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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Führungspersönlichkeit würde jedem Jungen einen guten Einstieg garantieren.
    Oder würde es die Jurisprudenz werden oder vielleicht die City? Keens Familie war weitaus vermögender, als bei den Bewohnern der Fähnrichsmesse eines überfüllten Linienschiffs sonst üblich.
    Adam hatte sich nicht gleich dazu geäußert. Er hatte auf das Klatschen der nackten Füße auf dem Oberdeck gelauscht, auf die barschen Kommandos, als das Ruder wieder übergelegt wurde.
    »Auch wenn ich wieder von vorne anfangen könnte, Onkel, so könnte ich mir keinen besseren Lehrmeister denken.«
    Er hatte gezögert. Für einen winzigen Augenblick war er wieder der dünne, halbverhungerte Fähnrich, der den ganzen Weg von Penzance gelaufen war, um seinen unbekannten Onkel zu suchen. Bolithos Name war auf einen Zettel hingekritzelt. »Auch keinen besseren Freund …«
    Bolitho hatte abwiegeln wollen, aber er erkannte, daß es für den jugendlichen Kapitän, der ihm am Tisch gegenüber saß, eine äußerst wichtige Sache war. Es war eine sehr persönliche Angelegenheit, vergleichbar jenem anderen Geheimnis, das Bolitho nur selten aus seinen Gedanken verdrängen konnte. Sie hatten schon viel geteilt, aber die Zeit, auch das zu teilen, war noch nicht gekommen.
    Dann hatte Adam leise festgestellt: »Kapitän Keen ist ein sehr glücklicher Mann.«
    Adam hatte darauf bestanden, daß sein Gast die Schlafkabine bezog, während er die Heckkabine nehmen würde. Das veranlaßte Bolitho, sich einen anderen Vorfall der Überfahrt, die im großen und ganzen ereignislos verlaufen war, ins Gedächtnis zu rufen. Am Tag, nachdem die Mannschaft auch das leichte Segeltuch für den Endspurt in den Kanal gesetzt hatte, fand er Adam in der Heckkabine mit einem leeren Glas in der Hand vor.
    Bolitho hatte seine Verzweiflung erkannt, den Widerwillen, den er offensichtlich für sich empfand. »Was bedrückt dich, Adam? Sag mir, was es ist – ich werde alles tun, was ich kann.«
    Adam hatte ihn angeblickt und erwidert: »Ich habe heute Geburtstag, Onkel.« Er hatte in einem so ruhigen, gleichmäßigen Tonfall gesprochen, daß nur Bolitho erkannte, daß er mehr als dieses eine Glas getrunken hatte. Das war etwas, wofür Adam jeden seiner Offiziere bestraft hätte. Er liebte dieses Schiff, das Kommando, das er immer angestrebt hatte.
    »Ich weiß«, hatte Bolitho erwidert und sich gesetzt. Dabei hatte er gefürchtet, daß der Anblick der goldenen Vizeadmiralsepauletten eine Kluft zwischen ihnen öffnen könnte.
    »Ich bin jetzt neunundzwanzig Jahre alt.« Adam hatte sich in der Kabine umgeschaut, seine Augen blickten plötzlich sehnsüchtig.
    »Außer der
Anemone
habe ich nichts.« Er fuhr herum, als sein Steward eintrat. »Was zum Teufel wollen Sie, Mann?«
    Auch das sah ihm nicht ähnlich und hatte ihm geholfen, sich wieder zu fangen.
    »Es tut mir leid. Das war unverzeihlich, da Sie mir meine Unhöflichkeit nicht vorhalten können.« Der Diener zog sich verletzt und verstört zurück.
    Dann war eine weitere Unterbrechung gefolgt, als der Zweite Leutnant eingetreten war und seinen Kommandanten darüber informiert hatte, daß es Zeit war, beide Wachen an Deck zu rufen und zu wenden.
    Adam antwortete mit derselben Förmlichkeit: »Ich werde umgehend an Deck kommen, Mr. Martin.« Nachdem die Tür wieder geschlossen war, hatte er nach seinem Hut gegriffen, hatte dann gezögert und hinzugefügt: »An meinem letzten Geburtstag wurde ich von einer Dame geküßt.« Bolitho hatte gefragt: »Kenne ich sie?«
    Aber Adam hatte bereits dem Trillern der Pfeifen gelauscht und den stampfenden Füßen an Deck. »Ich glaube nicht, Onkel. Ich glaube, daß niemand sie kennt.« Dann war er gegangen.
    Bolitho faßte einen Entschluß. Einen dicken Mantel verschmähend, suchte er sich seinen Weg auf das Quarterdeck.
    Die Gerüche, das Knarren der Spieren und Planken, das Knacken in den vielen Meilen stehenden und laufenden Gutes, das unter Last stand, ließ ihn sich wieder jung fühlen. Er vermeinte die Antwort des Admirals auf seine Bitte um ein Schiff zu hören, gleich was für ein Schiff, als der Krieg mit dem revolutionären Frankreich ausgebrochen war.
    Noch immer vom Fieber geschwächt, das ihn in der Südsee niedergeworfen hatte, und jetzt, da jeder Offizier nach einem Einsatz oder einem eigenen Kommando schrie, hatte er fast gebettelt.
    Ich bin ein Kommandant für eine Fregatte.
    Der Admiral hatte kühl geantwortet: »Sie
waren
Kommandant einer Fregatte, Bolitho.« Das hatte ihn

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