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Coruum Vol. 3

Coruum Vol. 3

Titel: Coruum Vol. 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Baier
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mich aus, legte meinen Kopf auf den kühlen Boden und schwamm.
    Bedenke deine Entscheidung gut!
    »Warum hat sie mich Bruder genannt?«, fragte ich leise.
    »Nur eine Anrede«, erwiderte er kurz angebunden, sah ärgerlich von oben auf mich herab, » steht auf! «
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte eine Stimme in mir und ließ es mich gleichzeitig laut aussprechen.
    Er atmete tief ein – ich hatte ihn.
    »Die Archen-KI hat das Virus und das Sole in Eurem Blut identifiziert. Deswegen seid Ihr ja hier. Es ist eine Anrede unter Sole-Sourcern«, erklärte er hörbar beherrscht.
    Ich fühlte ein Lächeln auf meinem Gesicht – ich war also doch ein echter Sole-Sourcer.
    »Ich darf den anderen Brüdern und Schwestern nicht schaden«, sagte ich bestimmt. »Ich darf es nicht tun!«
    Seine Verzweiflung war nahezu greifbar.
    » Ihr werdet ihnen mit Sicherheit schaden, wenn Ihr nichts unternehmt, Donavon «, versuchte er einen letzten Anlauf. »Wenn Ihr diese Arche nicht in der nächsten Stunde entkoppelt, ist nur eines sicher: Die vollständige Vernichtung dieses Systems und eine Verstärkung der Potentialkatastrophe, die auch vor dem Dritten Imperium nicht haltmachen wird!«
    Ich spürte die Wahrheit in seiner Antwort. Dennoch musste ich noch etwas anderes wissen.
    »Gibt es noch Sole-Sourcer, ich meine hier, bei uns?«
    Er schaltete sein Visier ab, unsere Blicke trafen sich.
    »Es gibt einen – oder zwei.« Er überlegte, ich ließ ihn nicht los. »Ich weiß nicht, wo sie sind.«
    »Wer ist es?«
    »Der Paramount des Dritten Imperiums. Sehr wahrscheinlich ist er tot, gestorben bei der Zündung des Potentials auf Xee«, er zögerte.
    »Und der andere?«
    »Ihr habt ihn getroffen, Overteer Keleeze. Er ist sehr weit weg, isoliert durch weiträumige Veränderungen im Katalog der Potentiallinien. Er kann uns im Moment nicht erreichen, sonst wäre er an Eurer Statt.«
    Ich würde nicht allein sein.
    »Können wir jetzt weitermachen?«
    Langsam stützte ich mich auf den Ellenbogen hoch, sah überrascht die gekräuselte, schwarze Haut auf meinen verbrannten Fingerkuppen, fühlte entfernt einen Schmerz.
    Ich erhob mich, setzte mich schwer in eine Wandnische vor eine grau leuchtende, von elektrischen Störungen durchzogene Kugel. Innerlich zusammenzuckend in Anbetracht des bevorstehenden, weiteren Schmerzes, sah ich auf eine Vertiefung für meinen rechten Unterarm und meine Hand. Zwei Krallen, die in nadelförmige Spitzen ausliefen, ragten an der Stelle aus der Form, wo mein Handgelenk zu liegen kommen würde.
    »Kann es mehr geben?«
    »Mehr wovon?«
    »Sole-Sourcer – können weitere entstehen?« fragte ich ungeduldig.
    »Wenn sie die Infektion überleben – ja.«
    Wir waren erst zwei – aber es könnte weitere geben!
    Ich drückte den Arm mit einer entschlossenen Bewegung in die Form, ignorierte das Stechen. Die graue Kugel verwandelte sich in ein dreidimensionales Diagramm, zeigte mir die Arche in den vier möglichen Zuständen der Kombinationen aus Aktiv und in ein komplexes Netz eingebunden.
    »Deaktiviert nur die Netzverbindung, Donavon!«
    Meine linke Hand griff in die Lichtdarstellung und schob die Arche aus dem Zentrum der Verbindungen in eine Abseitsposition. Eine Symbolkette erschien und begann sich rhythmisch zu verkürzen – ein Countdown.
    »Das war’s schon. Die Trennung erfolgt jetzt automatisch, Donavon – sehr gut.«
    Hilfst du damit den anderen Sourcern?
    Tränen standen plötzlich in meinen Augen. Wenn ich sie jetzt dem Tod geweiht hätte? Ich würde in der Verantwortung stehen, ihr Erbe anzutreten. Zuversicht strömte aus einem neuen Gedankenkanal auf mich ein. Ich wäre nicht allein.
    Keleeze würde mir helfen.

 
Schottland, Apholl Costle
25. Dezember 2014
30397/2/26 SGC
     
     
Karen
     
    Sie erwachte in Dunkelheit. Don hatte wieder gewühlt und lag jetzt wie ein Embryo zusammengerollt in der Mitte des Bettes. Karen schaltete eine kleine Leselampe an und beugte sich über ihn, küsste ihn auf die heiße Stirn. Das war die ganze Nacht so gegangen – sie fühlte sich leicht gerädert, wusste aber auch, dass es mit dem Schlaf jetzt wirklich vorbei war.
    Also stand sie auf, ging ans Fenster, öffnete den einen Flügel weit und sog die kalte Morgenluft tief ein. Hinter den bewaldeten Hügelkämmen der Highlands im Osten begann sich ein erster violetter Dämmerungsstreifen abzuzeichnen. Die kalte Luft floss ins Zimmer, sammelte sich am Boden und ließ sie fröstelnd wieder ins Bett gehen.
    Donavon

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