Creatio ex nihilo (Urteil: Leben)
seinem Elternhaus an, drohte sogar mit Selbstmord, wenn er ihr Flehen nicht erhörte. Bald wusste Andrew weder aus noch ein. Und der DS, nachdem er seine erste Wut hinter sich gelassen hatte, lief zur Höchstform auf.
Es funktionierte, doch es wurde knapp und Andrew hatte für die nächsten drei Jahre genug vom Thema Frauen.
Aber irgendwann kehrte das Bedürfnis zurück. Da war er bereits älter, gelassener und verfügte über bedeutend mehr Geld.
Es war nie Liebe, die er bei einer Frau suchte. Was das betraf, hielt Andrew sich ganz an die Weisungen des DS. Er gestattete niemandem Einblick in sein Leben, noch ließ er zu, dass jemand derart viel Macht über ihn erlangte, um seinen so wichtigen, unverwüstlichen Tagesablauf stören zu können.
Doch nachdem er sich von dem Desaster mit der Pfarrersfrau erholt hatte und der DS nicht mehr ganz so wütend auf ihn war, griff er dieses spezielle Thema wieder auf.
Mochte der DS sagen, was er wollte, dies war eine der wenigen Angelegenheiten, in die Andrew sich nicht hineinreden ließ. Als er dem DS seinen Plan vorlegte, verzog der nur noch geringschätzig das Gesicht.
Okay, du kannst wohl nicht anders! Was soll ich sagen? Dann tu es schon, in Gottes Namen, bevor dir das Zeug aus den Ohren kommt. Aber ich warne dich! Halte dich an die Regeln! Noch einmal rette ich deinen Arsch nicht vor einer wild gewordenen Walküre!
Andrew beachtete ihn kaum. Sein Entschluss stand fest.
Kein Leben ohne Sex.
Doch es gelang ihm, die Mädchen, die sich auf den Handel mit ihm einließen, in seinen Tagesplan zu integrieren. Er sah sie nicht oft, maximal einmal die Woche. Ihr Schweigen ließ er sich vorab mit einem wasserdichten Vertrag bescheinigen, er stellte ihnen ein Appartement zur Verfügung und sorgte während ihrer Liaison für deren Auskommen.
Dabei war ihm nicht der DS, sondern wieder sein Sicherheitschef von gravierender Hilfe.
Und bald gehörten jene Mädchen, die er dann und wann besuchte und mit denen er ein paar wirklich ereignisreiche Stunden verbrachte, zu seinem Leben, wie das morgendliche Frühstück oder die Besuche im Bereich der Hochfinanz.
Allerdings wurden sie kein Bestandteil seines Privatlebens. Nie führte er sie aus, nie nahm er sie auf die von ihm eher spärlich besuchten Events mit.
Seine Teilnahme an derartigen Veranstaltungen nahm mit den Jahren ohnehin immer weiter ab, bis sie irgendwann ganz ausblieb. Er hatte feststellen müssen, dass ihn so etwas langweilte. Verschwendete Zeit, die ihm keinen wie auch immer gearteten Gewinn bescherte. Ebenso verhielt es sich mit jedem anderen Zeitvertreib, den andere Leute angeblich nachgingen.
Irgendwann zog Andrew sich völlig zurück. Er – oder vielmehr der DS - waren dahintergekommen, dass dies die beste Möglichkeit darstellte, sich nicht in seinen Plänen herumpfuschen zu lassen. Nur, wenn er sich soweit wie möglich aus der Welt zurückzog, vermied er es, sich von ihr einnehmen zu lassen. Die wenigen Geschäftstermine, die er wohl oder übel dennoch wahrnahm, ließen sich dafür verhältnismäßig einfach in seinen Plan integrieren. Ähnlich wie das jeweilig aktuelle Mädchen.
Am besten ging es ihm, wenn er seinen Tag ausschließlich in der Holding und seinem Haus verbrachte.
Hier war er sicher vor allen fremden Einflüssen, die ihn vielleicht vor Herausforderungen stellten, die drohten, seinen Tagesablauf zu stören.
Er genoss die Einsamkeit, mochte die Ruhe, die ihn empfing, wenn er die Haustür hinter sich schloss. Seine Familie besucht er nur zweimal im Jahr. An Weihnachten für zwei Tage, was gleichzeitig seinen Jahresurlaub darstellte und zum Geburtstag seiner jüngeren Schwester Julia. Sie wurde einige Jahre nach Claudia geboren und zu ihr pflegte Andrew sogar so etwas wie eine Beziehung. Damit hatte er seinen Verpflichtungen genüge getan. Fand er und der DS ohnehin.
Manchmal traf er sich mit seinem Vater zum Lunch. Irgendwann hatte er Frieden mit ihm geschlossen, spätestens, nachdem Stephan Norton nach New York ging.
Möglicherweise lag es daran, dass er ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu den Aufpassern gehörte.
Diese sporadischen Essen waren gut und da sie genau zu Andrews üblicher Lunchzeit stattfanden, brachten sie seinen Plan auch nicht ins Wanken.
Ansonsten empfing er keinen Besuch, weil sich nie welcher ankündigte.
Keine seiner Freundinnen betrat jemals sein Haus – er traf sie ausschließlich in den Appartements, die für die Dauer des Verhältnisses angemietet wurden.
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