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Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition)

Titel: Dämon, Dämon an der Wand: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Metzgerei und einem Gasthaus gebahnt hatten, war Hänsel bereit. Er zielte mit gespannter Sehne auf Schnee. »Wo ist meine Schwester?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Schnee. »Lass uns doch die netten Wachen am Tor fragen, ob sie sie gesehen haben.«
    Der Bogen rührte sich nicht. Schnee warf Talia einen Blick zu.
    »Sie ist von einem Dach gefallen und hat sich das Bein gebrochen.« Talia ging zur Seite, weg von Schnee. »Ich habe sie an einen Anpflockpfosten ein paar Blocks weiter weg gefesselt. Danielle hat gesagt, sie würde Männer schicken, um sie einzusammeln.«
    »Augenblick mal, du hast sie einfach dagelassen?«, fragte Schnee.
    »Ich musste mich ja vergewissern, dass du dich nicht umbringen lässt!«, fauchte Talia.
    Schnee zeigte mit dem Finger auf Hänsel. »Ich habe ihn ganz allein gefunden, danke schön!«
    »Und jetzt zielt er mit einem Bogen auf dich!«
    Schnee zuckte die Schultern. »Wir können halt nicht alle die Leute von Dächern werfen.«
    »Ich habe sie nicht geworfen!«
    Ein brauner Umriss stieß von der Mauer herab: Ein kleiner Falke flog durch Hänsels gespannten Bogen und pflückte ihm mit den Krallen sauber den Pfeil von der Sehne. Er sprang zurück und ließ vor Schreck los, sodass die Schnur ihm an den Arm klatschte.
    Schnee lächelte. Ihr Halsband erwachte flammend zum Leben.
    Hänsel drehte sich um, um wegzulaufen, aber seine Füße rutschten auf dem magisch-glatten Eis aus. Er rollte sich herum und zog ein Messer aus dem Stiefel.
    Schnee gestikulierte, und ein Eiszapfen brach von der Traufe über ihm ab. Wie von einer Armbrust abgefeuert schoss er herunter und durchbohrte Hänsels Arm. Er schrie auf, und das Messer fiel auf die Gasse.
    Talia hatte jetzt ihre eigenen Messer draußen. Eines davon wurfbereit erhoben, näherte sie sich Hänsel – eine eindeutige Warnung an ihn, keine Tricks zu versuchen.
    Schnee lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen, um den Schmerz zu lindern, der unter ihrer Schädeldecke pochte. Das Schlimmste würde vermutlich bald vorbeigehen, aber bis sie sich völlig erholt hatte, würde wenigstens ein Tag verstreichen. Sie fuhr sich übers Gesicht. »Ich nehme an, der Falke war dein Werk?«
    »Oh, prima!« Schnees Halsband übertrug die Fröhlichkeit in Danielles Stimme ziemlich gut. »Ich hatte schon Angst, er würde dich nicht rechtzeitig erreichen!«
    Talia steckte eins ihrer Messer wieder in die Scheide und warf Schnee den Bogen zu. Hänsel versuchte, sie am Handgelenk zu ergreifen, aber Talia drehte ihm die Finger um und warf ihn mit einem Ruck auf den Bauch, was ihm einen erneuten Schmerzensschrei entlockte. Bis die Wachen eintrafen, hatte sie Hänsel ein ganzes Sortiment von Klingen weggenommen.
    Schnee nahm einen Spiegel von ihrem Halsband ab und warf ihn der nächsten Wache zu. »Redet mit Eurer Prinzessin. Sie wird Euch alles erklären.«
    Sie wartete lange genug, um sich davon zu überzeugen, dass die Wachen alles unter Kontrolle hatten, dann nahm sie Talia bei der Hand und zog sie fort. »Komm schon. Die Bäckerei müsste bald aufmachen. Ich will Plätzchen!«
    »Was ist mit deinem Spiegel?«, wollte Talia wissen.
    »Der wird schon irgendwann den Heimweg finden.«
    Talia schüttelte den Kopf und musste unwillkürlich lächeln. »Dir hat das Spaß gemacht!«
    »Dir nicht?«, fragte Schnee und warf ihr einen Seitenblick zu. Talia hatte sich den Schal vom Kinn heruntergezogen. Schwarze Haarsträhnen umrahmten ein strenges Gesicht, aber um die Augenwinkel lagen kleine Lachfältchen. Schnee grinste. »Es erinnert mich an das eine Mal, als Königin Bea uns losschickte, um diesen Frosch zu finden, der sich als Prinz ausgab, um junge Maiden zu belästigen.«
    »Ich sage ja immer noch, du hättest mich ihn kochen lassen sollen«, meinte Talia. »Frische Froschschenkel, in Butter getränkt und mit Nadif bestreut …«
    Schnee schnitt eine Grimasse. »Ich bleibe bei den Plätzchen, danke. Bleib du bei deinem Frosch.«
    »Schnee? Talia?« Die Dringlichkeit in Danielles Stimme bewirkte, dass Schnees Magen sich zusammenzog.
    »Was ist los?« Schnee riss den größten Spiegel von ihrem Halsband ab und rieb das Glas mit dem Ärmel sauber. Es war schwer, auf der winzigen Fläche Einzelheiten auszumachen, aber Danielle sah aus, als kämpfte sie gegen die Tränen an.
    »Es ist Beatrice.«

*
    Schnee hatte diesen Tag schon vor anderthalb Jahren kommen sehen, als eine Meerjungfrau Königin Beatrice eine verwunschene Klinge in die Brust gestoßen hatte. Schnee

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