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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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seid nicht Metcalfe!«, sagte er schwer atmend und die Widersprüche klärten sich. »Ihr seid eine Maschine!«
    Metcalfe sah ihm nach. »Ich bin Metcalfe, Tork, immer gewesen – zumindest im Geiste – und das ist es, was hier zählt.« Er tippte sich mit der rechten Hand an den Kopf. »Ich habe alle Erinnerungen, viel mehr Fähigkeiten und keine Schwächen, keine Skrupel, die er vielleicht hatte.«
    Treerose blickte sich um, betrachtete die verkleideten, toten Schattentruppen.
    »Ich bin sicher, Ihr habt keine Skrupel mehr, Maschine. Der Metcalfe, den ich kannte, wäre eher selbst gestorben, als seinen Offizieren so etwas anzutun.«
    »Das stimmt, Tork, er ist tatsächlich dabei gestorben – durch mich!« Sein Tonfall hatte sich mit einem Schlag verändert. Das Gesicht war ausdruckslos geworden, der Blick hatte sich nach Innen gekehrt. »Sie war es! Sie tötete meine Garde während meiner Reinkarnation. Ich hatte keine Wahl – ich musste die übrigen töten, weil es sonst allen Schattentruppen so ergangen wäre, verstehst du? Sie verfügt über bessere Schilde als wir. Sie kontrolliert jeden in ihrer Umgebung mit ihren Gedanken – sie kontrollierte mich! Sie hätte eine Armee unbesiegbarer Schattentruppen zu ihrer Verfügung gehabt. Ich musste es tun, sie in ihrer Macht begrenzen. Sie ist stärker als alles, was wir je getroffen haben, Tork.« Der Blick des Androiden war plötzlich flehentlich. »Wenn du ihr je begegnen solltest, wird sie dich auch verwandeln – niemand kann ihr widerstehen.«
    Den letzten Satz flüsterte er fast. Treerose war stehengeblieben, besah die Maschine, die so sehr aussah wie ein junger, dynamischer Frere Metcalfe in seinen besten Jahren. Er begann die Verzweiflung des da drin gefangenen Geistes zu erahnen. Der König von Metcalfe war den Verlockungen der Urmutter erlegen. Hatte ihren Schmeicheleien nicht widerstehen können, bis es zu spät für ihn gewesen war, er den Bruch zu den Königreichen vollzogen hatte. Zu dem Zeitpunkt, der eigentlich sein größter Triumph werden sollte, hatte sie ihn seiner Garde beraubt, anschließend seiner Menschlichkeit und ihm dann ihre ganze Macht gezeigt. Jetzt war er ihr Truppen- und Waffenbeschaffer, ihr Stratege, aber im Grunde ein Sklave.
    Treerose lockerte den Griff um seine verletzten Finger probeweise, um zu sehen, ob die Makrobots die Wunden verschlossen hatten. Es hatte sich bereits eine feine Haut gebildet. Er streckte Metcalfe die Hand entgegen. Genauso war es seine eigene Schuld gewesen – er hatte seine gespürten Zweifel an Metcalfe zu lange ignoriert.
    »Dann komm zurück, Frere. So wie dieses Gewebe kann dein Vertrauensbruch heilen. Wir werden dich vor Gericht stellen und verurteilen – aber du wirst den Respekt des Königreichs Metcalfe/Dominion bewahren können und irgendwann, irgendwann vielleicht einmal einen Teil deines Friedens zurückerlangen.«
    Die Maschine stand regungslos für Sekunden. Das Kinn auf der Brust, in das feine rote Tuch seiner Kirchenuniform gewandet, wirkte sie auf Treerose, als weine sie.
    Ruckartig hob Metcalfe den Blick, rote, sichelförmige Pupillen fixierten Treerose. »Du musst mit deiner Garde verschwinden, Tork. Sie kommt, ich kann es spüren. Sie war in den Reinkarnationslaboratorien, tief unter der Arche, hat alle Ergebnisse verpackt und wird diesen Planeten verlassen. Ihre Leibgarde besteht aus fünfhundert Od’Fer.«
    Er drehte sich zu dem Kommandeur-Anzug um. »Nimm den, Tork, er ist voll einsatzfähig und mit den notwendigen Ortungseinrichtungen versehen – fliehe!«
    Langsam tat der König einen Schritt auf den Androiden zu, horchte auf leise Geräusche, die sich in den letzten Minuten den Weg zu seinen Ohren gebahnt hatten – Kampfgeräusche.
    »Sie ist nahe. Du musst fliehen oder sterben!«
    Ein lautes Schleifgeräusch von oben lenkte Treerose ab. Für einen kurzen Moment war in der Decke hoch über ihm eine elliptische Öffnung zu sehen, aus der verwischte Schatten herausglitten und sofort unsichtbar wurden, als sie ihre Schilde aktivierten.
    Er überlegte fieberhaft, was er tun sollte, entschied sich nach einem letzten Blick auf die geschlossenen Augen Metcalfes, den Anzug zu nehmen und sprintete darauf zu.
    Sein Visier aktivierte sich und er hörte Zarkoons Stimme.
    »Die Anzüge sind intakt, aber die toten Offiziere stecken noch drin – wir können sie nicht benutzen, Siir. Wir konnten jedoch die Infanteriedepots in den Waden öffnen!«
    Damit verfügten sie zumindest über mobile

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