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Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition)

Titel: Corvidæ / Haus der Jugend [Twindie: Zwei Romane – ein Preis] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Keil , Florian Tietgen
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darauf folgte Pan.
    „Warum hast du nicht den Aufzug genommen?“, fragte er.
    „Was?“ Ich starrte ihn an. „Aber ich dachte … Wieso hast du mich dann an der Stange hinunterrutschen lassen?“
    „Du warst so schnell. Und wie hätte ich denn ahnen können …“
    „Ach, schon gut“, fiel ich ihm ins Wort. „Ich bin ja unten.“
    Aus den Rohren drangen schlürfende Geräusche und das Mädchen drehte wieder an den Ventilrädern, drückte Knöpfe und legte den Hebel um. Dann lächelte sie mich kurz an und tippte etwas in den Computer ein.
    Die Stahlseile über den Kesseln begannen zu ächzen und sich zu bewegen. Schwankend rumpelte eine Lore herein, die an einem der Seile hing. In einigen Metern Abstand folgte die nächste. Die Karren stoppten, als über jedem Kessel einer baumelte, und schaukelten sich aus. Mit einem Knopfdruck setzte das Mädchen einen Mechanismus in Gang. Zahnräderknirschen, Metall auf Metall. Die Loren kippten langsam zu Seite und ein Schwall riesiger Tomaten ergoss sich in die Kessel, unter denen die Feuer aufflackerten.
    „Tomatensuppe.“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich glaube das nicht. Wir schippern auf Tomatensuppe?“
    Pan zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck aus seinem Flachmann. Ich sah von Pan zu Rokan, der gespannt beobachtete, wie das Mädchen den Computer bediente.
    Ein ohrenbetäubendes Kreischen ertönte. Einer der Karren schaukelte bedenklich. Es klackte und knirschte, Zahnräder rutschten aus der Führung, es roch verschmort.
    „Verdammt“, sagte das Mädchen mit ihrer Frauenstimme, tippte und schaltete, doch der Wagen hing fest. Rußige Rauchwolken quollen aus allen Ritzen, es knallte und einige Nieten schossen wie Projektile durch die Luft und prallten blechern an die Spinde. Dann kippte die Lore in die Ausgangsposition zurück.
    Ich betrachtete die Dellen neben unseren Köpfen und pustete den Atem aus.
    Rokan zog eine der Nieten aus der Metalltür und besah sie von allen Seiten.
    „Verdammt“, sagte das Mädchen wieder. „Verdammte Korrosion!“ Dann rieb sie ihre Hände aneinander, als wollte sie sich die Finger wärmen, und drückte einen großen roten Knopf; wartete mit aufgesetztem Lächeln. Nach einigen Sekunden drang ein Rauschen aus dem Lautsprecher. Dann eine kaum hörbare Stimme. „Was ist?“
    Das Mädchen strich sich eine Strähne ihrer langen blonden Haare hinter das Ohr. „Kessel vier ist ausgefallen.“
    „Warum?“
    „Materialermüdung. Die Zahnräder“, antwortete sie knapp. Rauschen, Händereiben, krampfhaftes Lächeln.
    „Der Uhrmacher ist bereits unterwegs, aber halte die anderen Kessel in Gang, hörst du?“
    „Natürlich, Vater.“
    Das Rauschen verstummte und das Mädchen hüpfte an der Kesselreihe entlang. Kontrollierte die Rohre, legte Holzscheite nach, ölte die Nietverbindungen.
    „Ah“, flüsterte jemand neben meinem Ohr und ich zuckte zusammen. „Ah, wie angenehm Sie wiederzusehen verehrte Frau Catrin.“ Ich trat einen Schritt zur Seite. Der Uhrmacher deutete eine Verbeugung an. Er sah noch heruntergekommener aus, als bei unserem ersten Treffen. Ein Jackenärmel war eingerissen, die Weste hielt nur noch ein einziger Knopf zusammen. Seine Haare glänzten ölig und sein Atem roch nach altem Uhrenfett. Unter dem Arm trug er eine schmierige braune Ledertasche. „Sie entschuldigen mich, ich habe zu tun, aber ich würde mich über alle Maßen freuen, wenn wir unser Gespräch zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen könnten.“ Seine Augen blickten kalt in meine. Das Weiße darin war blutunterlaufen, als hätte er wochenlang nicht geschlafen, seine Lider zuckten unkontrolliert.
    „Mit Vergnügen“, sagte ich und hielt die Luft an, als er sich zu mir beugte.
    „Also, dann freue ich mich auf Ihre angenehme Gesellschaft.“ Eine knappe Verbeugung und ein abschätzender Blick zu Rokan, der den Uhrmacher unter zusammengezogenen Brauen heraus finster ansah. Rot verzog die Lippen zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln sein sollte, und ging leicht in die Knie. „Na, kleiner Mann, wie ich sehe darfst du mit den Großen spielen.“ Er lachte und hustete, spuckte auf den Boden. „Oh, das ist nett, nicht wahr?“ Er tätschelte Rokans Kopf und ich legte meine Hand auf dessen Schulter. Ich spürte seine angespannten Muskeln und schüttelte den Kopf. „Nicht.“
    Die Zahnräder in der Lore gaben ein knirschendes Geräusch von sich, eine Niete schoss durch den Raum und Rot eilte ohne ein weiteres Wort zu der Leiter, die das

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