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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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wundersamen Fleckchen in mein Laboratorium. Dort ordne und bearbeite ich sie. So gewinne ich allmählich ein Kristall aus hundert Träumen. Mit diesen Schöpfungen hoffe ich, Herzog Orbals Bewunderung und die tausend Terces zu erringen.«
    »Ich würde Euch meine Anerkennung aussprechen, wäre nicht dieser beengende Tentakel um mein Bein«, sagte Cugel.
    »Wie großzügig von Euch«, dankte Iolo. Er legte ein paar dürre Äste ins Feuer, murmelte einen Bannspruch gegen unfreundliche Nachtgeschöpfe und streckte sich zum Schlafen aus.
    Eine Stunde verging. Cugel bemühte sich auf die verschiedenste Weise, den Druck des Fangarms zu lockern, was ihm aber nicht gelang, genausowenig wie er sein Schwert zu ziehen oder Sprühlicht aus dem Beutel zu holen vermochte.
    Schließlich lehnte er sich zurück und dachte über einen anderen Ausweg aus seiner mißlichen Lage nach.
    Indem er sich lang ausstreckte und halb verrenkte, holte er eine biegsame Gerte heran und mit ihr einen langen dürren Ast, der es ihm ermöglichte, einen zweiten von etwa gleicher Länge heranzuzerren. Mit Zwirn, den er aus seinem Umhangsaum zog, band er die beiden Äste aneinander. Dadurch waren sie lang genug, den schlafenden Iolo zu erreichen.
    Mit größter Behutsamkeit zog er Iolos Reisetasche zu sich. Er nahm die zweihundert Terces aus Iolos Brieftasche an sich und steckte sie in seine eigene Geldbörse. Dann schob er den Milchopal in seine Hemdentasche. Den Beutel mit Träumen ließ er einstweilen neben sich liegen.
    Weiter enthielt die Tasche nichts von Wert, außer dem Rest des kalten Brathähnchens, den Iolo sich für sein Frühstück aufgehoben hatte, und der Lederflasche mit Wein. Beides legte Cugel für sich beiseite. Nun schob er die Reisetasche an ihren ursprünglichen Platz zurück, trennte die zwei Äste voneinander und warf sie weit weg. Da er für den Beutel voller Träume kein besseres Versteck wußte, band er den Zwirn darum und hängte ihn in das geheimnisvolle Loch. Dann erbaute er sich an Hähnchen und Wein und machte es sich so bequem wie möglich.
    Die Nacht zog sich dahin. Cugel hörte den kläglichen Ruf eines Ziegenmelkers und das Ächzen eines sechsbeinigen Schamben in einiger Entfernung.
    Endlich begann der Himmel purpurn zu leuchten, und die Sonne ging auf. Iolo erhob sich, gähnte, strich mit den Fingern durch das zersauste Haar, schürte das Feuer und fragte Cugel höflich: »Wie habt Ihr die Nacht verbracht?«
    »Nun, wie es zu erwarten war. Schließlich ist es sinnlos, sich gegen die unerbittliche Wirklichkeit aufzulehnen.«
    »Das ist die richtige Einstellung. Ich habe mir Euren Fall eingehend durch den Kopf gehen lassen und bin zu einem Entschluß gekommen, der Euch freuen wird. Hört zu: Ich werde nach Cuirnif wandern und dort den Opalanhänger verkaufen und mich bemühen, eine gute Summe für ihn herauszuschlagen. Dann kehre ich zurück, und Ihr sollt das Geld bekommen, das den Betrag übersteigt, den Ihr mir schuldet.«
    Cugel hatte einen anderen Vorschlag: »Wie wäre es, wenn wir gemeinsam nach Cuirnif wanderten, dann erspart Ihr Euch die Ungelegenheiten des Rückwegs.«
    Iolo schüttelte den Kopf. »Nein, wir halten uns an meinen Plan.« Er trat zu seiner Reisetasche, um sein Frühstück herauszuholen, und entdeckte so den Verlust seines Eigentums. Er stieß einen schrillen Schrei aus und starrte Cugel an. »Meine Terces, meine Träume! Sie sind fort! Alles ist fort! Wie ist das zu erklären?«
    »Ganz einfach. Etwa vier Minuten nach Mitternacht kam ein Räuber aus dem Wald und stahl den Inhalt Eurer Tasche.«
    Iolo raufte sich mit beiden Händen den Bart. »Meine kostbaren Träume! Warum habt Ihr mich nicht gerufen?«
    Cugel kratzte sich den Kopf. »Ehrlich gesagt, ich wollte den bestehenden Zustand nicht noch einmal stören.«
    Iolo sprang auf und schaute in alle Richtungen durch den Wald. Dann wandte er sich wieder Cugel zu: »Was war dieser Räuber für ein Mann?«
    »Nun, in mancher Hinsicht schien er mitfühlend zu sein.
    Jedenfalls schenkte er mir, nachdem er Besitz von Eurem Eigentum ergriffen hatte, den Rest Eures Brathähnchens und eine Flasche Wein, was ich beides mit Genuß zu mir nahm.«
    »Ihr habt mein Frühstück verzehrt!«
    Cugel zuckte die Schulter. »Dessen konnte ich ja nicht sicher sein, und ich hatte auch keine Lust zu fragen. Der Räuber und ich unterhielten uns eine Weile, so erfuhr ich, daß er genau wie wir nach Cuirnif zu dieser Ausstellung der Wunder will.«
    »Ah, aha! Würdet ihr

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