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Dackelblick

Dackelblick

Titel: Dackelblick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frauke Scheunemann
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brav an der Leine hinter ihr herzutrotten. Vielleicht kriege ich noch ein Stück Wurst, wenn ich ihr jetzt ein pädagogisches Erfolgserlebnis verschaffe. Tatsächlich dreht sie sich kurz zu mir um.
    »Braver Herkules! Du lernst aber schnell!«, lobt sie mich. Leider ohne noch einmal in ihre Tasche zu greifen. Sei's drum, Hunger habe ich ja eigentlich keinen.
    Mittlerweile stehen wir wieder vor unserem Haus. Ob dieser Daniel auch hier wohnt? Carolin beugt sich zu mir und nimmt mich auf den Arm.
    »So, ab in die Werkstatt!«
    Werkstatt? Interessantes Wort. Was sich dahinter wohl verbirgt? Wir gehen tatsächlich ins Haus, aber anders als eben nicht die Treppe hoch, sondern vier Stufen hinunter. Dann öffnet Carolin die Tür - und wir stehen in einem Raum, der unglaublich nach Holz riecht. Ich schnaube erstaunt. Ob die Menschen auch Wälder haben, die sich
in
Häusern befinden? Und wohnen dann dort trotzdem Füchse und Kaninchen? Allerdings sehe ich überhaupt keine Bäume. Merkwürdig.
    Aus einer Ecke des Werkstattdings höre ich jemanden pfeifen. Ob das Daniel ist? Carolin trägt mich in Richtung des Geräuschs. Wir kommen in einen Raum mit zwei großen Fenstern, in die gerade die warme Nachmittagssonne scheint. Direkt hinter den Fenstern beginnt eine Wiese, es sieht sehr hübsch aus. Vor den Fenstern steht ein großer Tisch, und hinter dem Tisch steht der Mensch, der so laut pfeifen kann. Er hält ein langes Dings in den Händen, das aussieht wie ein Ast mit langen Haaren. Als er uns sieht, legt er das Dings zur Seite und hört auf zu pfeifen.
    »Oh, hallo! Hat sich da jemand zu uns verlaufen? Oder haben wir gerade Besuch?«
    Carolin schüttelt den Kopf. »Weder noch: Wir haben einen neuen Mitbewohner. Darf ich vorstellen: Herkules - Daniel. Daniel - Herkules.« Mit diesen Worten setzt sie mich auf den Tisch neben das Dings.
    »Bitte? Du hast einen Dackel gekauft?«
    »Einen Dackelmix, ja.«
    Ich kann nicht anders - ich muss an dieser Stelle einfach heftig den Kopf schütteln und empört knurren. Die beiden schauen mich erstaunt an.
    »Hoppla, mag er vielleicht keine Männer?«, will Daniel wissen.
    Carolin zuckt mit den Schultern und krault mich beschwichtigend hinter den Öhrchen. »Das will ich doch nicht hoffen. Im Tierheim haben sie jedenfalls nichts davon gesagt, und ich wollte ihn eigentlich tagsüber mit in die Werkstatt bringen.«
    Daniel lächelt. »Na ja, vielleicht ist er ein stolzes Kerlchen und mag es nicht, wenn du seine Reinrassigkeit anzweifelst.«
    Die beiden lachen, und Carolin nimmt mich wieder auf den Arm.
    Was, bitte, ist daran so komisch? Auch wenn ich noch nicht so viele Menschen kenne, eines steht fest: Diese Zweibeiner sind deutlich unsensibler als wir Hunde. Ein Gefühl dafür, was uns gerade bedrückt, haben sie ganz offensichtlich nicht. Mich beschleicht auf einmal das mulmige Gefühl, dass das ständige Zusammenleben mit so einem Menschen, nicht immer die reine Freude sein könnte. Immerhin war dieser Daniel schon mal auf der richtigen Fährte. Den Rest üben wir noch!
    »Darf ich ihn auch mal halten?«
    »Klar!« Carolin reicht mich hinüber. Daniel hat einen festen, aber nicht unangenehmen Griff. Er ist nur ein bisschen größer als Carolin und von hier oben kann ich sehen, dass sich seine hellen Haare wild über den ganzen Kopf locken.
    »Na, Kleiner? Magst du mich etwa nicht?« Um das Gegenteil gleich mal klarzustellen, schlecke ich Daniel mit meiner Zunge übers Gesicht.
    »So viel zum Thema >mag keine Männer<«, freut sich Carolin. »Du kommst doch ziemlich gut bei ihm an.«
    »Dann bin ich ja beruhigt! Denn wenn wir hier demnächst unsere Tage zu dritt verbringen, wäre alles andere ja auch schlecht. Ein Dackel, der mich ständig in die Waden zwickt, hätte unsere Harmonie doch empfindlich gestört.«
    Ah, verstehe. Daniel ist also das Herrchen zu meinem Frauchen. Wahrscheinlich habe ich ihn auch oben in der Wohnung gerochen. Ich habe schon öfter gehört, dass sich Menschen gerne zu zweit zusammentun und dann auch ganz lange so ein Paar bleiben. Fand ich bisher immer einen komischen Gedanken. Aber wenn ich die beiden so sehe, dann kann ich's glatt verstehen. Sie wirken so ... so vertraut miteinander. Fast wie mein Opili mit dem alten Eschersbach. Und die beiden sind immerhin fünfzehn Jahre zusammen zur Jagd gegangen. Mehr Paar geht gar nicht. Ob Carolin und Daniel auch zusammen jagen? Oder machen Menschenpaare andere Sachen zu zweit?
    »Kurz etwas Dienstliches: Hat Frau Brolin

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