Daemonen des Lichts
und stellte sich neben ihn. Sie berührte seinen Arm. »Alex, es … es tut mir wirklich leid.«
Sie wusste es bereits? Alex fuhr überrascht zusammen, seine Muskeln verkrampften sich. Er hielt den Blick starr auf das Stockbett gerichtet, als Bilder des Canyons in Los Angeles an seinem inneren Auge vorbeiglitten, so schnell wie ein sich auffächerndes Kartendeck. Schließlich sagte er: »Kennst du die Einzelheiten?«
Willow schüttelte den Kopf. »Nein, als ich deine Gedanken gelesen habe, habe ich nichts gesehen. Ich habe es mehr erraten. Ich wollte dir vorher schon sagen, dass es mir leidtut – aber na ja, damals mochte ich dich nicht besonders.« Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
Alex spürte, dass er sich ein klein wenig entspannte. Gott sei Dank, Mitleid von ihr wäre die reinste Folter gewesen. »Das kann ich dir nicht verdenken«, sagte er nach einer Weile. »An deiner Stelle hätte ich mich auch nicht besonders gemocht.«
Er sah zu ihr hinunter und rang sich ein ironisches Grinsen ab.
Ihre Blicke suchten und fanden sich. Willows Hand auf seinem Arm fühlte sich warm und durch die Hitze ein bisschen feucht an. Jeder Gedanke an Jake war wie weggeblasen. Alex merkte, wie sein Puls sich beschleunigte, als er in ihr Gesicht blickte. Die Zeit blieb stehen, keiner von ihnen bewegte sich. Plötzlich jedoch schien Willow aufzufallen, wie dicht sie bei ihm stand. Sie ließ die Hand sinken und trat mit verlegener Miene einen Schritt zurück.
Alex räusperte sich. Seine Gedanken waren ein einziges Durcheinander. »Danke«, sagte er. »Wegen Jake, meine ich. Es ist zwar schon einige Zeit her, aber trotzdem … danke.«
»Du, äh … hast mir gerade von deinem Vater erzählt und wie er den Engeln auf die Schliche gekommen ist«, sagte Willow. Sie setzte sich auf den Metallrahmen des unteren Etagenbettes und lehnte sich an den Bettpfosten. Alex setzte sich an das andere Ende, sorgsam auf etwas Abstand zwischen ihnen bedacht.
»Ja.« Auf einmal wollte er das Thema gerne beenden. Seine Stimme wurde barsch und unpersönlich. »Meine Mutter hatte sich schon eine ganze Weile merkwürdig benommen. Sie war fahrig und abwesend und ist zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Haus gegangen und so was alles. Mein Dad wurde misstrauisch, er dachte, sie hätte vielleicht eine Affäre oder so. Also ist er ihr eines Tages, als sie gesagt hat, sie wolle laufen gehen, gefolgt. Als er sie fand, stand sie mitten auf dem Laufpfad, stand einfach nur da und lächelte zum Himmel hinauf.«
»Oh nein«, flüsterte Willow.
»Er hat versucht, sie zu schütteln, hat ihr eine Ohrfeige gegeben – nichts. Zu guter Letzt, wahrscheinlich wegen seiner ganzen Erfahrung mit Energiefeldern, hat er wohl etwas Ungewöhnliches gespürt und seinen Bewusstseinszustand verändert. Und da hat er den Engel gesehen, der sich von ihr nährte.«
Ringsherum war es totenstill.
»Der Engel war … ziemlich entsetzt, als ihm klar wurde, dass jemand ihn gesehen hatte, von dem er sich nicht gerade nährte. Er ging auf meinen Vater los und der hat es geschafft, sich zu wehren, indem er seine eigene Energie einsetzte. So was machen wir heutzutage nicht mehr, ist viel zu gefährlich. Mittlerweile weinte meine Mutter und schrie meinen Dad an, damit aufzuhören, er hätte doch keine Ahnung. Sie ist zwischen die beiden geraten und der Engel hat ihr einfach … die Lebensenergie herausgerissen, alle auf einmal.«
Willows grüne Augen waren riesig.
»Der Engel verschwand und meine Mutter … erlitt einen schweren Schlaganfall. Sie ist ins Koma gefallen und noch am nächsten Tag gestorben.«
Unwillkürlich drängte sich ihm eine weitere Erinnerung auf: er und Jake im Krankenhaus, am Bett ihrer Mutter. Hinter ihnen ihr Vater, dessen Hände sich in ihre Schultern gruben. Alex erinnerte sich daran, dass er eher verwirrt als traurig gewesen war. Er hatte nicht verstanden, warum sie nicht aufstand.
»Oh, Alex«, flüsterte Willow. »Es tut mir so leid.«
Er zuckte brüsk mit den Schultern. »Das ist schon Jahre her. Bei der CIA haben sie vermutlich gedacht, Dad wäre nicht mehr ganz bei Trost, als er anfing, über Engel zu faseln, die Menschen umbrachten. Aber er hatte schon so lange für sie gearbeitet, dass sie ihm ein Budget zuteilten und ihn ansonsten in Ruhe ließen. Niemand hat das Ganze damals wirklich ernst genommen. Außer den Engeljägern.«
»Und … dann kam die Invasion«, sagte Willow.
Alex nickte. Er hatte einen Arm um den Bettpfosten geschlungen
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