Daemonen kuesst man nicht
»Ich habe das gern für dich getan, mein Schätzchen.«
Er hatte immer etwas für mich getan, von den Zauberbohnen unter meinem Kopfkissen bis zu meiner Rettung aus dem
Lake Newman, als ich acht Jahre alt gewesen war. Ich durfte ihn jetzt nicht verlieren. »Ich habe dich doch gerade erst gefunden.«
Phil grinste. »Sieh es nicht so, als hättest du deinen Märchenpaten verloren – du hast stattdessen einen Schutzengel gewonnen.«
Das konnte doch nicht wahr sein. Er würde doch nicht … »Du kommst wieder?«, fragte ich mit hoher Stimme und wagte kaum, es zu hoffen.
Er nickte, und ich sah ihm seine Freude an. »Ich habe dir doch gesagt, dass es mir schwerfällt, loszulassen. Und sag deiner Großmutter vielen Dank für das Bier.«
Als er verschwand, wurde mir bewusst, wie viel ich ihm noch zu sagen hatte. Es tat weh, ihn zu verlieren, selbst wenn es nur vorübergehend war. Trotz des beißenden Gestanks der verwelkten Blumen nahm ich einen Hauch Zimt wahr. Er war immer da gewesen, um mich zu retten – bei großen und kleinen Problemen. Er hatte sich meine fünf Stunden dauernde Tanzaufführung angesehen und mir Zauberbohnen unter das Kopfkissen gelegt. Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fragte ich mich, ob er nicht derjenige gewesen war, der an meinem Limonadenstand an der Ecke erschienen war und verlangt hatte, dass der alte Mr. Steele mir den vollen Preis bezahlte, obwohl mir das Eis ausgegangen war. Onkel Phil hatte anscheinend immer gewusst, wann er auftauchen musste. Und er würde immer bei mir sein, was auch geschehen würde.
Der Leichenschmaus fand in der Lodge neben dem Streichelzoo statt. Das Häuschen sackte leicht durch, und die meisten Wände hätten einen neuen Anstrich gebraucht. Außer den Holzbänken und Tischen gab es kaum Möbel. Auf der Treppe waren Reifenspuren zu sehen, aber ich hatte das Gefühl, dass dafür die Red Skulls verantwortlich waren.
Die Red Skulls mischten sich unter die Feen. Und wir hatten Phils Adressbuch gefunden und einige seiner Freunde aus dem Bowlingclub und seinen Chef eingeladen. Mr. Reed hatte glücklicherweise keine Ahnung davon, was im Damm vorgefallen war. Auch dafür musste ich den Red Skulls dankbar sein.
Das Gemurmel der Gäste hallte in dem spartanisch eingerichteten Raum wider.
»Hast du vor, hier eine Biker-Bar einzurichten?«, fragte ich Großmutter, während ich ihr einen Becher Punsch reichte.
»Nein.« Sie trank einen kräftigen Schluck. »Wir fühlen uns hier nicht heimisch. Wir werden uns wieder auf den Weg machen. Richtung Süden.«
Ich nippte an meinem Punsch und verschluckte mich beinahe, als die Flüssigkeit in meiner Kehle brannte. »Was ist das?«, fragte ich, meine Stimme eine Oktave höher.
»Hm.« Großmutter führte den Pappbecher wieder an die Lippen und schlürfte genießerisch. »Keine Ahnung. Ant Eater verrät ihre Rezepte nicht.«
Und das war nicht das Einzige, was Ant Eater für sich behalten hatte. Sie hatte den armen Sid den ganzen Nachmittag nicht aus den Augen gelassen. Noch schlimmer – der kleine, untersetzte Feenmann hatte sich ein Harley-Davidson-Tuch um den kahlen Kopf geschlungen. »Warum trägt er eine Cowboyhose?«
Großmutter zuckte die Schultern. »Wenn man ständig auf der Straße unterwegs ist, läuft man Gefahr, wunde Schenkel zu bekommen.«
Meine Güte. Ant Eater und Sid? Sie würden sich gegenseitig umbringen.
Großmutter trank noch einen Schluck. »Was? Kannst du jetzt etwa die unmittelbare Zukunft vorhersagen?«
Sid entdeckte mich und löste sich von Ant Eater – mit, ähm, einem Küsschen auf die Wange.
»Ich habe etwas für Sie«, verkündete er und zog ein Stück Papier aus seiner Hosentasche.
An der rechten oberen Ecke glänzte das goldene Siegel des Ministeriums für Innermagische Angelegenheiten. »Eine gültige Dämonenkiller-Lizenz?«, fragte ich stolz und erleichtert. »Heißt das, dass ich die Prüfung nicht mehr machen muss?«
Sid verdrehte die Augen. »War das Verhindern einer Dämoneninvasion nicht Test genug? Sie haben sich die Lizenz verdient. Aber wedeln Sie nicht damit vor Officer Lys Nase herum, sonst schickt sie Sie schneller die Leiter wieder hinauf, als Sie ›Bruchlandung‹ sagen können.«
Als ob ich die Drachenlady jemals wiedersehen wollte. Dimitri legte mir den Arm um die Schultern. Er fühlte sich warm und einladend an. »Komm. Das musst du dir ansehen.«
Ich folgte ihm in den Vorraum. Neben einem verkohlten Fleck auf dem Hartholzboden stand Parate
Weitere Kostenlose Bücher