Conan-Saga 09 - Conan und die Strasse der Könige
Lords mit einer eigenen Armee und auch nur einem Tropfen königlichen Blutes in den Adern, hätten wir als Verteidigungswaffe nicht die Letzte Wache. Callidios kennt das Geheimnis, wie sie zu befehligen ist. Ich nicht.«
»Gib mir Zeit, diese Zingaranische Revolutionsarmee zu etwas mehr als einem von Santiddios Wahlsprüchen zu machen, dann wirst du keine Legion aus Steinteufeln mehr brauchen«, versprach ihm Conan.
»Komm, wenn es soweit ist, mit deinem Rat wieder zu mir«, schlug Mordermi vor.
»Was? Seid ihr zwei die einzigen Nüchternen hier?« Santiddio schwankte auf sie zu und stützte sich unsicher auf die Schulter seiner Schwester. »Die Pest auf deine neue Krone, Mordermi, wenn sie dich an deinem eigenen Krönungstag vom Trinken abhält.«
»Conan und ich sprechen über unsere neue Armee. Zeig etwas mehr Respekt gegenüber dem König und seinem General.«
Santiddio stieß einen Rülpser aus, der für einen so schmalen Mann beachtlich war. »Avvinti hält es für eine gute Idee, wenn du auch einige gnädige Worte mit Baron Manovra und Graf Perizi wechseln würdest, die zur Krönung ihres neuen Königs gekommen sind.«
»Aber natürlich.« Mordermi verneigte sich. »Darf ich um Euren Arm bitten, Mylady?« Er grinste. »Du wirst mit deiner Schönheit ihre berechnenden Gehirne in Verwirrung bringen, und ich sichere mir dann ihr Versprechen für ein Bündnis.«
Conan blickte den dreien nach, als sie durch den überfüllten Ballsaal schritten. Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Mordermi machte wahrhaftig eine majestätische Figur in seinen königlichen Roben und der goldenen Krone. Santiddio sah aus wie ein betrunkener Student in seinem Feiertagsanzug. Und Sandokazi war eine strahlende Schönheit in ihrem schulterfreien Gewand aus steifem Brokat mit dem weit ausgestellten Rock unter der enggeschnürten Taille. Conan warf einen Blick auf seine nicht ganz saubere Kleidung und fragte sich, ob vom General des Königs wohl erwartet würde, daß er sich für die Krönung festlich gewandete.
Rimanendos Palast – jetzt Mordermis Palast – war wieder einigermaßen standesgemäß hergerichtet, aber dazu war viel Aufwand erforderlich gewesen nach den Plünderungen vor wenigen Tagen. Zu irgendeinem Zeitpunkt mußte es Mordermi wohl gedämmert haben, daß er und seine Männer ihren eigenen Palast ausraubten. Die Bürger von Kordava hatten Mordermi mit wildem Jubelgeschrei aufgefordert, ihr König zu werden. Für sie war der Brigantenführer immer ein Held gewesen, und als Anführer der siegreichen Rebellen war er nun auch noch zu ihrem Befreier geworden.
»Soll das Volk mich zum König ernennen«, sagte Mordermi. »Das genügt als Krönung.«
Aber Avvinti erinnerte ihn, daß auch die zingaranischen Edlen ihn als ihren Monarchen anerkennen sollten, und dazu mußte die Form gewahrt werden.
Soweit war es nun. In dem halbzerstörten Palast, den er mit Gewalt eingenommen hatte, wurde Mordermi zum König von Zingara gekrönt, mit all jenen weihevollen Ritualen, die für eine solche Zeremonie traditionsbedingt waren. Als wollte er sich dafür schadlos halten, hatte Mordermi ganz Kordava zu seiner Krönung eingeladen. Auf dem Innenhof, wo noch wenige Tage zuvor Leichen und Trümmerstücke den Fliesenboden übersät hatten, drängte sich eine begeisterte Menge, die mit ihrem Helden feiern wollte. Und diesmal floß der Wein noch reichlicher als das Blut an jenem schicksalhaften Tag.
Conan leerte seinen Kelch in einem Zug. Er fragte sich, weshalb er sich nicht so freuen konnte wie die anderen. Seine Freunde und er hatten einen ungeheuren Sieg errungen, und er war mit einem hohen Rang dafür belohnt worden. Als er vor wenigen Jahren in den Süden aufgebrochen war, um sein Glück bei den zivilisierten Nationen zu suchen, wäre ihm dieser Tag wie ein Traum, wie die Erfüllung aller seiner Wünsche vorgekommen. Doch jetzt?
Er konnte Korsts sterbendes Gesicht nicht vergessen. Seine letzten Worte verhöhnten ihn jetzt. Hatte der General lediglich seiner Bitterkeit über sein eigenes Geschick Ausdruck verliehen, oder hatte der nahende Tod ihn in die Zukunft sehen lassen? Conan hatte ähnliches bei Männern und Frauen seiner eigenen Rasse erlebt, bevor der Tod nach ihnen griff.
Er spuckte aus und warf einen funkelnden Blick auf die prunkvoll gekleideten vornehmen Festgäste. Draußen auf dem Hof, wo sie johlten und grölten und ihrer Begeisterung lautstark Luft machten, waren die Menschen seiner Art. Mit ihnen konnte er
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