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Daemmerung ueber der See

Daemmerung ueber der See

Titel: Daemmerung ueber der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Frau des Admirals, über die man sich in London das Maul zerriß, schenkte man den Gerüchten Glauben. Aber sie hatte ihn mit seinem Namen angeredet. Als ob er von Bedeutung wäre.
    Vorsichtig erkundigte er sich: »Darf ich fragen, M'lady, was Sie zu dieser Stunde hier oben wollen? Es könnte nicht ungefährlich sein.«
    Sie sah ihn direkt an. Später mußte er sich oft an diesen Augenblick erinnern, ihre schönen dunklen Augen, die hohen Wangenknochen, die Überzeugung in ihrer Stimme, als sie sagte: »Sir Richard kommt nach Hause. Mit der
Anemone

    »Das weiß ich, M'lady. Die Marine hat uns entsprechend benachrichtigt.«
    »Heute«, fuhr sie fort, »heute morgen.« Ihre Augen schienen feucht zu werden, und sie wandte sich ab.
    Tom erwiderte freundlich: »Das kann niemand sagen, M'lady. Wind, Wetter, Strömungen …«
    Er brach ab, als sie aus dem Sattel rutschte und ihre schmutzigen Stiefel auf den Pfad knallten. »Was ist los?«
    Sie starrte auf die Bucht hinaus, wo der Dunst aufzureißen begann, das Licht sich über das Vorland wie flüssiges Glas ergoß.
    »Haben Sie ein Fernglas, bitte?« Ihre Stimme war nicht ohne Schärfe.
    Die beiden Männer stiegen ab, und Tom zog sein Fernglas aus dem langen Lederfutteral hinter dem Sattel.
    Catherine beachtete sie nicht mehr. »Steh still, Tamara!« Sie legte das lange Teleskop auf den Sattel, der noch warm von ihrem Körper war. Möwen kreisten um ein kleines Boot weit draußen in Richtung des Kaps. Die Sicht war viel besser als vorher, die ersten Sonnenstrahlen fielen rötlich auf die Wasseroberfläche.
    Toms Kamerad hatte auch sein Teleskop ausgezogen und meinte nach ein paar Minuten: »Da is' 'nen Schiff da draußen, Tom, so wahr wie der liebe Gott selber! Verzeihung, M'lady!«
    Sie hatte ihn nicht gehört. Sie studierte die Segel, die schmutzig und starr wirkten wie Muscheln, darunter den dunklen schlanken Rumpf.
    »Was ist es für ein Schiff, Toby? Kannst du das Rigg ausmachen?«
    Der Mann klang verblüfft. »Ohne Zweifel 'ne Fregatte. Davon hab' ich jede Menge im Laufe der Jahre die Reede von Carrick anlaufen oder von ihr absegeln sehen!«
    »Aber das kann doch jede beliebige Fregatte sein. Reite zum Hafen hinunter und versuche mehr in Erfahrung zu bringen.« Beide drehten sich um, als sie leise feststellte: »Er ist es.«
    Sie hatte das Fernglas zur vollen Länge ausgezogen. Sie wartete, bis das Pferd stillstand, damit sie genau sehen konnte. Schließlich meinte sie: »Ich kann die Galionsfigur im Sonnenlicht ausmachen.« Mit Augen, die plötzlich blind waren, reichte sie das Fernglas zurück.
    »Anemone …«
Sie sah es vor ihrem inneren Auge, so wie sie es eben in Realität gesehen hatte, bevor das Schiff in den Schatten zurückgewendet hatte: das vollbrüstige Mädchen mit der erhobenen Trompete. Die goldene Farbe hell glänzend im reflektierenden Licht. Sie wiederholte es wie für sich selbst: »Anemone … Tochter des Windes.«
    Sie legte ihr Gesicht an das Pferd. »Gott sei Dank, du bist zu mir zurückgekommen.«
    Vizeadmiral Sir Richard Bolitho erwachte aus unruhigem Schlaf und starrte in die Dunkelheit der kleinen Schlafkammer. Sein Hirn nahm sofort die Geräusche und Bewegungen um ihn herum wahr. Sein seemännischer Instinkt sagte ihm, daß auch über der See noch Dunkelheit herrschte. Er lauschte auf das dumpfe Rütteln der Pinne auf dem Ruderschaft, wenn das Ruder den Kräften der See und dem Druck des Windes in den Segeln Widerstand leistete. Er hörte das Rauschen des Wassers am Rumpf, als sich die Fregatte
Anemone
auf dem neuen Bug auf die Seite legte. Ihre Bewegungen hatten sich verändert. Die langen, weit ausschwingenden Stöße des westlichen Ozeans unter abwechselnd prallem Sonnenschein und peitschenden Regenböen waren vorbei. Jetzt war der Seegang kurz und steil, durch den sich das Schiff näher an das Land heranarbeitete. Drei Wochen seit der Karibik. Adam hatte seine
Anemone
angetrieben wie ein Vollblut, das sie ja auch war.
    Bolitho kletterte aus der pendelnden Koje und stützte sich mit einer Hand an einem Deckenbalken ab, bis er sich an die heftigen Bewegungen gewöhnt hatte. Eine Fregatte: Mehr konnte sich ein Mann nicht wünschen. Er erinnerte sich an die, die er in seiner Jugend kommandiert hatte, damals war er noch jünger als Adam gewesen. Er konnte sich noch genau an die verschiedenen Schiffe erinnern, nur die Gesichter der Männer erschienen ihm undeutlich – waren fast verschwunden.
    Er spürte, daß sein Herz heftiger

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