die Flucht zu ergreifen, aber auch nicht daran, einfach stehenzubleiben und sich niederschlagen zu lassen. Er duckte sich mit der gleichen pantherhaften Flinkheit, die er schon zuvor bewiesen hatte. Noch kauernd machte er einen Schritt auf den Angreifer zu. Er beugte sich über das ausgestreckte linke Bein des anderen und schwang die Klinge über den Kopf.
Das konnte nur bedeuten, daß er das Schwert mit aller Kraft herabsausen lassen würde. Also mußte der Wächter seine Beine schützen. Er würde den Hieb mit seiner eigenen Klinge auffangen und des Barbaren dicken Oberschenkel beim Zurückschwingen aufschlitzen.
Conans Arm und Klinge sausten jedoch nicht herab. Seine Faust strich knapp über seine schwarze Mähne, und seine Klinge schwang horizontal über seiner Stirn. Das lange Schwert schlug quer über des Zamoriers Mund.
Blut spritzte, und der Schreckens- und Schmerzensschrei wurde zu einem Gurgeln. Der Mann verriet seine Unerfahrenheit, indem er seine Klinge fallen ließ und seinem Gegner den Rücken zuwandte. Beide Hände auf das verwundete Gesicht gedrückt, taumelte er davon. Conan jedoch kümmerte sich nicht mehr um ihn. Seine reiche Erfahrung im Kampf hatte ihn gelehrt, keine Kraft an einen Gegner zu vergeuden, der nicht mehr einsatzfähig war. Und dieser eingebildete Wächter war es nicht mehr. Zum erstenmal in seinem Leben war er auf jemanden gestoßen, der zurückschlug – und auch zum letztenmal!
Überrascht hörte Conan inmitten der Schreie des Entsetzens und der Entrüstung einen begeisterten Ruf. Jemand hier war offenbar kein Freund der Ordnungshüter. War es der dunkle Fremde aus dem Osten im Khilat? Der General im Ruhestand hatte eine Hand auf den feisten Wanst gedrückt und schrie nach einem Schwert, weil er ja nicht fürchten mußte, man würde ihm eins geben. Ein jüngerer Mann, sichtlich ein Soldat in Zivil und ohne Waffen, kniff überlegend die Augen zusammen. Dann entschied er sich offenbar gegen eine Einmischung. Der Riese aus den Bergen hatte zu überzeugend seine Geschicklichkeit und Erfahrung bewiesen.
Kagul stand nun wieder auf den Beinen und schaute wild drein. Seine Hand umklammerte den Klingengriff – nein, beide Hände hielten Waffen. Er hatte inzwischen auch seinen Dolch gezogen.
Conan sah sich drei Bewaffneten gegenüber, die getrennt auf ihn zukamen.
Nun, da man ihn stellen wollte, war er völlig kühl. »Zurück!« befahl er, und den Zuschauern stellten sich die Nackenhärchen auf bei diesem raubtierhaften Knurren. »Wenn dir das Leben dieser Hunde etwas bedeutet, Kagul, dann ruf sie zurück! Eure Erfahrung habt ihr nur im Bedrohen verängstigter Straßenhändler gewonnen, in der Verschüchterung kleiner Diebe und im Foltern schwacher Dirnen, wenn ihr etwas von ihnen wissen wolltet. Ich habe schon sechzehn Monate in Ketten geschuftet, und dieses Schwert hat öfter, als du dir vorstellen kannst, in ehrlichem Kampf Blut geschmeckt. Im Kampf, Kagul, verstehst du? Ich werde es nicht zulassen, daß diese Burschen Hand an mich legen!«
Die drei blinzelten. Kaguls ›Hunde‹ blickten verstört auf ihren Führer. Der kniff die Lippen zusammen und zeigte Conan seine rechte Seite. Den langen Dolch hielt er in der Linken, das Schwert streckte er in der Rechten vor.
»Faßt ihn!« wiederholte er tonlos. »Es muß nicht lebend sein!«
Conan duckte sich. »Dann kommt lieber gleichzeitig«, riet er ruhig. »Der erste ist schon ein toter Mann!« Dann hob er die Stimme: »Hoch, Bel!« Er erinnerte sich des anspornenden Rufs, als er den Wächter niedergeschlagen hatte. »Hoch, Bel! Auf, im Namen Bels!«
Er sprang, und seine Klinge durchschnitt die Augen eines Wächters, während er dessen Blick auf sich gefesselt hatte. Der Zamorier taumelte zurück und stolperte gegen einen Tisch. Eine Frau kreischte, und die rubinbehangene junge Edle starrte mit noch glänzenderen Augen herüber, während ihre Zungenspitze die rosig gefärbten Lippen benetzte und ihr Busen wogte.
Kagul nahm von links den Platz des Ausgefallenen ein und stach zu. Auf dem Rückschwung klirrte Conans Klinge gegen die seine. Nur mit Mühe konnte Kagul den schweren Hieb des Cimmeriers parieren, der viel zu schnell gekommen war. Der Nordmann bewegte seine Klinge, als bestünde sie aus Holz und nicht aus schwerem alten Eisen. Und schon wich er einen Schritt zurück und schaute nach links, bereit, es mit dem dritten Wächter aufzunehmen. In diesem
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