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Cosmic Trigger (Band 3)

Cosmic Trigger (Band 3)

Titel: Cosmic Trigger (Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Wilson
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Wir hatten den Konsens, dass
Sipowisz immer die besten Zeilen bekam: „Once or twice a year I like to
keep a
promise to a witness, so I remember what it feels like.“ „This´ll rock
you in
your socks, John, but I gotta tell you: occasionally we don´t achieve
perfect justice
in this building.“
    „Ich
fühle mich etwas besser“, sagte
Shea schließlich, beinahe flüsternd. „Viel besser. Doch ich bin jetzt
müde.“
    „Okay“,
sagte ich. „Ich lass dich
jetzt in Ruhe.“
    „Ich
liebe dich“, sagte er plötzlich.
    „Ich
liebe dich auch“, sagte ich und
hängte den Hörer auf. Ich blieb noch etwas sitzen und dachte daran,
dass es in
dieser Gesellschaft dreier Jahrzehnte und einer schweren Krankheit
bedarf,
bevor heterosexuelle Männer einander „ich liebe dich“ sagen können. Ich
grübelte weiter und dachte über Sheas Optimismus nach, denn ich wollte
mir
nicht vor Augen führen, wie schwach und müde er geklungen hatte.
    In
der Retrospektive weiß ich nicht
genau, ob er seinem leidenden Körper diesen Optimismus schicken wollte
– um
sein Immunsystem mit der machtvollen Neurochemie der Hoffnung wieder
aufzubauen
– oder ob er das lediglich gesagt hatte, um mir weitere Sorgen und
Schmerzen zu
ersparen und meine Angst für ein paar Stunden zu mindern.
    Als
ich das nächste Mal Bob Sheas
Informations-Voicemail anrief, besagte die Botschaft, dass Shea ins
Koma
gefallen war und das Krankenhaus keine weiteren Anrufe entgegennehmen
könne.
Auch dann konnte ich noch nicht – und wollte nicht
– an die Wahrheit
glauben. Als die Mitteilung der Voicemail nach drei Tagen letztendlich
wieder
wechselte und einfach besagte, dass Bob Shea gestorben war, überfiel es
mich
wie ein Schock. Ich hätte diese Nachricht erwarten sollen, doch
natürlich hatte
ich das nicht getan. Das macht man nie. Ich hatte versucht, Shea
Hoffnung
einzuträufeln und hatte mir das letztlich selbst so sehr eingeredet,
dass ich
begonnen hatte, ein Wunder zu erwarten.
    Ich
saß in diesem Alkoven wie Wile E.
Coyote [ 8 ] ,
der gerade von einem Riesen-Findling
von der Größe eines Elefanten getroffen worden war, doch irgendwie noch
nicht
realisiert hat, dass er eigentlich umkippen sollte. Langsam stellte ich
das
Telefon auf den Tisch, immer noch unfähig, die Wahrheit zu akzeptieren,
immer
noch im Schock. Shea hatte scheinbar das ‚Große Casino’ geschlagen
(innerhalb
von 6 Monaten waren keine neuen Tumore aufgetreten). Wie aber konnte er
nun
wegen der Nebenwirkungen sterben?
    Die
Gremlins des Internets hatten den
Tod des einen Autors von Illuminatus ! verkündet,
doch nun war
stattdessen der andere gestorben.
    Ich
schaute aus dem Fenster. Die Sonne
stand noch nicht ganz über dem Horizont – ich stehe früh auf, wenn man
im Osten
noch zimtbraune und rotorange Streifen sieht – doch die
Frühstücksmeute, wie
ich sie nenne, hatte sich mittlerweile schon auf meiner Terrasse
versammelt.
Finken, Amseln und Spatzen hüpften und flatterten herum und pickten in
meinem
Vogelhäuschen. Zwei ganovenartige Eichelhäher kamen, verjagten alle
anderen und
steckten ihren Schnabel fast gewalttätig in die Tränke. Eine trauernde
Taube
stieß in einem Baum ihre gewöhnlichen Klagelaute aus, so als würde sie
nicht
begreifen, dass die Dinge irgendwann einmal weniger schwermütig werden
würden.
Ein Auto fuhr vorbei, unsichtbar hinter der Mauer der Terrasse. Ich
konnte
immer noch nicht die Vorstellungen von „Bob Shea“ und „Tod“ in meinem
Kopf
zusammenbringen. Es erschien mir wie ein „rundes Viereck“ oder ein
„gigantischer Zwerg“. Wie Wittgenstein gesagt hat, können bestimmte
Konzepte
einfach nicht in einem sinnvollen Gedanken gedacht werden.
    Ich
dachte an einen Grabstein in
Sligo, im wilden Westen Irlands:
     
    Cast a cold eye
    On life, on death
    Horsemann, pass by
     
    Ich dachte an Justice Shallows Glorifizierung
des zügellosen Frühlings seiner
Jugend („Jesus, the wild days we have seen“) und Falstaffs bittersüße
und
untertriebene Antwort „We have heard the chimes at midnight, Master
Shallow“ [ 9 ] . Niemand
außer Orson Welles konnte der
Zeile die Betonung geben, die sie verdient … Es meint ‚unsere Feste
wurden in
der Tat immer sehr spät’ (in Bezug auf die Landwirtschaft, wo die
meisten Leute
bei Sonnenuntergang zu Bett gehen), doch es meint auch ‚unser Tag hat
geendet.
Vor uns liegt das Grab allein’.
    Ein
weiteres Auto fuhr die Straße
hinunter und die trauernde Taube beschwerte sich wieder über

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