Cosmic Trigger (Band 3)
begreifen, wie viel Täuschung in dieser Welt existiert, da er
selbst
immer sehr aufrichtig handelte. Dementsprechend dachte er, dass
Geistliche, die
das Zölibat predigten, selbst zölibatär leben. Während des ersten
Jahres
unserer Freundschaft – 1965 – glaubte er sogar, dass Politiker, die
sich selbst
liberal nennen, auch liberal denken und handeln.
Wie
dem auch sei, der schwule Priester
verursachte bei Shea und mir genügend tiefsinnige Gedanken, dass wir
ihn
schließlich transformierten und als Padre Pederstia in Illuminatus! unsterblich
machten.
Zu
der Zeit, als wir den Priester
trafen, erzählte mir Shea, dass er bis zum Alter von 28 Jahren (wenn
ich mich
recht erinnere …vielleicht sagte er auch 27 oder 29) Katholik gewesen
sei.
Abgesehen von seinem Schock über den Gedanken an schwule Geistliche
erschien er
nicht wie jemand, der gerade der Gedankenkontrolle der Papisten
entkommen war,
und ich verstand niemals, wie er so lange in der Kirche bleiben konnte.
(Da
James Joyce im Alter von 14 Jahren Rom entkommen war, dachte ich, dass
alle
intelligenten Leute in dem Alter durch diese Phase gehen …) Shea selbst
hat mir
nie erklärt, warum er so lange blieb, doch er erzählte mir eines Tages,
mit
schmerzlichen Details, warum er ausgestiegen war.
Seine
erste Frau, so scheint es, war
kurz nach der Hochzeit total durchgeknallt. Nach vielen Quälereien und
psychiatrischen Gesprächen musste Bob schließlich das Urteil
akzeptieren, dass
er eine unheilbare Schizophrene geheiratet hatte. Er erkannte, dass das
mehr
war als das, was er verkraften konnte und versuchte, die Ehe
annullieren zu
lassen. Was zu einem Treffen mit einem Monsignore führte.
Zu
Sheas Erschrecken war weder die
psychiatrische Diagnose noch irgendein anderer Beleg noch der
gesetzliche Kanon
der Kirche selbst Teil des Gespräches mit dem Monsignore. Der
Monsignore wollte
lediglich wissen, wie viel Knete Bob für die Annullierung der Ehe
bezahlen
könnte. In seiner damaligen Situation als junger Mann, der gerade in
einer
käsigen Imitation des Playboy in der
Zeitschriftenindustrie zu arbeiten
begann, bot Shea an, was er aufbringen konnte. Der Monsignore sagte ihm
schließlich, er solle nach Hause gehen und hart darüber nachdenken, wie
er mehr
Geld flüssig machen könne. Ende des Gesprächs.
Shea
wurde schließlich standesamtlich
geschieden und ging niemals wieder in eine katholische Kirche. Dennoch
betrachtete er, als ich ihn kennenlernte (nur 5 oder 6 Jahre, nachdem
er aus
der Kirche ausgetreten war), Abtreibung als eine kriminelle Tat und
wusste
nicht, dass es schwule Priester gibt. Er lernte eine Menge in diesen
wilden
letzten Tagen der 60er, und er lernte schnell. Sein
Kennedy-Liberalismus wurde
durch Dalys Sturmtruppen vergast und so wurde er zu einem weiteren
verdammt
wilden Anarchisten, genau wie ich.
Ich
erinnere mich an eine Nacht, als
wir (Bob und seine zweite Frau Yvonne, Arlen und ich) zusammen stoned
waren und
im Fernsehen Frankenstein Meets the Wolf Man anschauten. Es gab zu
dieser Zeit immer noch Zigarettenwerbung, und eine bestand in dieser
Nacht aus
zwei Schauspielern – die eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit Ken und
Barbie
hatten –, die in einer Waldlichtung schlenderten und an einem
wundervollen
Wasserfall vorübergingen. Als sie ihre Kippen anzündeten,
erschien der Slogan: „You can take Salem out of the Country, but you
can´t take
the Country out of Salem.” Ich
vermute, sie wollten, dass wir die Assoziation ‚Salems
Rauchen = gute frische Country Luft atmen’ hatten. Sobald die Werbung
endete,
erschien wieder Lon Chaney Jr. auf dem Bildschirm und litt
fürchterliche Qualen
(erinnert ihr euch an seine ausdruckvollen Augen?), als er sich in
einen Wolf
verwandelte. „You can take the man out of the jungle“, sagte
ich mit zugedrönter
Feierlichkeit, „but you can´t take the jungle out of the man”. Wie
die meisten meiner
Marihuana-Grillen floss auch dies direkt das Gedächtnis-Loch hinunter,
und ich
vergaß es sofort.
Stellt
euch meine Überraschung vor,
als dieser surreale Komplex von Ideen (Darwin/Wolfmann/Salems und all
dies)
dann wieder in Illuminatus! auftauchte. Shea hatte
es nicht vergessen.
Und
eine weitere Nacht kommt zu mir
zurück, um mich in zarte Erinnerung und Trauer zu hüllen. Bob, Yvonne,
Arlen
und ich waren wieder in Bobs Bude und waren wieder stoned. Bob legte
leise eine
Platte auf. In meiner tiefen Cannabis-Trance erschien mir alles, was
ich hörte,
wie der reine Klang, ein
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