Rumble & Rush (German Edition)
Kapitel 1
»Das ist nicht dein ernst, oder, Stella?«
»Natürlich ist es das oder habe ich bei so etwas schon einmal gescherzt, Arden?«, erwiderte die Frau gelassen.
Arden Wayland setzte sich auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch seiner Redakteurin stand, und seufzte theatralisch.
»Du kennst mich seit zehn Jahren, Stella, und weißt genau, dass so etwas nicht mein Fall ist. Hast du niemand anderen, den du dort hinschicken kannst?«
Die Frau schüttelte den Kopf. »Sonst würde ich dir den Auftrag nicht geben. Sicher kenne ich dich, aber der Bericht soll in die Märzausgabe und diese Krabbenfänger fahren nun einmal im Februar raus. Es ist kein anderer Journalist frei, deshalb sitzt du hier.«
Arden fuhr sich mit den Händen über das Gesicht und seufzte leise. »Beringsee?«, hakte er nach.
»Erfasst. Alaska, Schneekrabben und ich brauche es nicht beschönigen, Minusgrade, Schnee, Eis und eine tobende See. Packe dir also ein Mittel gegen Seekrankheit ein. Ich bin schon dankbar, dass Allan Sykes, der Kapitän des Schiffs, zugestimmt hat, also stell dich nicht quer.«
»Vier Wochen auf einem Krabbenkutter und das unter den Verhältnissen? Du brauchst mir nur zu kündigen, wenn du mich nicht mehr um dich haben willst, aber mich nicht in den Tod zu schicken!«
Stella Ambrose lachte leise und lehnte sich etwas nach vorne. »Ach komm, Arden, du bist einer der besten Journalisten in meinem Team. Bisher hast du noch jedes Kind geschaukelt bekommen, da wird Alaska nur eine weitere Herausforderung, aber kein Genickbruch.«
Der Mann seufzte hilflos und bedeckte sein Gesicht mit den Händen, als könne er die Situation dadurch ändern.
»Dein Flug geht übermorgen früh um fünf. Du fliegst erst von New York nach Kodiak. Von dort wird dich eine kleine Maschine nach Unalaska bringen. Es ist mit dem Kapitän der Rumble vereinbart, dass dich dort jemand abholt und mit dir nach Dutch Habor fährt. Dort liegt das Schiff vor Anker. Soweit ich weiß, lauft ihr am frühen Morgen aus. Pack dir wetterfeste Sachen ein, Gummistiefel und solchen Kram.«
Ardens Kinnlade sackte mit jedem Wort, das die Frau sagte, ein Stück weiter hinab. »Stella! Was tust du mir an?«
»Auch dir dürfte klar sein, dass du dir die Aufträge nicht immer aussuchen kannst, Arden. Die Unterlagen und Tickets müssten bereits in deinem Büro liegen. Gute Reise!«, erklärte die Frau schon sachlicher.
Er wusste, dass das Gespräch damit beendet war. Sein Kiefer presste sich aufeinander, er nickte nur knapp und verließ anschließend das Zimmer seiner Redakteurin. Erst steuerte er die kleine Kaffeeküche der Abteilung an, dann ging Arden langsam in sein Büro. Auf dem Schreibtisch fand sich tatsächlich eine Akte, die zuvor nicht dort gelegen hatte.
Mit einem Seufzen setzt er sich und schlug den Papierdeckel auf. Er schob die Tickets achtlos beiseite und warf einen Blick auf die kurzen Steckbriefe der Männer, die sich an Board des Schiffes befinden würden. Mit einem Schnaufen kommentierte er den Anblick, denn die Fotos erinnerten ihn an Schwerverbrecher und es fehlte nur noch das Schild, das diese obligatorisch vor der Brust halten mussten.
»Himmel, wer hat denn diese Fotos gemacht?«, brummte er ungehalten.
Ein Grund dafür, dass Stella ihm Jobs wie diese aufs Auge drückte, war, dass er nicht nur ausgesprochen fesselnd schreiben konnte, sondern auch in der Lage war, anständige Bilder zu fabrizieren. Wenn das Magazin ihn losschickte, dann konnten sie sich einen Kameramann, der ebenso Geld kosten würde, sparen. Normalerweise schätzte Arden seine Aufträge. Er übernahm Jobs, nach denen andere sich die Finger lecken würden. Eine Freeclimbing-Dokumentation in Südafrika, Kamelrennen in Saudi-Arabien oder einen Wettbewerb unter Fallschirmspringern im sonnigen Kalifornien, genau das war sein Kaliber und nun stand Alaska an. Beschissene Temperaturen, vier Wochen auf einem Kutter mit Typen, die einem Strafregister entsprungen waren und ... Arden schluckte, einem Partner, der ihm mal wieder die Hölle heißmachen und vor Eifersucht toben würde.
»Mit fünf Kerlen vier Wochen auf einem Schiff? Das ist ein Witz, oder?«, spie Alexander Vale aus und blitzte ihn aus wütenden Augen an.
»Ist es nicht. Ich habe es dir doch schon erklärt«, erwiderte Arden schlicht und schluckte seine aufkommende Wut so gut wie möglich hinab.
Sie diskutierten bereits seit zwanzig Minuten. Während er versuchte ruhig zu bleiben, redete sich sein Freund zusehends
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