Daniel Taylor - Plötzlich Dämon: Collector's Pack (German Edition)
geworden.« Sie seufzte. »Danny leidet bestimmt furchtbar darunter, dass sein Dad nichts mehr von ihm wissen möchte. Peter ist mit seiner Neuen praktisch über Nacht auf und davon. Wenn es für mich schon so hart ist, wie schlimm muss es erst für Danny sein?« Anne zog leicht die Nase hoch und fuhr mit bitterer Stimme fort: »Wenigstens bei seinem Sohn könnte sich Peter ab und zu melden, aber er interessiert sich anscheinend überhaupt nicht mehr für ihn.« Mit dem Handrücken wischte sich Anne eine Träne aus dem Augenwinkel. »Kannst du nicht mal mit Danny reden? Mich lässt er nicht an sich heran. Den ganzen Tag verkriecht er sich in seinem Zimmer oder schleicht irgendwo in der Gegend rum.«
Vanessa wusste überhaupt nicht, wie sie sich Anne gegenüber verhalten sollte. Es war für sie schrecklich, Dannys Mutter so traurig zu sehen. »Natürlich rede ich mit ihm«, erwiderte sie hastig.
Geräuschvoll schnäuzte sich Anne in ein zerknittertes Taschentuch. »Es tut mir so leid, ich möchte dich nicht mit Erwachsenenkram belasten, doch ich weiß nicht mehr, was ich machen soll.«
»Ist okay.« Vanessa lächelte schief. Irgendwie war es ihr peinlich, solche Details aus Annes Leben zu erfahren. »Ist Daniel überhaupt schon wach?«, wechselte sie das Thema. Vanessa hatte zuvor angestrengt durch ihr Fenster gestarrt, ihn aber nicht entdecken können. Entweder lag er in seinem Bett, das sie nicht einsehen konnte, oder er war nicht zu Hause. Wahrscheinlicher war jedoch, dass er noch schlief. Sonntags kam er normalerweise erst mittags aus den Federn, weil er bis spät in der Nacht vor seinem Computer saß. Ob er nach der Party – nach ihrem Kuss – auch nicht zur Ruhe gekommen war?
Anne sah zur Decke. »Danny hat sich heute noch nicht hier unten blicken lassen. Scheuch ihn ruhig auf, falls du ihm die fröhliche Nachricht gleich überbringen möchtest.«
»Oh, er hat mir die schlimmsten Dinge angedroht, falls ich dich auf die Nachhilfe anspreche.« Vanessa schmunzelte verschwörerisch, worauf auch Anne lächelte.
Als Vanessa die schmalen Stufen nach oben schritt, hörte sie schon vom ersten Stock aus, dass in Daniels Zimmer Musik lief. Er war also wach! Ihr Herz klopfte schneller als die durchdringenden Bassklänge.
Wie verhielt sie sich jetzt? Sollte sie ihn zur Begrüßung küssen oder küsste er sie? Aber vielleicht wollte er sie so früh am Morgen nicht küssen, weil er sich noch nicht die Zähne geputzt hatte? Wie machten das andere Paare, hatten die eine Flasche Mundwasser am Bett stehen? Was, wenn der Kuss gestern nur eine einmalige Sache gewesen war und Danny gar nicht richtig mit ihr zusammen sein wollte?
Vanessa beschloss, sich nicht verrückt zu machen, sondern es einfach auf sich zukommen zu lassen, und öffnete die Tür.
Als Erstes sah sie wie immer den hellblauen Teppichboden, der seit Daniels Kindheit den Raum zierte und dementsprechend abgenutzt war, und das Fenster, durch das sie hinüber in ihr Zimmer blicken konnte. Rechts unter der Dachschräge stand ein Sideboard, auf dem sich neben einem Monitor und der Stereoanlage CDs und Computerspiele türmten. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde die Sicht frei auf die andere Dachschräge und das französische Polsterbett, in dem Daniel lag und sich krümmte. O nein, er hat wieder einen Anfall! Vanessa machte sich sofort daran, diese nervtötende Musik abzustellen, bevor sie zu ihm ans Bett eilte.
»Danny!« Er lag auf dem Rücken, mit nichts weiter am Leib als seinen Shorts. Sein Gesicht war schweißüberströmt, sein Körper zitterte, als würde er unter Strom stehen. Daniels Augen waren weit aufgerissen und wirkten beinahe schwarz.
»Nessa«, kam es krächzend aus seinem Mund. Er streckte eine Hand nach ihr aus, die ihm aber sofort schwer in den Schoß fiel.
»Ich bin hier, halte durch!« Sie drückte ihn fest an sich, doch er bäumte sich immer wieder auf und stöhnte gequält. Sein Atem ging stoßweise, jeder Muskel schien angespannt.
Vanessa geriet in Panik. Was hatte er nur? »O Gott, ich hole deine Mom!«, rief sie und wollte ihn gerade loslassen, aber das hatte Danny sicher nicht mehr gehört. Plötzlich erschlaffte sein Körper in ihren Armen und er blieb reglos liegen.
»Daniel?« Vorsichtig schüttelte Nessa ihn an der Schulter. O Gott, o Gott, was mach ich denn jetzt? Hastig überprüfte sie den Puls und seine Atmung, so, wie sie es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte, und war froh, dass beides zwar schwach,
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