Coq 11
Krieg gegen den Terrorismus die wichtigste Frage der Welt, und genauso lange habe ich nach einer Art und Weise gesucht, dieses Thema literarisch zu beschreiben. Letztes Jahr habe ich eine französische Reportage darüber gesehen, wie die Amerikaner versehentlich die Kursk versenkt haben. Da hatte ich meinen Ansatzpunkt gefunden.
Die Geschichte ist ungeheuer verwickelt, nicht zuletzt im Hinblick auf die Technik in dem Super-U-Boot, das die politische Weltkarte für immer verändern wird. Haben Sie lange gebraucht, um das Buch zu schreiben?
Eigentlich nicht besonders lange. Mit allem, was die Palästinenser betrifft, und mit der Geografie des Mittleren Ostens kenne ich mich sowieso aus. Am wichtigsten war für mich der Besuch der schwedischen U-Boot-Basis in Karlskrona, wo mich die Leiter mit viel Enthusiasmus in die Technik einführten und mir Ratschläge zur Strategie und zur Handlung des Romans gaben. Es war wie in der Zeit von Hamilton, als mir hohe Militärangestellte mit Rat und Tat zur Seite standen. Sie sind von Berufs wegen gewohnt, Krieg zu spielen, und genau das tue ich auch.
Sind Sie jemals selbst auf einem U-Boot gewesen?
Na klar, ich durfte 1988 an Bord der HMU Sjöbjörnen, als ich »Im Interesse der Nation« schreiben wollte. In diesem Buch greift Hamilton ja von einem U-Boot aus an. Moderne U-Boote sind Welten von den Unterwasserfahrzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg und den Fünfzigerjahren entfernt. Ein U-Boot wie die Kursk zum Beispiel ist hundertsechzig Meter lang und acht Stockwerke hoch. Es gibt große Versammlungsräume, Speisesäle, eine Tischtennisplatte und einen Swimmingpool.
Bei Ihren Beschreibungen des Lebens an Bord der U-1 Jerusalem bekommt man beinahe Sehnsucht dorthin. Streckenweise klingt es sehr komfortabel und gemütlich …
Ja, und so muss es auch sein. Alles, was uns im Alltag vielleicht ein bisschen stört, wirkt sich auf einem U-Boot viel stärker aus. Die Besatzung darf schlicht und einfach keinen Streit bekommen. Bei der Arbeit hockt man eng nebeneinander. Wenn einer einen Fehler macht, sterben alle.
Am Ende Ihres letzten Buchs über Carl Gustaf Gilbert Hamilton (»Über jeden Verdacht erhaben« von 1995) wird Hamilton zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt, woraufhin er sich unter dem Schutz des FBI nach Kalifornien zurückzieht. Haben Sie überlegt, ob er je zurückkommen könnte?
Ich fand, dass ich seinen Abgang sehr geschickt konstruiert hatte. Der Deal mit den Amerikanern beinhaltete, dass er Kalifornien nie wieder verlassen und niemals wieder das Territorium eines anderen Staates betreten durfte. Er saß total fest. Ich wollte ihn nicht umbringen. Denken Sie an Sir Conan Doyle, der Sherlock Holmes sterben ließ und später erklären musste, Sherlock sei bloß scheintot gewesen. Zu einer solchen Notlösung wollte ich nicht greifen müssen. Hamilton darf seinen Fuß zwar nie wieder auf europäisches Gebiet setzen, aber gegen die Weltmeere ist nichts einzuwenden. Er war nicht von Anfang an Teil der Handlung, aber irgendwann kam ich in ein Stadium, wo ich einen wie ihn brauchte. Von da an wurde es ebenso spannend wie witzig, und die Story funktionierte.
»Madame Terror« ist im Grunde eine ziemlich optimistische Geschichte. Könnte sich so etwas auch in der Wirklichkeit ereignen?
Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering. Unter anderem, weil die israelische Kriegsmacht im Mittleren Osten sowohl zu Lande als auch in der Luft total überlegen ist. Dass die Flotte relativ schwach ist, liegt nur daran, dass man zu Wasser im Prinzip keine Gegner hat.
Wir begegnen in Ihrer Erzählung vielen großen Namen – nicht zuletzt der amerikanischen Außenministerin Condoleeza Rice, und zwar recht privat. Haben Sie je in Erwägung gezogen, den Personen andere Namen zu geben?
Nein, natürlich nicht. Hätte ich die Außenministerin der USA als schwarze Frau beschrieben, ihr aber einen anderen Namen gegeben, hätten trotzdem alle Leser an Condoleeza Rice gedacht. Man kann mich schlecht wegen Verleumdung verklagen, weil ich über Präsident Bush oder Donald Rumsfeld schreibe. Es hätte also gar keinen Sinn gehabt, ihnen andere Namen zu geben.
Man kann sich »Madame Terror« gut als Film vorstellen …
Na ja, es ist ausgeschlossen, dass die Amerikaner Geld in so einen Film investieren, ganz zu schweigen von der amerikanischen Flotte. Und was es kosten würde, den Film mit europäischem Kapital zu machen, weiß ich nicht.
Ebenso gut kann
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