Cosmopolitan zum Frühstück
sie aus den Augen zu lassen, stand er auf. Die Musik war leise und verführerisch geworden, und auch Jacobs Stimme war leise. “Sag es mir.”
Vertrauen!
Melanie zuckte die Achseln. Jetzt durfte sie nicht um den heißen Brei reden. “Ich war nicht ganz klar im Kopf, sonst hätte ich erkennen müssen, dass du nie in der Lage wärst, das zu tun.”
“Was denn?”
“Den Film ins Reißerische zu verkehren, gIRL-gEAR als Mittel zum Zweck zu missbrauchen, ohne Rücksicht darauf, dass das für uns das Aus bedeuten könnte.”
Während sie sprach, kam er auf sie zu. Seine Schritte dröhnten laut auf dem Parkett. Er wirkte traurig, so traurig, dass ihr Herz wie wild zu schlagen begann. Es ist doch nicht aus, sonst wäre er nicht hier, dachte sie. Er ist viel zu intelligent und kennt mich zu genau, um nicht längst erraten zu haben, wie es zu diesem Ausrutscher kam. Bei genauerem Nachdenken war ihr selbst kaum begreiflich, dass es dazu hatte kommen können.
Sie hatte sich bedroht gefühlt und ihn auf der Stelle verurteilt. Wie dumm von ihr! Denn als sie ihn jetzt ansah, als sie das Lächeln bemerkte, das sie so lieb gewonnen hatte, und das Funkeln seiner espressobraunen Augen, sah sie darin nur Verständnis anstelle von Vorwürfen.
“Wie bist du denn auf die Idee gekommen?”
Sie starrte auf ihre Zehen, die unter der Decke hervorlugten. “Weil du mehr als einmal erwähnt hast, wie wichtig dieses Projekt für deine Karriere ist.”
“Aber eigentlich weißt du, dass das nicht der wahre Grund ist, oder?”
Sie sah zu ihm auf, aber Tränen verschleierten ihre Augen, und sie konnte ihn kaum erkennen. “Für mich ging es immer nur um die Firma. Ich war der Meinung, dass ich ohne gIRL-gEAR mit nichts dastünde.”
“Manche Dinge muss man eben allein herausfinden.”
“Und was hast du herausgefunden?”, flüsterte sie.
“Komm her!” Er legte den Arm um sie, und sie lehnte den Kopf an seine Brust und schluchzte. Er drückte sie fest an sich. “Der Gedanke, dass du mir so etwas zutraust, hat mich fast wahnsinnig gemacht.”
“Schsch!” Sie legte die Finger auf seinen Mund. “Ich war so blöd! Hab immer die Firma an erste Stelle gesetzt, anstatt meinem Herzen zu vertrauen.” Zärtlich berührte sie seine Wange.
Er küsste ihre Handfläche. “Es ist nicht leicht, plötzlich auf etwas zu hören, das man sein Leben lang nur als lästiges Beiwerk betrachtet hat. So war das wenigstens für mich.”
Sie legte die Hand auf seine Brust und fühlte, dass sein Herz genauso wild klopfte wie ihr eigenes. “Dieses Herz zum Beispiel?”
Er lachte und schmiegte sich noch fester an sie. “Genau dieses! Es gehört jetzt dir, Melanie, ganz und gar.”
Ihr stockte der Atem. Er hatte ihr sein Herz geschenkt! Tief bewegt barg sie den Kopf an seinem Hals. Er duftete so warm und süß, dieser Mann, den sie besser kannte als jeden anderen, ihr bester Freund, ihr Geliebter, und sie würde ihn nie wieder gehen lassen. “Ich liebe dich auch.”
“So?”, meinte er und verlagerte sein Gewicht unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. “Und was machen wir jetzt?”
Sie liebte ihn für dieses Zeichen von Nervosität. “Weißt du, was ich wirklich gern täte? Auch wenn es dich zu Tode erschrecken wird?”
“Was?”
“Reden.” Sie blickte zu ihm auf und berührte wieder sein Gesicht. Sie konnte einfach nicht genug bekommen von ihm. Dass sie so glücklich sein konnte, hätte sie nie geglaubt. “Reden, pausenlos, tagelang. Es gibt so viel, was ich noch über dich wissen muss.”
“Das Allerwichtigste weißt du doch schon: Ich liebe dich.”
“Ach Jacob, ich liebe dich auch.” Sie küsste ihn. “Trotzdem, wie wär’s mit einem Wochenende in einem ruhigen Bed-and-Breakfast? Zufällig habe ich da noch einen Gutschein.”
Er überlegte einen Moment, dann meinte er scherzhaft: “Aber nur, wenn wir uns das Frühstück aufs Zimmer liefern lassen. Ich habe nämlich nicht vor, das Bett zu verlassen.”
“Gebongt – solange du mich nur nicht verlässt!”
– ENDE –
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