CROMM - Das Dorf findet dich (German Edition)
ganz andere Bilder. Männer, die in Ketten hingen, mit schmerzverzerrten Gesichtern, die Köpfe nach hinten gerissen, die Körper verdreht. Vor ihnen standen andere Menschen, die mit gefalteten Händen dem Martyrium beiwohnten. Was die Männer so quälte, konnte Franka nicht ausmachen, aber das Licht hier drin war auch wirklich schlecht.
»Hey! Da hinten ist wirklich keiner. Ich hab überall geguckt.« Martin war wie aus dem Nichts aufgetaucht und gesellte sich wieder zu den beiden Frauen.
»Ja. Ich bin auch dafür, dass wir wieder rausgehen«, sagte Franka, während sie weiter auf die Gemälde starrte. »Das ist irgendwie schräg hier. Wir sagen den anderen Bescheid und dann rufe ich die Polizei. Ich denke, wir haben lange genug gesucht. Und Sarah ist ja auch weg.«
Niemand erhob Einwände und sie gingen den Mittelgang zurück nach draußen.
»Was meint ihr, was das ist?« Madlen deutete auf ein Symbol, das jemand in Gold über die Tür gemalt hatte. »Dasselbe haben die auch über der Kanzel hängen.«
»Keinen Schimmer«, sagte Martin und strebte weiter vorwärts.
»Du hast es dir nicht mal angesehen«, sagte Madlen.
»Wozu auch. Ist das hier ne Butterfahrt mit Kirche gucken oder was?« Martin stieß die Tür auf und trat ins Freie. Madlen folgte ihm. Franka blieb noch mal kurz stehen und warf einen Blick auf das Zeichen. Auf den ersten Blick bestand es aus einzelnen Strichen, sehr stilisiert, aber es kam ihr bekannt vor. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, was das sein sollte und normalerweise hätte sie das auch nicht gekümmert. Aber sie hatte noch nie eine Kirche gesehen, in der das Kreuz durch etwas anderes ersetzt worden war. Das verursachte ihr ein ungutes Gefühl. Das Kreuz war ein Symbol dafür, wer im Zweifelsfall das letzte Wort hatte. Zumindest war es das immer gewesen.
Franka riss sich los und folgte den anderen nach draußen. Die Eichentür bewegte sich langsam und fiel dann ins Schloss. Martin und Madlen trabten bereits die Treppe herab und sie beeilte sich, die beiden einzuholen.
»Wo sind die denn jetzt wieder?«, hörte sie Madlen sagen.
»Rauchen. Die qualmen sich noch zu Tode«, sagte Martin. Franka sah, dass er zu einem der Autos ging. Sie stieg zügig die Treppen hinunter und sah sich nach Remo um, obwohl sie wusste, dass das sinnlos war.
»Nein, die sind nicht beim Rauchen. Da ist keiner«, sagte Madlen. »Aber da liegen zwei Kippen auf dem Boden.« Sie lief ein Stück die Mauer entlang und rief laut nach Jakob. Niemand antwortete. Martin kam vom Auto zu ihnen zurück und Franka hatte den Eindruck, dass er nun auch langsam nervös wurde.
»Das ist garantiert eine Inszenierung von diesem Horror House -Veranstalter«, sagte Madlen. Ihre Stimme klang dünn. Sie wandte sich an Franka. »Oder?«
»Mensch, ich weiß echt nix von diesem Haus! Und Remo auch nicht, der hätte da gar nicht mitgemacht!« Franka kramte in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel. Martin ließ seinen Blick über den Kirchplatz schweifen.
»Ja, ich glaub auch, dass das so was wie ein Live-Game ist«, sagte er. »Die weihen immer die nächsten ein, bis keiner mehr übrig ist und am Schluss klären die das dann auf.«
»Und wenn es kein Spiel ist?«, fragte Franka. »Remo würde so was nicht mit mir machen. Nicht mal für Kohle.«
»Was soll es denn sonst sein?«, fragte Martin mit aggressivem Unterton.
»Okay, wir beruhigen uns jetzt alle«, sagte Franka. »Wir tun Folgendes. Was auch immer das ist, es ist nicht mehr lustig. Ich schlage vor, wir fahren zurück zur Straße, damit wir erst mal hier weg sind. Dann rufen wir die Polizei, erzählen alles und warten ab, was die tun werden. Alles andere ist Blödsinn.«
Madlen nickte, Martin hatte die Arme verschränkt und schien noch einen letzten Tritt in den Hintern zu benötigen.
»Wer von euch hat Autoschlüssel?«, fragte Franka.
»Ich«, sagte Martin. »Madlen kann bei mir mitfahren.«
»Gut. Dann los.« Franka betätigte den Türöffner und schwang sich ins Auto. Erst mal hier weg, das war das Beste. Sie ließ den Motor an, der bereitwillig brummte. Fast hatte sie erwartet, dass der Wagen nicht ansprang. Warum auch immer. Sekunden später rollten die beiden Autos die gepflasterte Straße entlang.
Larissa erwachte durch weiteres Blätterrascheln. Ein leises Geräusch, das in ihrem Brummschädel wie ein Wecker klang. Kaum hatte sie die Augen aufgeschlagen, stellte sie eine Veränderung fest. Sie wurde nicht mehr über den Boden geschleift und lag
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