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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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nehme an, Ihr seid hier, um Euch die Ausstellung der Wunder anzusehen?«
    »Mehr noch! Ich werde versuchen den Großen Preis zu gewinnen. Ach, übrigens, könnt Ihr mir sagen, ob es hier einen Fuhrwerkverleih gibt?«
    »Gewiß.« Der Wirt beschrieb ihm den genauen Weg.
    »Ich brauche auch einen Trupp kräftiger und williger Arbeiter. Wo kann ich solche finden?«
    Der Wirt deutete über den Platz auf eine etwas heruntergekommene Schenke. »Im Hof des Heulenden Hundes kommt das ganze Gesindel der Stadt zusammen. Dort findet Ihr an Arbeitern, was Ihr braucht.«
    »Seid so gut und beauftragt einen Eurer Schankburschen, zwölf starke Männer für mich anzuwerben, während ich mich zum Fuhrwerkverleih begebe.«
    »Wie Ihr wollt.«
    Cugel mietete einen großen, sechsrädrigen Karren und ein Gespann kräftiger Farlocks. Als er damit zu den Fünf Eulen zurückkehrte, warteten bereits die zwölf Ausgewählten auf ihn – eine sehr gemischte Schar, einschließlich eines Mannes, nicht nur im Greisenalter, sondern noch dazu einbeinig. Ein anderer wehrte im Suff heftig fuchtelnd eingebildete Insekten ab. Diese beiden lehnte Cugel ab und schickte sie sofort zurück. Zu dem Trupp gehörte auch Iolo, der Traumnehmer, der Cugel mit dem allergrößten Argwohn entgegenblickte.
    »Mein guter Freund, was sucht Ihr in einer solch niedrigen Gesellschaft?« fragte Cugel ihn.
    »Ich brauche Arbeit, um mir meinen Unterhalt hier zu verdienen«, erwiderte Iolo würdevoll. »Darf ich fragen, wie Ihr zu den Mitteln für ein so kostspieliges Unternehmen gelangtet? Ich bemerke übrigens auch jenen Anhänger an Eurem Ohr, der noch gestern mein Eigentum gewesen war.«
    »Er ist der zweite eines Paares«, versicherte ihm Cugel. »Wie Ihr sehr wohl wißt, nahm der Räuber den anderen mit Eurem Eigentum.«
    Iolo zog die Lippen hoch. »Ich kann es nicht erwarten, diesen seltsamen Räuber zu finden, der sich meines Opals bemächtigt, Euch aber Euren läßt.«
    »Er war zweifellos ein bemerkenswerter Mann. Ich glaube, ich sah ihn vor nicht ganz einer Stunde, als er aus der Stadt ritt.«
    Wieder zog Iolo die Lippen hoch. »Was habt Ihr mit diesem Karren vor?«
    »Wenn Ihr Euch den Lohn verdienen wollt, den zu zahlen ich bereit bin, erfahrt Ihr es von selbst.«
    Cugel lenkte den Wagen mit seiner Ladung Arbeiter aus Cuirnif hinaus und auf den Weg zu dem mysteriösen Loch, wo alles noch wie zuvor war. Er befahl, rings um das Loch zu graben. Dann setzte er die mitgebrachte Winde ein und holte die ausgestochene Erde mitsamt Loch und Tentakel, der immer noch am Baumstumpf festgebunden war, auf den Karren.
    Als Iolo offenbar Cugels Absicht begriff, änderte sich sein Benehmen. Er kommandierte die Arbeiter herum und wandte sich voll Herzlichkeit an Cugel: »Eine großartige Idee, mein Freund. Wir werden beachtlichen Profit herausschlagen!«
    Cugel hob die Braue. »Ich hoffe tatsächlich, den Großen Preis zu gewinnen. Euer Lohn, andererseits, wird sich in Grenzen halten, ja gar kärglich sein, wenn Ihr Euch nicht besser anstrengt.«
    »Was!« tobte Iolo. »Ihr müßt doch zugeben, daß die Hälfte des Loches mein Besitz ist!«
    »Ich kann Euch keinesfalls beipflichten. Kein Wort darüber, oder ich sehe mich gezwungen, Euch zu entlassen.«
    Iolo fuhr vor Wut schier aus der Haut. Fluchend machte er sich wieder an die Arbeit. Cugel lenkte den Wagen mit Erdblock, Loch und Tentakel zurück nach Cuirnif. Unterwegs erstand er ein Stück altes Segeltuch, unter dem er das Loch verbarg, damit die Überraschung später um so größer sein würde.
    Am Ort der Ausstellung ließ Cugel seine Errungenschaft in den Schutz eines Pavillons schaffen. Danach zahlte er die Männer aus, sehr zur Unzufriedenheit einiger von ihnen, die sich übermäßige Hoffnung gemacht hatten. »Euer Lohn ist durchaus angemessen«, wehrte er ihre Klagen ab. »Selbst wenn er zehnmal so hoch wäre, würdet ihr ihn doch nur in den Heulenden Hund tragen.«
    »Einen Moment!« rief Iolo heftig. »Ihr und ich müssen erst zu einer Einigung kommen!«
    Cugel sprang, ohne auf ihn zu achten, auf den Kutschbock und fuhr den Karren zum Verleih zurück. Einige der Arbeiter verfolgten ihn ein paar Schritte, andere warfen ihm Steine nach, doch er scherte sich weder um das eine noch das andere. Am Tag darauf kündeten Fanfaren und Gongs die Eröffnung der Ausstellung an. Herzog Orbal stolzierte in prunkvollem Gewand aus altrosa Brokat mit weißem Federbesatz auf den Platz. Ein Hut aus blaßblauem Samt mit einem

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