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CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)

Titel: CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Zug und blies den Rauch an seiner Schwester vorbei. Ein leichter Wind kam auf.
    »Aber wenn's wirklich passiert, dann ist es nicht so cool«, sagte er, »ich verstehe schon, was du damit sagen willst. Aber jetzt mal ehrlich. Diese Franka kennen wir gar nicht und wer weiß, ob sie wirklich mit jemandem hier war. Und Sarah ist schon immer seltsam gewesen. Die sitzt jetzt bestimmt irgendwo und kifft.«
    Larissa schaute ihrem Bruder in die Augen. Sie wusste, dass er es nicht so meinte und seine Worte nur dazu dienten, ihn selbst zu beruhigen. Etwas war faul in diesem Dorf. Vielleicht würden sie in der Kirche mehr erfahren. Larissa warf ihre Zigarette beinahe ungeraucht zu Boden und trat sie mit dem rechten Fuß aus. Plötzlich wollte sie nicht mehr an der Mauer stehen, sie wollte zu den anderen. Je mehr sie waren, desto besser.
    Bescheuert, dachte sie. Sie glaubte wirklich, sie waren in einer Horrorgeschichte. Aber Jakob schmiss seine Zigarette ebenfalls zu Boden und wirkte, wie so oft, als ob er genau dasselbe empfand wie seine Schwester.
    »Wir müssen aufpassen«, sagte sie und wandte sich nach rechts, um an der Mauer wieder zurück zu den Stufen zu gehen, die den Hügel zur Kirche hinaufführten.
    Zwei Männer versperrten ihnen den Weg, standen zwischen Mauer und der Schnauze von Martins BMW. Sie waren in bäuerliche Sachen gekleidet, Stoffhosen und Daunenjacken. Ihre Gesichter waren vom Wetter gegerbt und ihr Haar trugen sie kurz. Trotzdem waren sie seltsam ohne Falten oder offensichtliche Anzeichen des Alters, obwohl Larissa sie auf Mitte vierzig schätzte. Wie zwei ältere Männer mit Kinderhaut.
    »Oh hallo«, sagte Jakob, der nun neben seiner Schwester stand. Seine Anwesenheit ließ sie sich mutiger fühlen. Das war schon in der Schule so gewesen. Jakob war immer dagewesen, auch wenn es nur die kleinsten Probleme gegeben hatte. So auch jetzt. Larissa atmete tief durch und sagte: »Endlich treffen wir hier jemanden. Wir suchen das Horror House .«
    Die Männer starrten sich wortlos an, dann blickten sie wieder zu dem Geschwisterpaar. Sie zuckten mit den Schultern, blieben teilnahmslos. Als würden sie die Szene eines Filmes betrachten. Da wurde Larissa bewusst, dass die beiden Männer nicht die Geschwister anschauten, sondern hinter sie.
    Etwas war hinter ihnen.
    Larissa nahm Jakobs Hand und wollte sich umdrehen, als sie ein dumpfer Schlag gegen den Hinterkopf traf. Sie spürte noch, wie sie auf die Knie sackte, wie sie die Hand ihres Bruders verlor, wie sehr es sie ängstigte, dann knallte sie auf den Boden ins Bewusstlose.

In der Kirche herrschte Kühle. Die Ausstattung war eher schlicht gehalten, die Sitzreihen begrenzt, auf dem Boden lag der übliche abgewetzte, strapazierfähige Teppich. Gedämpftes Licht fiel durch die bunt verglasten Fenster. Franka ging durch den Mittelgang auf die Kanzel zu. Dabei schaute sie sich rechts und links um. Irgendwo musste doch jemand sein. Der Pfarrer oder eine Putzfrau, jemand, der Blumen auffrischte oder Kerzenwachs vom Boden kratzte. Das gab es überall. Auch in dem übelsten Minikaff. Madlen und dieser Martin folgten ihr, was sie beruhigte. Sie war überhaupt dankbar, hier nicht allein zu sein mit ihrem Problem. Franka nahm sich vor, die Polizei zu rufen, wenn sich in den nächsten Minuten die ganze Scharade nicht als solche enttarnen sollte. Sie überlegte, ob sie laut rufen sollte, das war schließlich ein Notfall, aber irgendwie sträubte sich alles in ihr, das zu tun. Obwohl sie alles andere als gläubig war, flößten ihr Kirchen Respekt ein. Remo hatte mal behauptet, dass es eine spezielle Architektur gab, die die Menschen zur Demut bewegen sollte. Kirchen wurden so gebaut, hatte er gesagt. Das hielt er für seine eigene Theorie und es klang plausibel.
    Martin überholte Franka und schritt zügig nach vorne.
    »Ihr schaut hier überall, ich geh mal den Backstage-Bereich checken. Aber hier muss jemand sein, die Alarmanlage ist an.« Er deutete auf ein gelbgrünes Licht, das in der Nähe des Predigerpultes leuchtete.
    »Das ist das ewige Licht, du Penner«, sagte Madlen. »Aber eigentlich müsste das rot sein. Ist vielleicht ne andere Glaubensgemeinschaft. Ein richtiges Kreuz haben die anscheinend nicht.«
    »Was auch immer«, sagte Martin. Er verschwand im hinteren Teil der Kirche und war nicht mehr zu sehen.
    »Hallo?«, rief Franka leise. Immer noch wollte sie nicht schreien, auch wenn ihr danach war. »Wir brauchen Hilfe! Ist hier jemand?« Keine

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