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Coruum Vol. 2

Coruum Vol. 2

Titel: Coruum Vol. 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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Besorge uns die nötigen Beweise!«
     
    *
     
    Raana kniete vor dem Bild des archaischen Kampfanzuges. Er hatte es lange andächtig betrachtet. Die Tempus Übermenschen waren in den Unabhängigkeitskriegen mehr als eintausend Jahre vor der Zeit der Neun Königreiche entwickelt und eingesetzt worden. Es war eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der jungen Königreiche gewesen.
    Das Königreich Metcalfe/Dominion hatte vor zweitausend Jahren den Nebelwelten für den Preis von fünf Grenzsektoren bei der Entwicklung der Reinkarnationstechnik geholfen. Parallel dazu entwickelte es heimlich einen eigenen fortgeschrittenen Kriegertypus – einen Cyborg, der im Gegensatz zur Reinkarnation keinen menschlichen Körper mehr benötigte, sondern als einzige verbleibende menschliche Komponente über ein genetisch modifiziertes Gehirn verfügte. Die Modifikation lag in der Eigenschaft zur Regeneration. Die Zellen dieses Gehirns konnten sich innerhalb von fünfzig Jahren vollkommen erneuern – ein kontinuierlicher Prozess, der das Vergessen von Erlerntem oder Erlebtem zu einem kontrollierten Vorgang machte und gleichzeitig das Gehirn nicht älter als fünfzig Jahre werden ließ. Diese Fähigkeit zur Zellregeneration des Gehirns hatte das Königreich sogar den Nebelwelten verschwiegen.
    Es war eine unbekannte Anzahl von Tempi hergestellt worden. Schätzungen variierten zwischen eintausend und einhunderttausend. Es waren die besten Krieger, die ein Königreich jemals besessen hatte – selbst die gegenwärtigen Eliteeinheiten der Schattentruppen sollten nicht annähernd die Effizienz und Übersicht im Kampf besitzen wie die damaligen Herrscher , was den Überlieferungen nach ihre Anrede gewesen war. Sie waren in der Lage, beschädigte Komponenten zu reparieren oder auszutauschen. Sie konnten sich selbst modifizieren, neuen Umgebungen anpassen. Es gab Tempi speziell für den Einsatz im Weltraum oder im Wasser.
    Die Entscheidung für ihren Untergang trafen sie selbst – durch ihren Erfolg und ihre Intelligenz. Nachdem die Tempus-Truppen vier größere Nachbarkönigreiche von Metcalfe/Dominion im Sturm erobert hatten, wurden sie ihren Kommandeuren unheimlich und man beschloss über Nacht ihre Vernichtung. Der nächste Planet, den sie einnehmen sollten, war als Falle konzipiert. Nach der Landung wurde er im Sektor isoliert und durch Asteroidenbeschuss in seinen flüssigen Urzustand zurückversetzt.
    Das war das offizielle Ende des Tempus-Übermenschen.
    Sicherlich war das ein Geschenk des Königs von Dominion, dachte Raana belustigt und wandte sich wieder seinem Hauptproblem zu.
    Noch immer war es ihm nicht gelungen, den getarnten Raum hinter dem Bild zu öffnen. Erneut starrte er in das winzige Holodisplay seines Kommunikationsringes und startete die Wiedergabe der Aufzeichnung. So langsam begann er sich wie ein Idiot zu fühlen, der versucht, eine Wachdrohne zu überreden.
    »Kommt, Tenent, versuchen wir es hier im Königsaal«, erklang die Stimme von Ruf Astroon in Raanas Ohr.
    »Ich bin auf dem Weg!« antwortete er und warf dem kantigen Gesicht des Kriegers einen letzten Blick zu.
     
    *
     
    Der Adjutant des Königs erwartete ihn im Königsaal vor dem Thieraport. Treerose saß konzentriert an einem Arbeitstisch am anderen Ende des Saals und beachtete ihn nicht.
    »Die Silhouette im getarnten Raum auf dem berechneten Bild der Ortungsdrohne hat mich sehr an einen Thieraport erinnert«, empfing ihn der Rothaarige, »vielleicht steht er mit diesem hier in Verbindung.«
    Raana nickte und aktivierte die Übertragungsfunktion seines Kommunikationsringes, wie er es bereits unzählige Male erfolglos vor dem Bild im Seitentrakt der Residenz getan hatte.
    Der Thieraport erwachte zu Leben, zeigte kurz die Holo-Projektion der drei gestaffelten Schilde und wechselte anschließend zu den Raumkoordinaten des Navigationsquartetts.
    » Wer seid Ihr? «
    Die beiden Offiziere rissen die Köpfe hoch und blickten überrascht auf das Bild von Harkcrow Treerose, der lebensecht im Holodisplay des Thieraports erschienen war. Ruf warf Raana einen kurzen Seitenblick zu, bevor er antwortete.
    »Ruf Astroon, Adjutant von Torkrage Treerose, dem gegenwärtigen König von Restront.«
    »Wo ist der König?«, fragte die Holo-Projektion von Harkcrow.
    »Hier!«, sagte die ruhige Stimme Treeroses von hinten. Langsam kam er die drei Stufen der ringförmigen Treppe hinab. Raana bemerkte, wie die umlaufenden Fenster des Königsaals undurchsichtig wurden und

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